In Anwesenheit zahlreicher offizieller Vertreter wurde das Ressourcenprojekt für Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming, kurz Pflopf genannt, am letzten Freitag auf dem Betrieb von Florian Peter in Niederwil bei Adlikon ZH der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit Pflopf soll aufgezeigt werden, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) mit technologiebasierten Massnahmen um mindestens 25 Prozent gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung reduziert werden kann (siehe auch Kasten). Darüber hinaus geht es auch darum, die Hinderungsgründe für die bisher geringe Verbreitung von Precision Farming zu beseitigen.

Fassbare Massnahmen

"Themen wie Lebensmittelsicherheit und Pflanzenschutz stehen auf der öffentlichen Agenda weit oben, was auch die zwei aktuellen Initiativen zeigen. Dieses Projekt nun kommt zum richtigen Zeitpunkt", stellte Markus Dieth, Landstatthalter des Kantons Aargau, anlässlich seines Kurzreferats fest. Entscheidend sei auch, dass die technologiebasierten Massnahmen, die beim Pflopf gefördert werden, nicht nur ein Schreibtischprodukt, sondern erprobt und fassbar seien. Auch Marco Pezzatti, Chef des Zürcher Amtes für Landschaft und Natur, betonte die Praxisnähe des Projektes: "Forschung, die von Betrieben praktisch angewendet wird, ist der richtige Ansatz. So kommt man weiter." Es gehe dabei nicht nur darum, schlaue Methoden herauszufinden, vielmehr müsse man die Bemühungen der Bevölkerung zur Reduktion von PSM sichtbar aufzeigen, so Pezzatti weiter.

Spezialisierung gefragt

"Keine Innovation durchdringt die Landwirtschaft intensiver als die Digitalisierung", stellte Ueli Bleiker, Leiter des Thurgauer Landwirtschaftsamts, fest. "Dementsprechend intensiv ist die Diskussion darüber." Bleiker erwähnte als Beispiele Pflückroboter oder Überwachungssysteme in der Tierhaltung, die auf reges Interesse stossen. Allerdings, so der Thurgauer, stünden nötige Kompetenzen und Anschaffungskosten dafür in einem Missverhältnis zum heutigen Familienmodell auf den Betrieben. Dieser Strukturwandel rufe nach Spezialisierungen und entsprechenden Weiterbildungen. Dazu brauche es aber auch die Unterstützung durch die landwirtschaftlichen Ausbildungszentren.

Mit Hans Frei, Präsident des Zürcher Bauernverbands, kam auch ein Vertreter der Praxis zu Wort. In letzter Zeit sei gegenüber der Landwirtschaft viel Kritik laut geworden, sagte Frei. Doch ohne Pflanzenschutz gehe es nicht, es gebe aber auch neue Wege, wie dieses Projekt zeige. "Wir sind diesen neuen Technologien gegenüber offen", betonte Frei. Vor allem die Jungen ­seien es, welche diese Herausforderung gerne annehmen wollen und gut mit digitalisierter Landwirtschaft umzugehen verstünden, beispielsweise bereits heute schon mit GPS-gesteuerten Traktoren.

Betriebe profitieren

Nebst den Herausforderungen bezüglich Kompetenzen und Aufwendungen, welche die beteiligten Betriebe erwarten, sprach Christian Eggenberger vom Pflopf-Projektteam auch deren Nutzen an: "Die Betriebe gestalten gemeinsam mit Beratung und Forschung den Pflanzenschutz der Zukunft mit." ­Zudem kommen sie laut Eggenberger in den Genuss einer qualitativ hochstehenden Beratung für einen optimalen Pflanzenschutz auf ihrem Betrieb. Auch werden sie für ihre Mitarbeit und den Technologieeinsatz finanziell abgegolten. Zudem werden die Ergebnisse und Erfahrungen des Projekts den Teilnehmenden und weiteren Interessierten zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus werden im Rahmen eines Wirkungsmonitorings unter anderem Praxisakzeptanz wie auch Kosten und Nutzen der Massnahmen wissenschaftlich untersucht. "Eine grosse Herausforderung bei diesem Projekt ist es, an Pflanzenschutzmitteln zu sparen und gleichzeitig Lebensmittel von hoher Qualität herzustellen", stellte Eggenberger abschliessend fest.

 

Ein überregionales Pflanzenschutzprojekt

Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW hatte 2017 den Aktionsplan Pflanzenschutz lanciert, um Risiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zu vermindern und entsprechende Projekte zu fördern. In diesem Rahmen wurde das Ressourcenprojekt "Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming" Pflopf von den landwirtschaftlichen Zentren Liebegg AG, Arenenberg TG und Strickhof ZH sowie den Bauernverbänden der Kantone Aargau, Thurgau und Zürich gemeinsam initiiert. Ziel ist dabei, den Einsatz von PSM mit Hilfe von technologiebasierten Massnahmen zu reduzieren und zwar um mindestens 25 Prozent im Vergleich zu herkömmlicher Be­­wirtschaftung. Beteiligt sind rund 60 ÖLN-Betriebe aus den drei Kantonen mit etwa 900 Hektaren Acker-, Gemüse-, Obst- und Rebbauflächen. Diese werden von den kantonalen landwirtschaftlichen Zentren unterstützt. Zudem wird das Projekt durch Agroscope wissenschaftlich begleitet und vom BLW mitfinanziert. Bei der Durchführung beteiligt ist unter anderem die Swiss Future Farm im thurgauischen Tänikon als Demobetrieb für eine digitale Landwirtschaft in der Praxis. Pflopf ist Anfang Jahr gestartet, die Umsetzungsphase läuft bis 2024, die Abschlussphase bis 2026.

Die sieben Massnahmen, die beim Pflopf zur Anwendung kommen:

  • Prognosesysteme im Pflanzenschutz
  • GPS-gesteuerte Lenksysteme für Saat und Pflanzung
  • GPS-gesteuerte Applikation von PSM
  • Sensorgesteuerte Applikation von PSM
  • Sensorgesteuerte mechanische Unkrautregulierung
  • Roboterbasierte alternative Unkrautregulierung im Obst- und Rebbau
  • Drohneneinsatz beim Pflanzenschutz im Obst- und Rebbau

Das Projekt soll auch offen sein für kommende Entwicklungen, die zu den bestehenden Massnahmen aufgenommen werden könnten. 

Weitere Informationen: www.pflopf.ch