Die Geschichte des Rheintaler Ribelmais ist ein Beispiel dafür, wie eine alte Nutzpflanze von moderner Züchtung profitieren kann. Ribelmais gilt nicht nur als regionales Kulturgut, sondern hat auch spezielle Eigenschaften: Er ist kälteresistent, wächst doppelt so schnell wie andere Maissorten und gibt auch geschmacklich etwas her. Dabei handelt es sich um eine alte Landsorte, bei welcher jede Pflanze eine eigene Genetik hat.
Noch vor 20 Jahren galt der Ribelmais als fast ausgestorben. Um ihn als Kulturgut zu bewahren, wurde der Verein «Rheintaler Ribelmais» gegründet. «Dabei geht es auch darum, dass die hiesigen Landwirte wirtschaftlich etwas davon haben und die Region gestärkt wird», sagt der Geschäftsführer Hans Oppliger kürzlich in einem Referat an der Fachtagung für Saatgutzüchtung in Salez. Rheintaler Ribelmais wurde unter AOP-Schutz gestellt und erlebte dank dem eine Renaissance. 2019 wurde er bereits auf über 70 Hektaren angebaut, der Flächenbedarf ist steigend.
Vor zehn Jahren allerdings geriet der robuste Ribelmais zunehmend unter Pilzdruck. «Dies zeigt, dass eine alte Sorte nicht per se resistenter ist», stellt Oppliger fest. «Der Mais ist zwar kältetolerant, aber ansonsten in Bezug auf Pilzkrankheiten sehr anfällig.» Gleichzeitig wurde der Mykotoxin-Grenzwert im Zuge des verschärften Lebensmittelgesetzes neu als Grenzwert anstelle eines Toleranzwertes festgelegt. «Der Anbau war gefährdet, es bestand dringender Handlungsbedarf», erinnert sich Oppliger. Fortan wurden die Produzenten geschult und Anbauvorschriften angepasst. Zudem holte man Hilfe bei Maiszüchtungsexperten und änderte das Züchtungspogramm. Früher hatte man mittels Positivselektion jeweils die Pflanzen ausgewählt, die geeignet erschienen.
Seit 2008 kommen nun Kreuzungsverfahren zum Einsatz, die gezielter und präziser auf die Selektion von Resistenzen hinarbeiten. Um schneller vorwärts zu kommen, wird ausgewähltes Saatgut auch während dem Winterhalbjahr in Chile vermehrt. «Wir hoffen nun, dass wir so mit weniger Aufwand zu pilzresistentem Mais kommen», sagt der Rheintaler Agronom. Je nach Erfolg der aktuellen Züchtungsstrategien sehe er auch einen möglichen Einsatz von molekulargenetischen Züchterwerkzeugen wie etwa Crispr Cas. Wünschenswert sei eine Austauschplattform zu neuen Züchtungsmethoden. «Die Akzeptanz und Anwendung neuer Methoden könnte einen wertvollen Beitrag zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln leisten.»