Die Weizenbestände sind schön, der Krankheitsdruck tief: Doch auch das Getreide hat den Regen bitter nötig. Am Sommertag vom Mittwochabend am Wallierhof konnte die Pflanzenbauberaterin und Lehrerin Barbara Graf den vielen anwesenden Landwirtinnen und Landwirten auf ihren Versuchsflächen dennoch schöne Getreidebestände präsentieren. «Gelbrost und Mehltau sind bis jetzt kein Thema, Septoria und seit Anfang Juni Braunrost leider schon», sagt Graf. Auch der Fusariendruck wie der Befall des Getreidehähnchens sei bis jetzt tief ausgefallen.

Sich Gedanken machen

Schon jetzt müssen sich die Landwirte aber Gedanken machen, welche Weizensorten sie im Herbst anbauen wollen. Ob ÖLN oder ein intensives Verfahren infrage kommt, muss überlegt sein. «Damit sich das Verfahren ÖLN lohnt, müssen die Erträge die zusätzlichen Kosten von zirka 430 Franken je ha (Hilfsstoffe, Arbeitsaufwand, IP-Suisse-Prämie) plus die Extensoprämie (Fr. 400.–) mindestens ausgleichen», hält Barbara Graf fest. So seien je nach Qualitätsklasse bzw. Richtpreisen unterschiedliche Mehrerträge nötig. Ein intensives Verfahren hat nur Sinn, wenn an einem guten Standort mit hohem Ertragspotenzial pflanzenbauliche Massnahmen der Situation angepasst werden können. «Das heisst, eine frühe Fungizidbehandlung soll nur dann vorgenommen werden, wenn Krankheiten die Bekämpfungsschwellen überschritten haben», so die Beraterin.

[IMG 3]

Neue Sorten kommen dazu

Auch bei der Sortenwahl gilt es, Überlegungen anzustellen. Immer mehr verlieren die bewährten Sorten wie Arina, Forel oder Runal an Bedeutung. Mit Bodeli erscheint aber jetzt eine neue Sorte am Weizenhimmel: Der begrannte Bodeli zeichnet sich durch Frühreife, Standfestigkeit, gute Resistenzeigenschaften, vor allem aber durch einen hohen Proteingehalt und ausgezeichnete Backeigenschaften aus. Bodeli wird als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Qualitätssorten Titlis und Runal gehandelt. «Bodeli wird sicher auch für Bioproduzenten interessant sein», sagt Graf. Bodeli sei aber erst für die Aussaat 2024 in grossen Mengen erhältlich. Eine Alternative bietet die Sorte Alpval. Diese wird aber erst 2024 definitiv in die Sortenliste aufgenommen. «Alpval ist hinsichtlich Ertrag und Qualität vergleichbar mit der Sorte Campanile oder leicht darüber, bei besseren Resistenzeigenschaften, ausser bei Fusarien», weiss die Pflanzenbauberaterin.

Viel Unkraut in Reihen

Ein grosses Thema unter den Bauern ist immer wieder der sogenannte Hasenweizen. 2020 wurde das Getreide in weiten Reihen vom Bund zu einer regionsspezifischen Biodiversitätsförderfläche (BFF-Typ 16) erklärt, welcher in den Vernetzungsprojekten unterstützt werden kann. Im Zusammenhang mit der Pa. Iv. 19.475, welche unter anderem den 3,5 -Prozent-Anteil an Biodiversitätsförderflächen im Acker ab 1. Januar 2024 vorschreibt, gewinnt dieser BFF-Typ an Bedeutung. Doch bei der Verunkrautung besteht beim Hasenweizen erhebliche Gefahr: «Die Unkrautregulierung war diesen Frühling aufgrund der vielen Niederschlägen eine grosse Herausforderung», hält Graf fest. Sie empfiehlt deshalb Getreide in weiten Reihen nur auf Parzellen ohne Problemunkräuter und ohne grossen Unkrautdruck anzulegen.

[IMG 2]

Ein Hackgerät kann helfen

Mit Unkraut kennt sich Samuel Flury, Lohnunternehmer aus Halten, bestens aus. Auf einem Demo-Maisfeld präsentierte er am Sommertag sein Hackgerät, gesteuert mit einem Kameralenksystem mit hydraulischer Einzelreihenaushebung. «Für die Unkrautbekämpfung kann ein Hackgerät hilfreich sein, um den chemischen Herbizideinsatz zu reduzieren», hält Flury fest. Bei einem Einsatz empfiehlt er, dass der Zeitpunkt (beim Mais) eher früh erfolgen soll. «So können wir genauer arbeiten, als wenn die Kultur schon zu gross ist.»