Im Kanton Zürich stehen rund 5700 feste Zäune, knapp mehr als ein Zehntel davon befinden sich in Wildtierkorridoren. Reto Muggler, Co-Leiter der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung, präsentierte diese Zahl an der Generalversammlung des Zürcher Obstverbands. Um Zäune ging es dann auch in seinem Referat.

Worauf zu beachten ist

Seit Inkrafttreten der Totalrevision des Zürcher Jagdgesetzes wird klar unterschieden zwischen temporären Zäunen und festen, massiven Zäunen – für Letztere muss man eine Baubewilligung einholen. Massive Zäune, die vor dem 1. Juli 2023 erstellt wurden, gelten als bestehend und brauchen kein nachträgliches Baugesuch. Sollte sich ein bestehender Zaun in einem Wildtierkorridor oder am Waldrand als problematisch erweisen, könne man die Bewirtschafter auffordern, trotzdem ein Baugesuch einzureichen, sagte Reto Muggler.

Leichte Viehzäune mit Litzen und gerammten leichten Pfosten gelten als temporäre Zäune. Sie dürfen stehen bleiben, so lange Tiere darin gehalten werden oder beispielsweise Erdbeeren heranwachsen. Die Litzen und Drähte müssen gespannt und unter Strom sein. Sie müssen spätestens Ende der Vegetationszeit entfernt werden. Die Pfosten dürfen stehen bleiben.

Eine Stichprobenkontrolle der Fischerei- und Jagdverwaltung hat jedoch 2023 in einem Wildtierkorridor festgestellt, dass die Drähte oft nicht abgebaut worden sind. Litzen, teils am Boden liegend, teils in den Isolatoren hängend, sind Gefahrenquellen für Wildtiere.

Immer unter Strom

Äusserst unbeliebt bei Jagd- und Umweltkreisen sind Weidenetze (Flexinet). Wildtiere können sich verfangen und zu Tode kommen. «Diese Weidenetze muss man mit Flatterbänden sichtbar machen, idealerweise mit blauen, da diese vom Wild besser wahrgenommen werden können», sagte Reto Muggler. Wichtig sei der Unterhalt. Einen Spannungsabfall müsse man verhindern. Auch sei das Flexinet straff zu spannen, das gäbe wenigstens etwas Widerstand, sollte ein Wildtier dagegen rennen. [IMG 2]

Weidenetze dürfen maximal zwei Tage vor Inbetriebnahme der Fläche aufgebaut werden. Zwei Tage nach der Ernte muss das Weidenetz weg. Abgeräumte Weidenetze dürfen nicht im Freien liegen gelassen werden. Wenn immer möglich, sollte man auf den Gebrauch von Weidenetzen verzichten und alternative Zäune prüfen, legte Reto Muggler den Teilnehmern ins Herz.

Für Weidenetze zum Schutz der Kulturen zahlt der Kanton keine Beiträge, hingegen für Zäune mit Drähten. Pro Laufmeter gibt es Fr. 8.20 und pro Tor (inklusive Torpfosten) Fr. 540.–. Dazu kommen Materialkosten für Litzen/Bänder oder Viehhüter von Fr. 4.–/m. Auch gibt es Beiträge für den Einzelschutz von Obstbäumen. Beiträge für chemische Vergrämungsmittel können im Einzelfall geprüft werden. Den Landwirten wird auch eine Pauschale von Fr. 2.–/m für den Unterhalt ausgerichtet. Das gilt nur für direktzahlungsberechtigte Betriebe.

Mehr dazu

Allerdings sei für die Obstproduzenten bedauerlich, dass für Seitennetze an Obstanlagen oder auch Hagelnetze keine Pauschale bezahlt werde, äusserten sich zusammen mit Christoph Lamprecht, Präsident des Zürcher Obstverbands, mehrere Zürcher Obstbauern. Diese würden ja auch dem Schutz der Kulturen gegen Krähen und Wildtiere dienen. Spezialfälle könnten jedoch immer im Einzelfall geprüft werden.

Geändertes Abwehrrecht

Reto Muggler nahm auch Stellung zum Abwehrrecht – neu heisst dies Selbsthilfemassnahme. Das ist landwirtschaftlichen Betrieben ohne Jagdberechtigung gestattet. Es gilt nur noch im Innern von Gebäuden und unter Vordächern – also nicht wie früher 100 m um den Hof herum. Ausser für jagdbare Rabenvögel und Tauben, diese dürfen, wenn sie in Schwärmen auftreten, auf schadengefährdeten Kulturen auf offener Flur erlegt werden. Dabei müsse man die Schonzeiten beachten, das richtige Kaliber wählen und einen Nachweis der Treffsicherheit erbringen (Schrotprogramm, vier Schuss in Serie ins Schwarze). «Zuwiderhandlungen gegen das Jagdgesetz können im Extremfall sehr teuer werden», so Muggler.


Genau dosiert bewässern

Kaspar Hunziker, Fachstelle Obstbau Strickhof, stellte ein Gerät vor, das mit einem Sensor das Fruchtwachstum misst. Während Trockenperioden reduziert sich das Fruchtwachstum. Mithilfe der Sensoren kann das Wachstum der Früchte laufend präzis und aus der Ferne gemessen werden. [IMG 3] Wenn sich das Wachstum im Vergleich mit der Sollwachstumskurve vermindert, wird die Bewässerung aktiviert. Auf diese Weise kann der Obstbauer zielgenau nach Bedarf wässern. Das trägt zu einem sparsameren Wasserverbrauch bei. Das Gerät ist noch nicht marktreif, aber Agroscope Conthey arbeitet zusammen mit der Firma JDC Electronics SA intensiv daran.


Schädlinge schlimmer als Krankheiten

Krähen, Rotwild, Wildschweine sieht man aus der Ferne, hingegen sind all die Schädlinge, die Obstkulturen befallen, oft von blossem Auge nicht sichtbar. «Und diese machen uns auch mehr Sorgen als die Krankheiten», sagte David Szalatnay, Bereichsleiter Spezialkulturen Strickhof. Gegen Krankheiten macht die Züchtung auf der Suche nach robusten Sorten vorwärts. Auch würden laut Szalatnay dafür momentan noch genügend Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen.[IMG 4]

Exakt applizieren

Anders ist es mit der Schädlingsbekämpfung. Es gibt weniger Wirkstoffe und Produkte. Alternativen wie Verwirrungstechnik oder Nützlingsstreifen können alleine bei starkem Druck Schäden nicht verhindern. «Der exakte Behandlungszeitpunkt und die Applikationstechnik werden immer wichtiger», betonte David Szalatnay – ebenso wie die Feldhygiene.

Gegen den Apfelwickler seien Granuloseviren eine gute Strategie. Bei der Fleckenminiermotte helfe Quassan. Gegen die Mittelmeerfruchtfliege sei kein Mittel zugelassen. Wichtig sei es beim Pflaumenwickler, den Flug selbst zu überwachen und sich nicht nur auf das Prognosemodell Sopra zu verlassen, ergänzte Kaspar Hunziker, Fachstelle Obstbau. Auch werde die Zahl der Rückstandskontrollen gesamtschweizerisch erhöht. «Es wird alles gefunden. In der Regel gibt es im Obstbau keine Beanstandungen. Das war auch 2022 so», sagte er.

Stinkwanze und Japankäfer

David Szalatnay fragte sich, ob der Japankäfer mit seinem Gefährdungspotenzial die Marmorierte Baumwanze ablöst. Durch das natürliche Auftreten der Samuraiwespe (natürlicher Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze) wurde die Stinkwanze erfolgreich reduziert. Beim Japankäfer sind die Prognosen nicht so optimistisch. «Die Bekämpfung wird uns wohl noch viele Jahre beschäftigen. Das Ziel von Bund und Kanton ist, den Japankäfer in Kloten auszurotten.»