«Wir spüren bei unseren Kontrollen, dass es bei den Landwirten an die Substanz geht», betonte Marcel von Ballmoos. Er ist Geschäftsführer des Vereins Kontrollkommission für umweltschonende und tierfreundliche Landwirtschaft (KUL) und damit zuständig für einen Grossteil der Kontrollen auf Landwirtschaftsbetrieben. Und er hatte gute Nachrichten. Mit den neuen, risikobasierten Kontrollen will der Kanton Bern die gut geführten Betriebe entlasten und weniger oft kontrollieren. Aus aktuellem Anlass soll dem Gewässerschutz ein vermehrtes Augenmerk geschenkt werden. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) habe man dreizehn Kontrollpunkte definiert, denen vermehrt Beachtung geschenkt werden soll. Vorerst, während zwei Jahren, werden nur grobe Mängel sanktioniert, ab 2022 werden dann diese Punkte flächendeckende kontrolliert und sanktioniert. Damit dürften auf den meisten Betriebe Bauarbeiten und Verbesserungsmassnahmen anstehen (Kasten rechts). Die KUL schätzt, dass 80 Prozent der Betriebe nicht alle Punkte erfüllen.
Betriebsleiter sollen Sorgen schildern
Bänz Moser, der für das Inforama ÖLN-Beratungen in der Region Schwand macht, ermunterte die Anwesenden, im Zweifelsfall eine Beratung in Anspruch zu nehmen oder auch einmal bei der KUL anzurufen und nachzufragen. «Komme ich denn als Landwirt bei euch auf eine schwarze Liste, wenn ich nach der Kontrolle zurückfrage oder mich aus sonst einem Grund melde?», fragte er lachend Marcel von Ballmoos. Dieser betonte, die KUL sei sehr froh, wenn sich die Betriebsleitenden melden und ihre Anliegen und Sorgen schildern. Dadurch dass es weniger Kontrollen geben werde, sei die KUL auch auf der Suche nach neuen Aufgaben und sei froh, wenn ihr Bedürfnisse gemeldet würden. Zwar dürften Kontrolleure im Rahmen einer Kontrolle keine Beratung machen, die KUL könne sich jedoch vorstellen, künftig neben den Kontrollen auch Beratungen anzubieten.
Konflikt Kälberiglu
Beratungsbedarf dürfte es bei all jenen Betrieben geben, welche den Nährstoffanfall bisher vollständig ausgeschöpft haben. Die angedachte Senkung auf 2,5 DGVE pro Hektare wird sich nicht von heute auf morgen umsetzen lassen und sollte wenn nötig zeitig geplant werden. Weiter werden Betriebe mit Kälberiglus umdenken müssen. Diese müssen neu auf einem festen Platz stehen, der in eine Güllegrube entwässert wird. «Das ist nicht mehr die Idee des Iglus, diese sollte man ja wegen der Krankheiten immer zügeln können», betonte Bänz Moser.
Tierschutzfälle verhindern
Von den Besuchenden der Infoveranstaltung kam die Frage, welche Möglichkeiten es gebe, die schlimmen Tierschutzfälle zu verhindern, wie es auch in der Region einen gegeben habe. Marcel von Ballmoos betonte, ganz verhindern lasse sich solches nicht. Wenn einer direkt nach der Kontrolle alle Stallarbeiten einstelle, sehe es schon nach wenigen Tagen auf dem Betrieb furchtbar aus. Hier seien Nachbarn und Bekannte gefordert, aufmerksam zu sein und sich zu melden, sollten sie einen Verdacht haben. Insgesamt stellte Marcel von Ballmoos jedoch den Betriebsleitenden ein gutes Zeugnis aus. Die meisten Beanstandungen seien reine Deklarationsmängel. «Ein Mangel ist jedoch kein Beinbruch», betonte von er. Seit der Einführung der AP 14–17, würden die Kontrolleure jährlich auf 30 bis 40 Prozent der Betriebe Mängel feststellen. Bei der Vielfalt aller Programme sei es schwierig geworden, den Überblick über alle Vorschriften zu behalten.