«Pflanzenschutz ist für Profis», sagt Rita Ziltener vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Angesichts der vielen Vorschriften sei hobbymässig sicherlich vorbei. «Und ein Profi muss sich definitiv mit der Düsentechnik auseinandersetzen.»

Ohne Verbesserung weitere Verbote?

Das hat zwei Gründe. Einerseits gelten Vorgaben zur Reduktion von Abdrift, die ab diesem Jahr kontrolliert und sanktioniert werden. Auf der anderen Seite entfalle die Hälfte der Wirkung einer PSM-Anwendung auf die richtige Düsentechnik, so Rita Ziltener. «Den Rest der Wirkung bringt das Mittel an sich.»

Nicht zuletzt würden PSM indirekt – über das kantonale Gewässermonitoring – gemessen und kontrolliert. «Wird hier keine Verbesserung erzielt, kommt es zu weiteren Einschränkungen oder Verboten der gemessenen PSM», gibt die Beraterin zu bedenken. «Das will und kann sich die Landwirtschaft nicht erlauben.»

ÖLN und Zulassung

Gegen Abdrift gibt es sowohl allgemeingültige Vorgaben im Rahmen des ÖLN als auch spezifische Auflagen je nach PSM. Zusammenfassend ist Folgendes obligatorisch:

  • ÖLN-Abstand: Im ÖLN mindestens 6 m Abstand zu Oberflächengewässern einhalten (ausserhalb des ÖLN mindestens 3 m).
     
  • ÖLN-Punkt: Im ÖLN mindestens 1 Abdrift-Punkt erreichen (bei allen PSM-Applikationen und überall).
     
  • Zulassung: Je nach Risikobeurteilung des Produkts ist eine zusätzliche Pufferzone von 20, 50 oder bis 100 m einzuhalten (SPe-3-Auflagen gegenüber Oberflächengewässern, Biotopen oder Wohnflächen/öffentliche Anlagen). Die Grösse der Pufferzone steht z. B. auf der Etikette des PSM.
     
  • Reduktion: Durch die Umsetzung von Massnahmen, die Abdrift-Punkte geben, kann man diese zulassungsbedingte Pufferzone reduzieren.
     
  • Verkleinern: Um wie viel die vorgeschriebene Pufferzone verkleinert werden kann, hängt von deren ursprünglich verfügten Grösse ab. Die passende Tabelle dazu finden Sie bei Agridea (siehe Link am Ende des Textes). Je mehr Abdrift-Punkte umgesetzt sind, umso mehr darf man verkleinern, bis auf den minimalen ÖLN-Abstand von 6 m.
     
  • Berechnen: Den im ÖLN obligatorischen Abdrift-Punkt darf man dabei ebenfalls einrechnen.
     
  • Was schützen: Die (allenfalls reduzierten) Abstände sind gegenüber Schutzobjekten (Oberflächengewässer, Biotope, Wohnflächen und öffentliche Anlagen) sowie blühenden Pflanzen in benachbarten Parzellen einzuhalten.
     
  • Fläche: Ausserhalb dieser Pufferzonen muss nur noch die Massnahme für den einen ÖLN-Abdrift-Punkt eingehalten werden.

Am einfachsten

Die Abdrift-Massnahmen umfassen die Technik (z. B. Düsen, Unterblattspritzung) oder auch Anpassungen auf der Parzelle wie etwa eine Driftschutzhecke. «Der Einsatz von Injektordüsen ist am einfachsten umzusetzen, da man einmal alle Düsen am Spritzbalken austauscht», meint Rita Ziltener.

Wer bereits Injektordüsen hat, könne mit der passenden Einstellung (Geschwindigkeit, Druck und Wassermenge) die nötige Abdrift-Reduktion erreichen. Wie das umzusetzen ist, zeigen Tabellen der Agridea bzw. des deutschen Julius-Kühn-Institus (JKI) für gängige Düsentypen. Das JKI testet Düsen und teilt sie in Abdriftminderungsklassen ein (50, 75, 90 und 95 Prozent), die 0,5–3 Abdrift-Punkte geben.

Eine andere Variante ist, die Injektordüsen mit unter 3 bar Druck zu betreiben, was 1 Punkt ergibt. Bei 2 bar oder weniger sind es 2 Punkte.

«Wenn ich also Injektordüsen mit maximal 3 bar (= 1 Punkt) oder 75 Prozent Driftreduktion nach JKI verwende, erfülle ich die ÖLN-Vorgabe», schildert Rita Ziltener. Da man diesen Punkt auch zur Reduktion der Pufferzone anrechnen darf, würde diese bei einem PSM mit SPe3-Drift-Auflage von 20 m auf 6 m schrumpfen.

Nicht zu schnell fahren

Die Reduktion von Abdrift durch tieferen Druck in den Düsen bedeutet grössere Tropfen. Das kann agronomisch sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein. «Je nach Kultur und PSM-Gruppe – Herbizid, Fungizid, Insektizid – gibt es unterschiedliche Empfehlungen zu Wassermenge, Düsen und Tropfengrösse», gibt Rita Ziltener Auskunft.

Generell sollte nicht zu schnell gefahren werden, nicht über 8 km/h. «Ansonsten wird man recht durchgeschüttelt, was den Balken schaukeln lässt», warnt die Beraterin. Ausserdem komme es zu einer schlechteren Anlagerung der Spritzbrühe, einer geringeren Eindringtiefe in den Bestand und v.a. viel höherer Abdrift.

«Fährt man massiv schneller, können Vernebelungen entstehen und die Applikation ist ungenau», fasst Ziltener zusammen. Bei einer Behandlung gegen Ährenfusarien könne eine leicht schnellere Durchfahrt die Anlagerung auf den Ähren verbessern – «dieses Vorgehen eignet sich aber nicht in der Nähe von Gewässern oder allgemein sensiblen Bereichen, weil es die Abdriftgefahr deutlich erhöht.»

Fahre man unter 8 km/h, sei anhand des Düsentyps der richtige Druck festzustellen. «Jede Düse hat ihren optimalen Bereich, Druck, Wassermenge und Fahrgeschwindigkeit können nicht beliebig gewählt werden.» Was die Verdünnung der Spritzbrühe angeht, solle man sich für eine optimale Wirkung am besten an die Herstellerangaben halten.

Flexibler mit Mehrfachdüsen

Eine Alternative zu einzelnen Injektordüsen sind Mehrfachdüsen mit unterschiedlichen Düsengrössen am selben Träger. Sie können laut Rita Ziltener für Betriebe mit einer breiten Kulturpalette einen grossen Vorteil bringen.

«Gerade, wenn die Anforderungen der einzelnen Kulturen auf dem Betrieb weit auseinandergehen.» So könne man sich für 2–3 Düsengrössen entscheiden, die am häufigsten für die eigenen Kulturen gefragt sind. «Das bringt eine hohe Flexibilität und die Applikationen werden deutlich genauer», erklärt die Beraterin.

Das trage ausserdem dazu bei, dass der grundlegende Kompromiss beim Pflanzenschutz – zwischen optimaler Anlagerung des PSM auf der Kultur und dem Umweltschutz – nicht einseitig wird. Die zunehmend kleiner werdende Auswahl zugelassener PSM und Wirkstoffe erfordere erst recht eine optimale Applikationstechnik. «Auch zur Vermeidung von Resistenzen.»

Infos zu Abdrift

Gute Praxis

Folgende Punkte sind gemäss Agripedia und bzw. Liebegg als gute fachliche Praxis im Pflanzenschutz zu beachten:

Lufttemperatur: 8–25 Grad.

Regen: 2–3 Stunden regenfrei

Wind: Unter 12 km/h

Luftfeuchtigkeit: Unter 60 Prozent Gefahr für Verdunstung, über 95 Prozent kann das PSM von der Pflanze abfliessen.

Geschwindigkeit: Maximal 8 km/h.

Balkenabstand: Spritzbalken maximal 50 cm über der Kultur. Falls kein automatisches Höhenführungssystem vorhanden, Kontrolle z. B. über Kabelbinder an beiden Balkenenden.

Tropfengrösse: Lässt sich durch Wahl der geeigneten Düse und des richtigen Drucks optimieren.

Tageszeit: Frühmorgens (Vorsicht bei starkem Tau) oder abends.

pH: Fast immer sind neutrale pH-Werte der Spritzbrühe am besten.