Gemäss Proben sind in mehreren Quellen und Bächen rund um den Golfplatz Küssnacht Metaboliten des Fungizids Chlorothalonil zu finden. Drei Betroffene haben nun Mitte Mai beim Bezirksgericht Küssnacht Strafanzeige wegen starker Gewässerverschmutzung im Gebiet des Golfplatzes Küssnacht eingereicht. Chlorothalonil wurde unter anderem auf Golfplätzen gegen Gras-/Rasenpilze eingesetzt. Produkte, die das Fungizid Chlorothalonil enthalten, sind in der Schweiz seit Anfang 2020 verboten.

Chlorothalonil-Metaboliten nachgewiesen

«Da die Landwirtschaftsbetriebe rund um den Golfplatz keine Produkte mit Chlorothalonil einsetzten, ist es für uns offensichtlich, woher die Rückstände stammen», so Otto Müller, einer der drei Kläger. Er forderte den Bezirk Küssnacht im vergangenen Jahr auf, Proben bei seinen drei Quellen und zwei Bächen zu nehmen. «Bei allen Proben wurden im August 2022 Chlorothalonil-Metaboliten nachgewiesen», so Müller. Er selber reagierte schnell und bezieht sein Trinkwasser nun von der öffentlichen Wasserversorgung. «Dafür investierte ich 15'000 Franken. Golf Küssnacht als Verursacherin sollte diese Kosten übernehmen

Magen-Darm-Beschwerden 

Otto Müller hatte in den vergangenen Jahren nach dem Trinken des eigenen Quellwassers vermehrt Magen-Darm-Beschwerden. «Gingen wir in die Ferien, verschwanden diese Symptome wieder». Infolge des neuen Wasseranschlusses fühle er sich nun bedeutend besser. Ähnliches beobachtete auch Milchbauer Adolf Niederberger, welcher nördlich des Golfplatzes seinen Hof bewirtschaftet. «Ich hatte mehrere Jahre lang gesundheitliche Probleme. Seit ich das Wasser von der öffentlichen Wasserversorgung beziehe, geht es mir wieder besser.» Das Proberesultat seiner Quelle vom Oktober 2022 wies erhöhte Chlorothalonil-Metabolit-Werte auf. «Infolge dieser Werte wurde ich vom Laboratorium der Urkantone darauf hingewiesen, dass dies meine Milcheinlieferungen einschränken könnte», so Niederberger. Er reagierte schnell und speist sein Reservoir nun aufwendig mit Wasser von der öffentlichen Wasserversorgung.

Unsachgemässe Behandlung vorgeworfen

In der Strafanzeige wird auch behauptet, die Anwendung der Pflanzenschutzmittel erfolge unfachmännisch. So würde sogar bei Regen behandelt, wodurch die Gefahr des Versickerns ansteige. Pikant ist, dass Otto Müller ausgebildeter Greenkeeper ist und jahrelang auf dem Golfplatz Küssnacht arbeitete. «Zu dieser Zeit machten wir jährlich rund zwei bis drei Pflanzenschutzbehandlungen». Mittlerweile sei die Intensität stark angestiegen.

Bei Golfplätzen werde weggeschaut

Auch Biolandwirt Toni Diener, der dritte Kläger, kritisiert Pflanzenschutz- und Düngeintensität: «Als gelernter Landschaftsgärtner muss ich feststellen, dass der Mitteleinsatz oft zum falschen Zeitpunkt erfolgt.» Ebenfalls unschön sei die fehlende Bereitschaft zu konstruktiven Gesprächen. «Die Mehraufwände für eine nachhaltige Wasserversorgung der Betroffenen sollten von Golf Küssnacht übernommen werden.» Ihn störe, dass bei Gewässerverschmutzungen die Bauernsame an den Pranger gestellt werde, man bei Golfplätzen aber wegschaue.

Stellungnahme Golf Küssnacht
Josef Schuler jun., Geschäftsführer von Golf Küssnacht am Rigi, weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass für das Gebiet des Golfplatzes und der umliegenden Landwirtschaftsbetriebe ein hydrogeologisches Gutachten fehle und somit die Herkunft des Wassers nicht genau bestimmt werden könne. Somit sei der Nachweis, dass die Pestizide vom Golfplatz stammen, nicht erbracht. Das Amt für Gewässer des Kantons Schwyz habe im Dezember 2022 eine unangemeldete Betriebskontrolle durchgeführt. Es gehe davon aus, dass sich die Chlorothalonil-Abbauprodukte von der Anwendung in der Vergangenheit im Boden befinden und diese nur sehr langsam ausgewaschen werden. Auf den Greens würden durchschnittlich zwei- bis viermal pro Jahr zugelassene Fungizide eingesetzt. Wöchentlich würden zudem Flüssig­dünger wie das biologische Produkt Bodenfit EM und Pflanzenstärkungsmittel mittels GPS ausgebracht.

 

Aktuell keine Entscheidungsgrundlagen bei Amtstellen

Infolge eines Rechtsstreites zwischen dem Bund und Syngenta gebe es aktuell keine verbindlichen Grenzwerte bei Chlorothalonil-Metaboliten, erklärt Andrea Ego vom Amt für Umwelt und Energie. «Solange das Bundesverwaltungsgericht nicht abschliessend entschieden hat, haben wir vom Kanton auch bei den öffentlichen Wasserversorgungen keine Entscheidungsgrundlage.» Die gemessenen Werte der Quellen rund um den Golfplatz Küssnacht würden zwischen den im erwähnten Gerichtsverfahren diskutierten Werten liegen. Im Mittelland hätten Bezüger von öffentlichen Wasserversorgungen bis vor einigen Jahren teilweise Wasser konsumiert, welches höhere Werte als die Quellen in Küssnacht aufweise, so Andrea Ego weiter. Die betroffenen Quellen seien zudem privat und unterlägen der Eigenverantwortung. Der Kanton habe dadurch hier keine Vollzugsaufgaben.

Das Amt für Gewässer verfügt gemäss Vorsteher Christian Bommer über wenige Daten von Proben aus Bächen im Einzugsgebiet von Golfplätzen. Es würden jährlich risikobasierte Kontrollen bei Fliessgewässern durchgeführt. Ein Schwerpunkt des Bafu liege 2023 bei der Sensibilisierung im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln auf Golfanlagen.