An den Waldrändern, in Gärten und in Anlagen blüht der Holunder. Die Gattung enthält weltweit etwas mehr als zehn Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind. Am bekanntesten ist der Schwarze Holunder, daneben gibt es den ebenfalls strauchförmigen Roten Holunder und den staudenförmigen Zwerg-Holunder. Einige Landwirte haben sich auf den Anbau von Holunder für Ricola spezialisiert, so auch Familie Grundbacher aus Häusernmoos BE, die bereits seit 19 Jahren Erfahrung im Holunderanbau hat.
Der Kräuteranbau als Betriebszweig
Vor gut zwanzig Jahren suchte die Firma Ricola, Landwirte, die zur Gewinnung der Blüten Holunderbäume pflanzten. Mit der IG Waldhofkräuter bestand bereits damals ein Zusammenschluss von Kräuterproduzenten im Oberaargau und Raum Bern. Kräuter von hoher Qualität zu produzieren und diese an geeignete Abnehmer zu vermarkten war und ist das Ziel der «Waldhofkräuter». Familie Grundbacher pflanzte im Otterbach in Häusernmoos im Jahr 2001 die ersten 100 Bäumchen, später wurden noch 50 weitere dazu gepflanzt. «Wir haben damals anstelle der Tierproduktion diesen Betriebszweig gewählt», stellt Peter Grundbacher fest.
Die Pflege von Holunder braucht Zeit
Peter und Katharina Grundbacher gehörten zu den Pionieren im Holunderanbau in der Region. Sohn Roland und Ehefrau Katya mit Söhnchen David führen den Holunderanbau auf dem Betrieb fort. «Es braucht rund eineinhalb Stunden Zeitaufwand für einen Holunderstock pro Jahr. Wir wenden rund 270 Stunden jährlich für die Holunderanlage auf» rechnet Roland Grundbacher den Aufwand vor. Er ist froh um die Mithilfe der Eltern bei der Pflege und Ernte. Die Blütezeit der Holunderbäume ist eigentlich im Juni, doch richtet sich dies auch nach dem Wetter im Frühling. 2019 begann beispielsweise erst am 10. Juni die Holunderernte, 2020 war es bereits am 25. Mai soweit. Geerntet wird jeden zweiten Tag und dies bei fast allen Wetterlagen, denn die Blüten des Holunders brauchen keine Sonne, um aufzugehen. Die Grösse der Anlage entspricht dem Familienbetrieb, so braucht es keine zusätzlichen Arbeitskräfte. Getrocknet werden die Blüten in Sumiswald. Kurt Baumberger hat dort eine solare Kräutertrocknungsanlage, die thermische Energie für die Prozesswärme nutzt und mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet wurde.
Auch Tiere mögen Holunder
Die Qualität der Ware muss sehr gut sein, durch Verträge mit den Abnehmern sind die Landwirte abgesichert. Doch nicht nur die Menschen mögen den Holunder. So ist die Mäusebekämpfung eines der grossen Probleme in der Anlage. Das erfordert grosse Aufmerksamkeit, denn die Nager lieben besonders den Wurzelsaft. Doch auch oberirdisch sind die Holunderpflanzen nicht vor Fressfeinden sicher. «Die schwarzen Blattläuse und sogar der Rehbock sind bei den Bäumchen zu Gast» weiss Familie Grundbacher aus Erfahrung und stellt darum in der Nacht den laufenden Radio zum Holunder.
Anbau nach Biorichtlinien
Die Beeren sind zudem sehr beliebt bei der Essigfliege. Roland Grundbacher pflegt seine Anlage nach den Biorichtlinien, so wird als Düngung Mist eingesetzt, das Gras wird zwischen den Bäumen gemulcht oder gemäht. Im Spätherbst werden die Bäumchen schliesslich von Peter Grundbacher fachgerecht geschnitten, das alte Holz entfernt. Dann haben sie Winterruhe, bis zur sehnsüchtig erwarteten Blüte im nächsten Frühling.