Die Geflügel Gourmet AG hat sich mit ihren regionalen und qualitativ herausragenden Geflügelspezialitäten einen Namen gemacht. Mittlerweile verkauft das Unternehmen aus dem st. gallischen Mörschwil Gourmet-Truthähne, Appenzeller Enten, Ribelmais-Poularden, Ribelmais-Perlhühner und Ribelmais-Gänse – alles langsam wachsende Rassen für das Premiumsegment.
Mit Weidegänsen auf der Alp begonnen
«Wir haben uns immer mehr diversifiziert und da kam uns irgendwann die Idee, Weidegänse zu machen», erzählt Robin Geisser, der bereits zur dritten Generation des Familienunternehmens Geisser gehört. Gesagt, getan: Familie Geisser begann 2006 in Mörschwil mit der Haltung von 60 Weidegänsen.
«Wir merkten rasch, dass wir nicht die Flächen haben, die es braucht, um Gänse zu halten», sagt Robin Geisser. Also gaben sie die Gänse auf eine Alp in Sevelen. Dafür brauchten sie eine Spezialbewilligung, da das Alpen von Gänsen im Gesetz nicht vorgesehen ist. Als die Bewilligung 2016 auslief, musste das Projekt einstellt werden.
Robin Geisser erzählt, dass man nach neuen Lösungen suchte und diese auch fand. «Wir sind bekannt dafür, dass wir unsere Geflügelspezialitäten mit Ribelmais füttern. Warum also nicht auch unsere Gänse?» Zum einen würden der Mais und die Gänse wunderbar in den Jahreszyklus passen, zum andern fressen die Vögel direkt aus dem Feld, sagt er.
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Qualitätsfleisch braucht Zeit zum Wachsen
Die Aufzucht der Ribel-Gänse geschieht seit 2016 auf drei Betrieben im St. Galler Rheintal. Die Geflügel Gourmet AG brütet die Küken in der eigenen Brüterei in Mörschwil aus und verkauft sie an die Bauern. Dort werden die Gänse aufgezogen, bis sie schlachtreif sind. Die Geflügel Gourmet AG kauft die schlachtreifen Gänse zurück. Bezahlt wird nach Endgewicht.
Die gesamte Mastdauer beträgt 20 bis 25 Wochen. «Gänse müssen langsam wachsen, damit man eine gute Fleischqualität hinbekommt», hebt Geisser hervor. An die Qualität von Schweizer Gänsefleisch würden die importierten Produkte nicht herankommen. Die Gänse werden im Ausland innerhalb von neun Wochen feiss gemacht oder sogar gestopft, was in der Schweiz verboten ist.
Der Online-Verkauf boomt
Geschlachtet werden die Weidegänse, zwischen 2000 und 3000 Tiere pro Jahr, zwischen Martini und Weihnachten im eigenen Schlachthof der Geflügel Gourmet AG in Staad. Robin Geisser beschäftigt dort 17 Mitarbeiter inklusive Tierarzt. Abnehmer des Gänsefleisches sind vor allem Private sowie vereinzelt Metzgereien.
Geissers verkaufen das Fleisch sämtlicher Geflügel im Hofladen, über den Onlineshop, der inzwischen ein Viertel des Verkaufs ausmacht, sowie an Wochenmärkten in der Region St. Gallen. «Unser Poulet ist 20 bis 30 Prozent teurer als Suisse-Garantie-Poulet, die Mastdauer ist aber auch doppelt so lang und das Futter teurer», begründet Geisser den Preisunterschied.
Wachstum ist nur bedingt möglich
Gänsefleisch ist nach wie vor eine Nische. Die Geflügel Gourmet AG hat einen Marktanteil von 60 bis 70 Prozent. «Die Branche ist klein, man arbeitet zusammen und tauscht sich aus», sagt Robin Geisser. Die vorletzten zwei Jahre habe es genug Schweizer Gänsefleisch gehabt. Letztes Jahr hingegen hatte es zu wenig. Geisser nennt als Gründe die Vogelgrippe in Frankreich und Corona-Fälle in ungarischen Schlachthöfen. Dadurch waren die Importzahlen tiefer.
Das Wachstumspotenzial für Gänsefleisch ist klein. «Mit einem guten Marketing könnte man sicher mehr herausholen», glaubt Geisser. Die Unterschiede bei Haltung und Qualität gegenüber dem Ausland sind gross. Für die Geflügel Gourmet AG kommt ein Ausbau der Weidegans-Haltung nicht infrage. Geisser sagt: «Das Problem ist, dass die Gänse kein ‹Ganzjahresartikel› sind. An Weihnachten sind unsere Kapazitäten ausgelastet.»