Für ein Pestizid-Monitoring suchen Forschende der Universität Lausanne 200 Familien mit Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren, die bereit sind, Hausstaubproben und Haarproben abzugeben. Ziel der Studie ist es laut einer Medienmitteilung, eine solide Datenbasis zum Vorhandensein von Pestiziden in der Umwelt und zur Belastung der empfindlichen Bevölkerungsgruppen in der Schweiz zu erhalten.

Entnommen werden sollen die Proben im Juni und im September. Ursprünglich hätte die Studie schon im April starten sollen. Doch noch ist die Suche nach Teilnehmerfamilien nicht abgeschlossen. Zwar hätten bereits Ende März über 200 Familien ihr Interesse bekundet, heisst es in der Mitteilung.

Es braucht noch Familien vom Land

Anklang fand der Aufruf aber vor allem in den urbanen Gebieten. «Für die Studie ist es aber wichtig, Familien einzubeziehen, die in ländlichen Gebieten mit intensiver Landwirtschaft leben», sagt Caroline Linhart von der Universität Neuenburg. Die Anmeldefrist ist deshalb bis zum 10. Mai verlängert worden.

Gefragt sind für die Studie auch Familien von Bauern und Lohnunternehmern. So können die Forschenden auch Daten zur Belastung der Familien der Anwender erhalten. «Wir fragen die teilnehmenden Eltern auch nach ihrer Profession und wo und wie sie mit Pflanzenschutzmitteln während ihrer Arbeit in Kontakt kommen», sagt Caroline Linhart. Wichtig ist allerdings, dass die Familie in einem Siedlungsgebiet in einer der für die Entnahme von Gras-, Staub- und Haarproben ausgewählten Regionen lebt. Es sind dies:

  • Wallis
  • Drei-Seen-Land
  • Zürcher Weinland
  • Östlicher Teil des Kantons Graubünden

«Das Interesse der Bevölkerung am Pestizid-Monitoring wächst», sagt Linhart. Besonders in Graubünden würden derzeit aber noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. Zu den weiteren Teilnahmebedingungen gehört, dass

  • die Wohnadresse des Kindes sich in den letzten zwei Jahren nicht geändert hat,
  • das Kind in den letzten sechs Monaten vor der Probenentnahme nicht länger als zwei Wochen im Ausland war,
  • die Haare vor der Probeentnahme mindestens 4 cm lang sind,
  • das Kind gesund und nicht aufgrund einer ernsten chronischen Krankheit in Behandlung ist.

Leichte Formen von Atemwegserkrankungen und Allergien seien keine Ausschlusskriterien, fügt Caroline Linhart an.

Über die Zusammenwirkungen ist noch wenig bekannt

«Ich denke, es ist wichtig, die tatsächliche Pestizidbelastung aus mehreren Quellen wie Landwirtschaft, Abdrift, Ernährung, Haushalt, Textilien oder Garten zu ermitteln», erklärt Caroline Linhart das Ziel der Studie. Sie verspricht sich von den Resultaten einen besseren Überblick darüber, welchen Stoffmischungen die Bevölkerung ausgesetzt ist.

Über die Zusammensetzung der Exposition und vor allem über die Zusammenwirkung der verschiedenen Stoffe sei nämlich noch wenig bekannt. «Ein Grund könnte sein, dass ökologische Expositionsstudien nicht relevant für die toxikologischen Zulassungsverfahren sind», vermutet Linhart. Für die Regulatorien seien die Unterschiede und Einflussfaktoren solcher Studien zu umfangreich.

Für die Behörden sind Labor-Studien einfacher

Bei der Zulassung wird deshalb auf kontrollierte Laborstudien und Tierversuche gesetzt – «Protokolle, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben», wie Caroline Linhart ausführt. Studien in der freien Natur lieferten weniger genaue Daten und verursachten mehr Aufwand, auch finanziell. Ausserdem bedürfe es dabei der Kommunikation mit den Teilnehmern. «Es besteht die Gefahr, Teilnehmer zu verunsichern, die Bevölkerung zu polarisieren, Vertreiber und Hersteller von Substanzen könnten ebenfalls verunsichert sein», fasst sie zusammen. «Ich denke, das will keine Behörde auf sich nehmen.»

Derzeit sei es schwierig, Aussagen über einen möglichen Zusammenhang von Pestizidbelastung und schweren Erkrankungen von Kindern zu treffen, auch wenn es immer wieder Studien gebe, die eine Häufung von Tumoren in Gebieten mit intensivem Feldbau nahelegten. «Oft handelt es sich um seltene Erkrankungen», gibt Caroline Linhart zu bedenken.

Zusammenhänge schwierig nachzuweisen

Gleichzeitig seien die Pestizide eine grosse chemische Stoffgruppe, die sich durch Änderungen bei der Zulassung ständig verändere. «Eine Vielzahl von Einflussfaktoren steht einer geringen Zahl an Erkrankungen gegenüber.»

«Daher ist es für solche Studien fast unmöglich, eindeutige Zusammenhänge zu finden», sagt Linhart. Im Gegensatz zum Zusammenhang von Rauchen und Lungenkrebs gebe es viele verschiedene Risikofaktoren und mögliche Auswirkungen.

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