​100 %. So abhängig ist die Schweiz aktuell in Sachen Bio-Rapssorten. Der Aufwand ist zu gross und die Anbauflächen zu klein, lautet die Begründung der inländischen Saatgutfirmen. Agroscope bestätigt auf Anfrage, dass trotz der vielen Herausforderungen im Rapsanbau die Züchtung – sei es bio oder konventionell – in der Schweiz bis anhin noch nicht aufgebaut wurde.

Das sagt auch Bio-Suisse-Mediensprecher David Herrmann: «Der Schweizer Markt ist insgesamt sehr klein. Das bremst die Entwicklung. Eine eigene Bio-Rapssorte zu züchten, lohnt sich kaum. Viel wichtiger sind deshalb Sortentests unter Bio-Bedingungen, die in grossem Stil gemacht werden sollten», so David Herrmann.

Bessere Empfehlungen für den Biolandbau

Auch seitens der Forschung ist man dieser Auffassung: «Agroscope forscht momentan nicht an neuen Sorten. Die Sortenprüfung wird jedoch umfassend durchgeführt und an die neuen Entwicklungen angepasst. Damit sollen den Landwirtinnen die besten Sorten aus den europäischen Zuchtprogrammen zur Verfügung stehen», so Roland Peter, Leiter Pflanzenzüchtung bei Agroscope. Auch für den Bioanbau sollen noch bessere Empfehlungen gemacht werden können. Dazu läuft gerade ein Projekt mit Beteiligung von FiBL und Agroscope.

Rapsanbau besonders herausfordernd

Roland Peter erklärt, dass die Rapszüchtung enorm aufwendig ist, da neben Ertrag, Qualität und vielen wichtigen Pflanzeneigenschaften eine grosse Zahl von Krankheiten und Schädlingen berücksichtigt werden muss. «Um konkurrenzfähig zu sein, setzen die Züchter heute stark auf die Entwicklung von Hybridsorten, bei denen das Saatgut aus zwei optimal passenden Elternlinien hergestellt wird und so ein zusätzlicher Ertrags- und Wachstumseffekt erzielt werden kann», so Peter.

«Für den Bioanbau ist das ein Problem, da man hier auf Hybridsorten verzichten möchte, jedoch geeignete Liniensorten immer weniger verfügbar sind», so Peter weiter. Als Alternative werden am FiBL auch Populationssorten geprüft, welche aus der Kreuzung von vielen Pflanzen in einem Bestand beim offenen Abblühen entstehen und so eine grössere Diversität der Eigenschaften enthalten und auch anbaubar sind. Dies bestätigt das FiBL auf Anfrage: «Die Sortenversuche zielen u. a. darauf ab, die Unterschiede der Populations- und Hybridsorten aufzuzeichnen und auch Sortenbeschreibungen zu machen».

Kleine Sortenpalette beim Raps

Gemäss der Samendatenbank «Organicxseed» sind in der Schweiz aktuell drei Bio-Winterrapssorten verfügbar:

Vision (mittelfrüh): 2007, Saatzucht Hadmersleben, Deutschland. Rasche Jugendentwicklung, guter, ausgeglichener Ertrag in verschiedenen Lagen. Gute Regenerationsfähigkeit. Saatgut aus Schweizer Biovermehrung.

Randy (früh): Saatbau Linz, Österreich. Liniensorte, gute Resultate in Biosortenversuche, Saatgut in Bioimport-Qualität.

Sammy (früh): Saatbau Linz, Österreich. Liniensorte, gute Resultate in Biosortenversuche, Saatgut in Bioimport-Qualität.

Weiter ist die mittelfrühe Holl-Rapssorte V 316 OL (2014, Deutsche Saatveredelung, Deutschland) zugelassen – biologisches Saatgut ist allerdings nicht verfügbar. Das heisst, diese konventionelle Sorte kann (sofern sie nicht-chemisch gebeizt ist) ohne Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden. Der ölsäurereiche und linolensäurearme Sortentyp ist allerdings nur für den Vertragsanbau vorgesehen.