In der ganzen Schweiz wird der Silomais geerntet. Die vielerorts spät gesäten Bestände haben dank der heissen Sommerwitterung die nötigen Wärmesummen erhalten. Die TS-Gehalte (Trockensubstanz) stimmen, die Pflanzen sind erntereif.
Früher Erntebeginn
«Im Welschland haben letzte Woche bereits einige Landwirte ihren Mais siliert. Jetzt geht es dann im ganzen Mittelland los», weiss Marie Meyer, Marketingmanagerin bei der Saatzuchtfirma KWS. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Landwirten unterhält die KWS beim Mais ein gesamtschweizerisches Über-wachungs-Netzwerk. An 17 im Mittelland verteilten Standorten wird der Ganzpflanzen-TS-Gehalt von fünf ausgewählten KWS-Sorten gemessen.
Die ausgewählten Sorten sind ein Querschnitt der in der Schweiz angebauten Durchschnittssorten. Der Messbeginn ist an allen Standorten jeweils bei der Ernte des frühesten Standortes. Aktuelle Beprobungen zeigen, dass gerade frühe Sorten an einigen Standorten bereits sehr fortgeschritten sind. So weist zum Beispiel in Kerzers FR die Sorte KWS Glasgo bereits eine TS von 55,75 % auf, in Rüti ZH hat dieselbe Sorte jedoch erst 25,42 %. Die Daten vom am 06.09.2023 durchgeführten Maismonitoring sind in der unten stehenden Tabelle aufgeführt.
[IMG 2]
AKTUELLE MONITORING-DATEN GIBT ES HIER AUF DER WEBSITE VON KWS
Hitze kompensiert Spätsaat
«Wir waren dieses Jahr positiv überrascht, wie schnell der Mais die späte Saat kompensierte. Wir rechnen damit, dass der Mais an vielen Standorten die zur Silierung benötigten, optimalen TS-Gehalte in den nächsten Tagen erreicht», sagt Marie Meyer zur anstehenden Ernte.
Ähnliche Beobachtungen macht auch Beat Wyss, Lohnunternehmer und KWS-Berater aus Oberramsern SO. Entscheidend sei nun, den Mais mit optimalem TS-Gehalt zu ernten. Dieser ist je nach angewandtem Silierverfahren höher oder tiefer. «Für ein Fahrsilo reichen 34–35 % TS gut aus, für ein Hochsilo/Harvestore empfehle ich jedoch um die 40 %, da hier ein enormer Druck herrscht. Ist der Mais hier zu nass, laufen einem die Energie und die Nährstoffe im Sickersaft wieder davon», meint Wyss.
Frühe Sorten, ruhige Nerven
Die optimale TS sei deshalb weitaus wichtiger, als noch ein allfälliges letztes Gramm an möglichem Stärke-Ertrag herauszuholen. Wichtig sei es auch, die jeweilige Häcksellänge an die TS anzupassen. Gemäss Beat Wyss macht dies einen erfahrenen Häcksler-Fahrer aus: «Die achten darauf. Ist der Häcksler dann auf dem Feld, empfehle ich den Landwirten immer, auch mal mitzufahren.» So könne man zum Beispiel sehen, ob es allenfalls ein Problem mit dem Maiszünsler gibt und dementsprechend die Stoppel-Bearbeitung und die weitere Fruchtfolge planen.
Bei der Sortenfrage setzt Wyss auch in Zukunft auf frühe und mittelfrühe Sorten. Diese haben gegenüber den späten Sorten zwar ein tieferes Ertragspotential, dafür erspart ihr Einsatz einem Landwirten viel Nerven. Sie können nämlich früher geerntet werden und man hat so mehr Zeit für die später anfallenden Nachernte-Arbeiten.
Wie weit ist mein Mais?
- Die richtige Reife ist entscheidend für einen sauberen Siliervorgang.
- Ist der TS-Gehalt zu tief, läuft die Energie im Siliersaft sprichwörtlich davon. Ist er wiederum zu hoch, besteht die Gefahr, dass mangelhaft verdichtet wird, wodurch Fehlgärungen auftreten und die Silage «kippt».
- Zur optimalen Reifebestimmung ist ein Gang in den Bestand hinein unerlässlich – der Blick aus dem Autofenster auf die erste Pflanzenreihe reicht nicht aus. Folgende Methoden helfen, den Reifegrad zu bestimmen:
Fingernagelprobe Kolben: Der Klassiker der Reifebestimmung. Da je nach Standort 40–60 % des Maisertrags durch den Kolben gebildet wird, ist die Fingernagelprobe ein wichtiger Indikator für den Ganzpflanzen-TS-Gehalt. Je nach zu verwendetem Silotyp ist der Mais im Stadium Teigreife (30–35 % TS, Korn teigig bis mehlig. Mit Fingernagel noch ritzbar) oder Anfang Vollreife (über 35 % TS, Korn glasig, nicht mehr ritzbar. Blätter und Lieschen trocken und spröde).
Auswringprobe Ganzpflanze: Hilft, den TS-Gehalt der Restpflanze abzuschätzen. Den untersten 1⁄3 des Maisstängels abschneiden und auswringen. Bei optimaler Silierreife bildet sich lediglich Schaum – der TS-Gehalt der Restpflanze beträgt um die 24 % (zusammen mit dem Kolben werden die geforderten Ganzpflanzen-TS 35 % erreicht). Tritt tropfender Pflanzensaft aus, ist es noch zu früh (feucht) für die Silomaisernte.
Analyse von Proben: Gegen ein Entgelt kann gehäckselter Mais in einem Labor analysiert werden. An den KWS-on-Tour-Feldanlässen besteht die Möglichkeit, den TS sowie den Stärkegehalt des Maises kostenlos zu analysieren (dafür müssen 3–5 Stauden inkl. Kolben mitgenommen werden). Eine TS-Analyse lässt sich aber auch einfach zu Hause durchführen.
Dazu 3–5 Maispflanzen mit einem hofeigenen, einreihigen Maishäcksler häckseln. Anschliessend eine Probe von etwa 600 g entnehmen und mit einer digitalen Küchenwaage wägen (Gewicht notieren). Diese Probe auf ein Backblech ausbreiten und im Backofen bei 105 °C ca. 1–2 Tage lang trocknen lassen und anschliessend wieder wägen. Aus der Differenz der zwei Proben lässt sich rechnerisch der TS-Gehalt ermitteln.
Wärmesummen-Rechner: Agroscope bietet auf ihrer Website einen Wärmesummenrechner zur Maisreife-Berechnung an. Unter Angabe des Standortes einer naheliegenden Wetter-Station und des Saatzeitpunktes wird anhand der Temperatursumme der TS-Gehalt für früh-mittelfrühe Maispflanzen geschätzt.
Hier geht es zum Wärmesummen-Rechner der Agroscope
