Immer noch hat die Hitze die Landwirtschaft fest im Griff, dabei bescheren Gewitter regional ein wenig Wasser. Das Wachstum der Pflanzen ist gehemmt und der Erfolg von Saaten ist nicht in allen Fällen garantiert.
Mitteleinsatz ist eingeschränkt
Die am 13. April 2022 verabschiedete Parlamentarische Initiative 19.475 «Massnahmen für sauberes Wasser und eine nachhaltige Landwirtschaft» bewirkt, dass ab 2023 eine Auswahl von wichtigen Aktivsubstanzen im ÖLN grundsätzlich verboten ist (DZV, Anhang 1, Ziffer 6.1). Gemäss einer Studie von Agroscope weisen die betroffenen Substanzen ein erhöhtes Risikopotenzial für Gewässer und naturnahe Gebiete auf. Ein Einsatz kann in Zukunft nur (mit Sonderbewilligung) erfolgen, wenn kein Ersatz mit einem Produkt möglich ist, welches ein niedrigeres Risikopotenzial aufweist.
Im Raps sind die Herbizide Dimethachlor und Metazachlor betroffen. Im Moment muss man davon ausgehen, dass aufgrund der Ersetzbarkeit keine Sonderbewilligungen erteilt werden. Somit sind Produkte mit den erwähnten Aktivsubstanzen diesen Herbst aufzubrauchen. Von den breit eingesetzten Lösungen für den Raps im Vorauflauf bleiben nach dem Verbot noch Rodino Ready bzw. Colzaphen, Devrinol Top und Tanaris bzw. Solanis übrig.
Rasches Auflaufen und tiefe Durchwurzelung fördern
Die Saat ist eine Schlüsselstelle im Rapsanbau. Ziel ist, dass bei Vegetationsende mindestens das 8-Blatt-Stadium (besser 10-Blatt) mit einem Wurzelhalsdurchmesser von 8 bis 10 mm und einer 15 cm tiefen Wurzel (Minimum) erreicht wird. Die Saattiefe beträgt 1 bis 2 cm oder 2 bis 3 cm, wenn es das Herbizid erfordert. Generell soll ein rasches, gleichmässiges Auflaufen gefördert werden sowie eine tiefe Durchwurzelung.
Dazu wird ein feines, aber nicht zu feines Saatbett – leicht schollig – in den obersten 3 bis 4 cm vorbereitet und darunter ohne Verdichtungen gut rückverfestigt.
Frühe Saat als präventive Massnahme gegen Erdflöhe
Idealerweise werden Saaten bis Ende August getätigt, bis zirka 10. September können diese auch noch gemacht werden. Bei einer Drillsaat empfehlen sich Dichten von 35 bis 45 Körnern pro m2, bei Einzelkornsaat kann die Dichte wegen dem besseren Aufgang auf 30 Pflanzen pro m2 reduziert werden. Raps mit Untersaaten haben auf Parzellen mit wenig Unkrautdruck gute Erfolgschancen. Dabei sind frühe Saaten (Mitte August) wichtig, vorausgesetzt, dass genügend Feuchtigkeit zur Verfügung steht.
Gegenüber dem Frass von erwachsenen Erdflöhen auf Keimblättern stellt die Einhaltung von optimalen Saatterminen eine wichtige vorbeugende Massnahme dar. Erwachsene Erdflöhe fliegen in vielen Fällen erfahrungsgemäss ab Mitte September in die Felder ein. Augustsaaten, vorausgesetzt, sie haben genügend Feuchtigkeit, um aufzulaufen, sind zu diesem Zeitpunkt oft viel weiter entwickelt als Septembersaaten und haben das kritische Keimblattstadium bereits überwunden. Somit wird eine Spritzung gegen erwachsene Erdflöhe unter wüchsigen Bedingungen in vielen Fällen nicht notwendig.
Zuckerrüben: Andere Schadschwelle ab August
Die mangelnde Feuchtigkeit hat die Ausbreitung von Cercospora in den letzten Wochen gehemmt, Gewitter ermöglichten Infektionen. Bei Sorten, welche gegenüber Cercospora toleranter sind (Escadia, Novalina KWS und Smart Belamia), können die Spritzintervalle von drei auf fünf Wochen ausgedehnt werden. Die Schadschwelle liegt ab August bei 1–2 Herden pro Are oder bei einem grösseren Herd auf der Parzelle. Bei Behandlungen müssen zur Verhinderung von Resistenzen die Wirkstoffe abgewechselt werden. Für eine gute Aufnahme der Wirkstoffe müssen die Pflanzen aktives Wachstum aufweisen. Liegen die Blätter wegen der Trockenheit am Boden, ist dies nicht gewährleistet. Cyproconazole ist ab 30. Juni 2023 verboten.
