Die Rapsernte läuft auf Hochtouren. Nach einem durchzogenen Erntejahr 2024 sieht es heuer deutlich besser aus. Bei einigen Landwirten stehen die Bestände noch auf dem Feld, so auch bei Jonas Aebischer aus Bösingen (FR). Zusammen mit seinem Vater führt er eine Generationengemeinschaft (GG).
«Der Raps sieht grossmehrheitlich gut aus – ich rechne mit einem guten Ertrag», sagt er. Nach einer dreissigjährigen Rapsanbaupause auf dem damals noch vom Vater geführten Betrieb wagte sich die GG wieder an die Kultur und säte letzten Herbst die Hybridsorte LG Angelico.
Dank der langen Anbaupause sei der Krankheitsdruck entsprechend tief gewesen – allerdings hatten sie mit der Kamille zu kämpfen, weshalb sie diese zum gegebenen Zeitpunkt behandelten. Die Herbizidbehandlung im Frühjahr hat die Vegetation allerdings stark zurückversetzt, weshalb sich der Rapsglanzkäfer etablieren konnte. Weil die andere Teilfläche in der Blüte bereits fortgeschritten war, war eine weitere Behandlung nicht mehr möglich. Die gut dastehende Restfläche wird in den nächsten Tagen normal gedroschen.
Eine positive Stimmung
Wer den Raps schliesslich drischt, liefert ihn an eine der vielen Sammelstellen in der Schweiz ab – wie zum Beispiel die Getreide Züri Nord AG in Niederhasli.«Es zeichnet sich ein gutes Erntejahr ab», sagt Walter Kipfer, Geschäftsführer der Sammelstelle. Stand letzten Montag seien etwa ein Viertel der rund 2200 angemeldeten Tonnen Raps eingeliefert worden. Die Erträge liegen im Durchschnitt bei rund 40 kg/a. Das sei solide, aber kein Spitzenwert. Auffallend sei insbesondere, dass viele Partien sehr trocken abgegeben werden. Kipfer spricht von zahlreichen Lieferungen mit einer Restfeuchtigkeit zwischen 6 und 7 Prozent. Vereinzelt lagen die Werte sogar unter 6 Prozent, der tiefste bei 5,5 Prozent.
Was Walter Kipfer ebenfalls beobachtet: die Stimmung an der Annahmegosse. «Es herrscht eine entspannte, positive Stimmung – letztes Jahr bibberten alle bei der Abgabe.»
Tiefer Schädlingsdruck
Ähnliche Beobachtungen machtSimon Binder von der Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof in Lindau ZH. «Die Rapsernte wird bald in den normalen Lagen weitgehend abgeschlossen sein. Erträge über 40 kg/a sind heuer keine Seltenheit», sagt er. Erst am Anfang stehe die Ernte im Aargau, wie Andreas Distel vom LZ Liebegg berichtet. Hier seien erst einzelne Felder, vor allem Bio-Felder gedroschen. Klar ist aber auch für den Aargauer: «Ich nehme an, dass es ein deutlich besseres Jahr geben wird, als dies im letzten Jahr der Fall war.» Zwar sei die Trockenheit in diesem Jahr ausgeprägt gewesen, die Auswirkungen auf die Ernteergebnisse schätzt der Berater aber klein ein.
Saat und Feldaufgang im Jahr 2024 verliefen laut Simon Binder zufriedenstellend. Viele Landwirte hätten bereits ab Mitte August gesät – aus Sorge vor dem Rapserdfloh. Dessen Aktivität beschreibt Binder als «generell sehr verhalten». Auch Andreas Distel spricht von einem geringeren Druck als im letzten Herbst.
Laut Simon Binder ist vereinzelt ein Pyrethroideinsatz gegen adulte Käfer oder später gegen Larven erfolgt. Der Stängelrüssler sei im Frühjahr ebenfalls wenig aktiv gewesen. Dies könne am ausserordentlich nassen Frühjahr 2024 liegen, welches den Käfer in seinem Fortpflanzungserfolg gestört habe, so Binder. Einen grossen Druck beim Stängelrüssler erlebte man hingegen im Aargau. Hier mussten laut Andreas Distel viele Sonderbewilligungen erteilt werden. Ein weniger grosser Druck als im Frühjahr 2024 bestand dafür beim Rapsglanzkäfer.
«Beim Rapsglanzkäfer reichte in vielen Fällen eine Insektizidapplikation – für mehr hat es wegen früh geöffneter Einzelblüten oft nicht gereicht», bestätigt auch Binder.
Zwei, die auffallen
Zwei Schädlinge sind laut Simon Binder dieses Jahr aber besonders aufgefallen. Im Herbst machte sich der Kohlgallenrüssler bemerkbar. Dieser Käfer habe von der frühen Saat profitiert und an beinahe jeder Rapspflanze Gallen am Wurzelhals gebildet. Diese beeinträchtigten den Wasser- und Nährstoffaustausch jedoch nicht.
Im Frühjahr fanden sich in vielen Gelbschalen bläulich glänzende Käfer – blaue Mauszahnrüssler. Diese wärmeliebende Art kommt seit Jahren in Frankreich vor, befällt Rapspflanzen, gilt jedoch nicht als Hauptschädling.
Ausfallraps bekämpfen
Simon Binder verweist ausserdem auf die Bekämpfung von Ausfallraps als nächste Massnahme nach der Ernte. Seit dem vergangenen Jahr muss im Produktionssystem «Angemessene Bedeckung des Bodens» nur noch auf mindestens 80 Prozent der Flächen mit Hauptkulturen, deren Ernte vor dem 1. Oktober erfolgt, innerhalb von sieben Wochen eine Bodenbedeckung angelegt werden. Diese Ausnahmeregelung erleichtert insbesondere die Unkrautkontrolle gegen Ausfallraps.