Abo In den Kartoffeldämmen tut sich bei Kälte wenig. Der Boden isoliert die Knollen aber gegen Minusgrade. Wintereinbruch Zwei Wochen Kälte: Kartoffeln faulen kaum, werden aber ausgebremst Thursday, 25. April 2024 In den vergangenen zwei Wochen erlebte die Schweiz einen Wintereinbruch. Blühende Rapsfelder sind zeitweise unter einer dünnen Schicht Schnee verschwunden, und es herrschte definitiv kein Flugwetter für Insekten. Um die Bestäubung der Ölsaat muss man sich aber keine Sorgen machen, sagt Simon Binder vom Strickhof. «Die Bestäubungsleistung von Insekten beim Raps wird in Fachkreisen unterschiedlich gewertet und ist von vielen Faktoren abhängig», gibt er zu bedenken. Raps werde grösstenteils windbestäubt, und jene Sturmböen, die Mitte April die kalte Polarluft herangeweht haben, hätten auch den leichten Rapspollen verteilt. «In den meisten Regionen erreichte der Raps bereits bei der zuvor ausserordentlich warmen Witterung die Vollblüte, und die Bestäubung ist weiträumig ab-geschlossen», ergänzt der Fachmann. In späten Beständen oder bei vielen Schäden an den Hauptknospentrieben würden sich die Blüten insbesondere an den Seitentrieben in der nächsten Schönwetterphase öffnen – dann erfolge eine zweite Bestäubungswelle.

Wo die Last des Schnees zu gross geworden ist, steht der Raps teilweise gestaucht oder geknickt da. «Sind die Stängel nur gebogen, richten sie sich mit der Zeit wieder auf», so Simon Binder.

Seitentriebe und Gewicht

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Von Graupel oder Hagel abgeknickte Schoten wären allerdings verloren. «Der Raps kann die Schotenverluste zu einem gewissen Grad über die Seitentriebe und durch ein höheres Tausendkorngewicht kompensieren», fährt Simon Binder fort. «Das geht aber nur, wenn nicht bereits viele Blütenknospen durch den Glanzkäfer oder physiologische Mängel geschädigt worden sind.»

Abo Versicherung Schweizer Hagel Schäden durch Schneedruck innert 4 Tagen der Versicherung melden Tuesday, 23. April 2024 Die tiefen Temperaturen, die den Schneefall begleitet haben, sind nach Auskunft des Strickhof-Beraters für den Raps nicht wirklich ein Problem. Zwar blieben während Frostperioden aufblühende Blüten oft unbefruchtet. Dank der meist vier bis sechs Wochen andauernden Rapsblüte falle eine kurze Kälteperiode bei einem kräftigen Rapsbestand aber nicht ins Gewicht. «Auch durch starken Spätfrost aufgeplatzte Stängel verkorken mit der Zeit und haben kaum Ertragsverluste zur Folge», sagt Binder.

Hauptproblem Schädlinge

Aufgrund fehlender Insektizid-Beizung und einem schrumpfenden Repertoire an Insektiziden übersteige das Ertragsrisiko durch Schädlingsbefall jenes durch Spätfröste. Entsprechend nehme man in Kauf, dass Massnahmen zum Schutz des Rapses vor Schädlingen (Auflaufen im Herbst vor dem Einflug der Erdflöhe, zeitiges Düngen bei Vegetationsbeginn, um den Stängelrüssler davonzuwachsen, und früh blühende Sorten, um Knospenschäden durch Glanzkäfer zu minimieren) grundsätzlich die Frostanfälligkeit der Kultur erhöhen. In Sommerraps sieht Simon Binder keine passende Alternative: «Auch Sommerraps reagiert empfindlich auf Spätfröste, hat zudem ein wesentlich tieferes Ertragspotenzial und wird vom Rapsglanzkäfer besonders stark geschädigt, weshalb man ihn hierzulande kaum anbaut.»

 

«Kulturabbruch lohnt sich praktisch nie»

Der Strickhof habe zurzeit noch von keiner Rapsparzelle Kenntnis, auf der die Einwirkungen von Frost, Hagel und Schneedruck derart gross wären, dass sie einen vorzeitigen Umbruch rechtfertigen würden. Auch bei starken Hagelschäden sei im Blütenstadium noch eine gewisse Kompensation durch die Seitentriebe möglich, sagt Simon Binder. «Bei Raps lohnt sich ein Kulturabbruch aus finanzieller Sicht fast nie», rechnet der Berater vor: Schliesslich gingen so auch der Einzelkulturbeitrag (Fr. 7.–/a) und allfällige Landschaftsqualitätsbeiträge verloren. Falls als Ersatz eine Grünfläche angelegt würde, entfiele zusätzlich der Beitrag für offene Ackerfläche (Fr. 4.–/a). «Bei einem allfälligen Verzicht auf Insektizide und Fungizide (Fr. 8.–/a) oder auf Herbizide (Fr. 6.–/a) sähe die Bilanz eines Kulturabbruchs noch schlechter aus. «Anbautechnisch ist zudem zu beachten, dass je nach verwendetem Herbizid und Folgefrucht gewisse Ersatzkulturen nicht empfohlen werden oder zumindest ein Pflugeinsatz nötig sein könnte», schliesst Binder.