Die meist feuchten Bedingungen Ende August bis Anfang September haben die Rapssaat vielerorts verzögert. Regional konnte erst Mitte September gesät werden. Eine solche Spätsaat muss aber nicht zwingend negativ sein.

Früh oder spät?

Eine frühe Saat ab Mitte August birgt je nach Jahr einige Risiken. So kann es bei trockenen Bedingungen zu ungleichmässigem Auflaufen kommen oder die Pflanzen gehen bereits vor dem Wintereinbruch ins Längenwachstum über, wodurch die Auswinterungsschäden, insbesondere das Abfrieren der Knospenanlagen, verheerend sein können. Mit einer Fungizidbehandlung im Herbst (wachstumsregulierend) wird dem entgegengewirkt. Bei frühen Saaten kann jedoch eine bessere und schnellere Jugendentwicklung erzielt werden, was wiederum den Erdflohschaden minimieren kann.

Solange die Bodentemperaturen bis Anfang September nicht drastisch sinken, spricht man in gemässigten Lagen erst ab dem 5. September von einer Spätsaat. Ab dann wird empfohlen, die Saatdichte um 5 bis 10 Körner/m2 zu erhöhen – je nachdem, wie gut die Wachstumsbedingungen abgeschätzt werden.

Freude für die Schnecken

Die aktuell feuchten Bedingungen behagen den Schnecken sehr. In Kombination mit einer späten Saat und zögerlichem Auflaufen hat das Streuen von Schneckenkörnern eine zentrale Bedeutung. Es gilt zu beachten, dass beim Einsatz von Metaldehyd max. 700 g des Wirkstoffs pro Hektare und Jahr zugelassen sind. Dies entspricht rund zwei Behandlungen von 7 kg/ha bei einem Metaldehydgehalt von 50 g/kg. Je nach Mittel und Wirkstoffgehalt werden 3 bis 7 kg/ha pro Behandlung benötigt. Schnecken können den Raps bis im 6-Blatt-Stadium schädigen.

Erdfloh ist eingeflogen

Der Erdfloh, der sich im Sommer in angrenzenden Waldrändern und Hecken aufhält, ist vielerorts bereits in die Rapsfelder eingeflogen und hat mit dem Anfressen der Keimblätter begonnen. Die nasse Witterung behagt dem Schädling nicht – und er konnte vielerorts noch keinen relevanten Schaden anrichten. Mit der in ein paar Tagen trockeneren Witterung könnte es aber bei den Spätsaaten dazu kommen.

Eine chemische Bekämpfung mit Pyrethroiden ist sonderbewilligungspflichtig und sollte gezielt erfolgen, unter anderem, weil die Resistenzgefahr gross ist. Die Bekämpfungsschwelle im Keimblattstadium ist erreicht, wenn bei 50 % der Pflanzen über 25 % der Blattfläche von Frass- bzw. Schabstellen betroffen ist. Im 5- bis 6-Blatt-Stadium ist die Schwelle erreicht, wenn:

  • 80 % der Pflanzen mehrere Frassstellen aufweisen, oder
  • innerhalb von drei Wochen mehr als 100 Erdflöhe in der Gelbschale gefangen werden, oder
  • in sieben von zehn Trieben mindestens eine Larve gefunden wird.

Von Ende September bis Mitte Oktober macht eine Bekämpfung wenig Sinn, da die Käfer dann die Eier in den Boden ablegen und diese durch die Pyrethroide nicht erfasst werden. Ende Oktober können anhand der Berlese-Methode die Larven in den Pflanzen bestimmt und bis zum 14. November zielführend chemisch bekämpft werden.

Relevante Phase

Je nachdem, wie mild der Herbst und Winter wird, starten die Rapsbestände im kommenden Frühjahr in die relevante Phase. Dabei muss sich der spät gesäte Raps trotz geringerem Wurzeltiefgang beweisen und aufholen, um den Wachstumsrückstand wettzumachen. In den vergangenen Jahren war dies problemlos möglich, wenn er frühzeitig Stickstoff zur Verfügung hatte und erfolgreich gegen den Rapsstängelrüssler und Rapsglanzkäfer geschützt wurde.

Bei Spätsaaten kann nicht grundsätzlich von späten Erntezeitpunkten und tieferen Erträgen ausgegangen werden. Versuche haben gezeigt, dass trotz späterer Saat um mehrere Wochen die Ernte nur einzelne Tage später als bei einer Normalsaat stattfindet. Auch die Erträge von Spätsaaten fallen im Durchschnitt nur um rund 2 dt/ha tiefer aus als bei Normalsaaten. Weitere Versuche im Rahmen des Forums Ackerbau zum Thema Saatzeitpunkt und -dichte bei Raps laufen und können zu gegebener Zeit auf der Website eingesehen werden. Berater Pflanzenbau Inforama

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