Es ist heiss und staubig, als Landwirt Marti aus Grossaffoltern BE in Kirchlindach seine Kartoffeln setzt. Schon von Weitem fällt auf, dass der Traktor vor dem Grimme-Setzautomat ziemlich hoch ist. Es ist ein John Deere 6130 R, der nicht auf Rädern fährt, sondern auf Raupen.

In Kanada hergestellt

«Das sind Soucy-Tracks aus Kanada», erklärt Stefan Wyss vom Lohnunternehmen Wyss-Ittigen. Gemeinsam mit den Firmen Swiss-Tracks aus Echallens VD, dem Importeur von Soucy in der Schweiz, und Spahr Traktoren Lengnau geht es darum, Erfahrungen zu sammeln, inwiefern ein Traktor mit Raupenlaufwerk im Lohnunternehmen eingesetzt werden kann. Der Traktor und sein Schuhwerk sind zum Versuch auf dem Betrieb Wyss.

Verstellbare Spurbreite

Dort wird er vor allem für die Kartoffelsaat eingesetzt. Dafür sind die Raupen besonders praktisch. Denn ihre Spur lässt sich verstellen, von 1,50 bis 2,25 m. Jetzt sind sie auf 1,5 m eingestellt. So fährt der Traktor immer zwischen den Kartoffeldämmen. Diese Raupen sind 30,5 cm breit, das entspricht einer Pflegebereifung.

[IMG 5]

Über 2m2 Aufstandsfläche

Doch im Gegensatz zu einem Reifen bietet das Raupensystem über 2 m2 Aufstandsfläche. Dadurch wird das Gewicht des Traktors auf eine viel grössere Fläche verteilt und übt somit massiv weniger Bodendruck aus. «Die totale Aufstandsfläche liegt bei 2,25 m», erklärt Stefan Wenger von Swiss-Tracks. «Das ist etwa gleich viel wie eine 600er-Bereifung im Doppelrad hinten.» Mit einem so breiten Fahrzeug dürfte man aber nirgends in der Schweiz auf die Strasse.Teilt man das Gewicht des Traktors (8,5 Tonnen) durch die 2,25m2 Aufstandsfläche, so ergibt dies einen Bodendruck von 375 Gramm pro cm2.

Besonders eindrücklich sei der Bodendruck in Moosböden sichtbar, erzählt Stefan Wyss. «Da mache ich mit meinen Schuhen tiefere Spuren als der Raupen-Traktor

Gute Kraftübertragung vom Traktor

Ein weiterer Vorteil der Raupen ist die Kraftübertragung vom Traktor auf den Boden. Dank der viel grösseren Aufstandsfläche hat der Traktor eine sehr gute Verzahnung und dadurch weniger Schlupf. In Versuchen von Swiss-Tracks mit einer 6-m-Direktsaatmaschine hat sich gezeigt, dass der Traktor die Maschine dank der guten Traktion zu ziehen vermochte. Im Normalfall braucht es dafür Radtraktoren mit zirka 170 PS.

Einlösen war problematisch

Dieser Traktor ist der erste John Deere mit einer nachrüstbaren Raupenlösung in der Schweiz, der eine offizielle Strassenzulassung hat. Diese zu erhalten war aber nicht ganz einfach, erzählt Stefan Wenger. «Für das Astra war dieser Fall Neuland. Sie haben daraus einen Präzedenzfall gemacht.» Das heisst, dass sie nun anhand von diesem Muster weitere solche Traktoren zulassen können. Der Prozess hat sich von August bis in den Februar gezogen, als der Traktor endlich seine Strassennummern erhalten hat.

Nicht für die Strasse gedacht

Ganz wichtig für die Zulassung seien die Herstellergarantien, erklärt Wenger. Wegen der Nutzlast ist das Gefährt nun nur für 30 und nicht für 40 km/h zugelassen. Um auf der Strasse zu fahren ist aber das Raupenfahrwerk nicht ideal. Der Verschleiss bei schneller Strassenfahrt ist erheblich höher als im Feld. Für Transportarbeiten ist das System also nicht gedacht, hingegen im Kommunaldienst, z. B. in Skigebieten, gibt es weitere Einsatzgebiete.

Es ist eine grosse Investition

Die Soucy-Tracks sind ein Umrüstsatz und auf verschiedenste Traktormarken montierbar. Die Montage der Raupen übernimmt der Verkäufer. Das Zurückrüsten von Raupen auf Reifen dauert etwa einen Tag, sagt Stefan Wyss. Doch die Raupen sind eine teure Investition. Der Umrüstsatz kostet rund 80'000 Franken mit dem Prüfen. Der Lohnunternehmer wird diese schmalen Raupen höchstwahrscheinlich nicht kaufen, denn auf seinem Betrieb können sie nur fürs Kartoffelsetzen eingesetzt werden. Und mit dieser tiefen Auslastung ist die Investition zu hoch.

Interessant für Gemüsebau

«Im Gemüsebau oder für Spezialkulturen hingegen sind die Raupen sehr interessant, denn so können sie praktisch bei jeder Witterung fahren, auch im Moosboden, der besonders druckempfindlich ist», sagt Stefan Wyss. Gerade Gemüsebaubetriebe im Ausland setzten vermehrt auf Raupen, berichtet er. Am stärksten sei die Entwicklung in Holland, wie der Vertreter von Soucy-Tracks sagt. Dort würden pro Jahr 15 bis 20 Traktoren umgerüstet.