In Amerika habe sich ein Hype um einee neue Apfelsorte gebildet, die beim Hineinbeissen schön knackt. Sie trägt den schönen Namen «Honeycrisp», erzählte Samuel Cia. Er ist bei Agroscope für die Sortenzüchtung zuständig. Beim Hineinbeissen töne es ähnlich wie beim Cornflakesverzehr. «Beisst man in so einen Apfel, werden die Zellen aufgesprengt und der Saft freigesetzt», sagte Cia. Dies im Gegensatz zu herkömmlichen Äpfeln, wo man beim Reinbeissen die Zellen trenne. Der Effekt werde durch Fruchtfleisch mit sehr grossen Zellen hervorgerufen.

[IMG 2] Samuel Cia sprach von diesem neuen trendigen Apfel an der Sortentagung für Direktvermarkter, die von Richard Hollenstein vom landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen und von David Szalatnay vom Strickhof organisiert wurde. «Honeycrisp gilt als sehr schwierig im Anbau», sagte Cia und zählte die Nachteile auf: druck- und hitzeempfindlich, alternanzanfällig, Stippe und weiteres mehr. Einige dieser Probleme würden auch bei den Nachkommen, Cosmic Crisp und Swee Tango, auftreten.

Run auf neue Sorte

Die Honeycrisp-Rechte für Europa hat sich ein Konsortium in Südtirol gesichert. Aber einige Nachkommen sind in der Schweiz erhältlich. Diese stehen punkto Anbau- und Lagerschwierigkeiten besser da als Honeycrisp.

«Ein neuer Stern am Apfelhimmel.»

Samuel Cia

Bei den zwei in der Schweiz erhältlichen Sorten handelt es sich um Pia 41 und Wurtwinning. Pia 41 stammt vom Julius-Kühn-Institut und befindet sich in der Agroscope-Sortenprüfung. «Ein neuer Stern am Apfelhimmel», prophezeite Samuel Cia.

Schon ausverkauft

[IMG 3] Wurtwinning ist bei Beat Lehner von der Lehner Baumschule in Felben-Wellhausen auch für Direktvermarkter erhältlich. Die Nachfrage ist gross. «30 000 Bäume sind 2023 verkauft und für 2024 bereits 60 000», sagte Lehner. Für Wurtwinning ist der Markenname noch nicht bekannt. Der Sortenname steht für das Apfelzuchtprogramm der Wageningen University & Research (WUR). Laut Beat Lehner sei der Apfel knackig, crispy, saftig, süsslich und aromatisch.

Samuel Cia ergänzte mit Eigenschaften, die aus der Sortenprüfung stammen. So sei Wurtwinning schorfresistent, wenig mehltauanfällig und bis jetzt gebe es keine besondere Anfälligkeit auf Marssonina, Krebs oder Regenflecken. Letztere Eigenschaften für robuste Äpfel werden immer wichtiger, auch wenn für die meisten Konsumenten Fruchtqualität und Geschmack prioritär ist.

Die schöne und robuste Bonita

Punkto robuste Sorten konnte Erich Dickenmann auftrumpfen. Seit 20 Jahren betreibt er mit seiner Baumschule eine Kooperation mit dem botanischen Institut der Wissenschaften in Prag. Dieses Institut zähle weltweit zu den erfolgreichsten Züchtungsstationen von schorfresistenten Apfelsorten, so Dickenmann. Sein Star unter den Apfelsorten ist die rote Bonita. In der Schweiz ist sie dank der Firma Robustplant, deren Eigentümer Erich Dickenmann und Pavel Beco sind, frei verfügbar, während sie weltweit unter einem Clubkonzept steht. Es handle sich um die meistangebaute resistente Sorte im Südtirol. Bonita sei einfach im Anbau, ertragreich und sehr lagerfähig. Der Apfel sieht attraktiv aus und schmeckt süss-säuerlich. [IMG 4]

Sortenvielfalt im Hofladen

Aber Direktvermarkter wollen nicht nur eine Sorte, sondern eine breite Palette mit Früh-, Herbst- und Lagersorten. So hat Erich Dickenmann noch viele weitere Sorten im Verkauf wie zum Beispiel Rubinola, Opal, Karneval, Admiral, Lucy, Allegro, Karneval Orange Crisp, Cassiopeia oder Ghiva.

Beat Lehner, Erich Dickenmann und Agroscope brachten ihre Äpfel mit und alle Teilnehmer(innen) degustierten nach Herzenslust. Hier macht sich ein breites Feld von robusten Sorten auf.

Gefragt sind Erstklass-Äpfel

Oft würden ihm Sorten angeboten mit dem Satz «das reiche doch für Direktvermarktung», erzählte Samuel Cia. «Das kommt nicht in Frage, denn Abstriche bei der Qualität darf man auch in der Direktvermarktung nicht machen», hielt er fest und David Szalatnay doppelte nach: «Nur bei Erstklassäpfeln können Sie die Produktionskosten herausholen.»

[IMG 5] Deshalb kommt man auch bei robusten oder resistenten Sorten nicht ohne Pflanzenschutzbehandlungen aus. «Aber die Pflanzenschutzstrategie muss angepasst und clever sein», sagte Szalatnay. Grundsätzlich sei das Potenzial zur Einsparung von Fungiziden bei Frühsorten deutlich höher als bei Lagersorten. Laut Richard Hollenstein sind bei der Remontierungsplanung robuste und resistente Sorten zu berücksichtigen. Er fügte an: «Pflanzen Sie Sortenblöcke, die einen separaten Pflanzenschutz ermöglichen.»

Beiträge für robuste Sorten

Auch wies Richard Hollenstein auf die neuen Finanzhilfen für die Remontierung hin. Für die Anpflanzung von robusten Kernobstsorten gibt es einen Bundesbeitrag von Fr. 7000.–, sofern der Kanton die gleiche Summe aufbringt. Davon profitieren können aber nur richtige Obstanlagen (Begriffsordnung Art. 22, Abs. 2).

[IMG 6] Über die Liste der dafür zugelassenen robusten Sorten konnten sich die Experten noch nicht einigen, sodass laut Hollenstein die Beiträge erst im nächsten Jahr zu tragen kommen könnten – rückwirkend könne man sie auch nicht für 2023 einfordern. «Machen Sie aber nur mit, wenn Sie überzeugt davon sind, dass robuste Sorten der richtige Weg sind», legte er den Teilnehmenden ans Herz.

Oder wie es Beat Lehner plakativer ausdrückte: «Wenn ihr die Bäume nach fünf Jahren umpfropfen müsst, kostet euch das viel mehr. Insgesamt machen diese Förderbeiträge, auf die Lebensdauer eines Baums bezogen, nicht mehr als 2 Rp./kg Äpfel aus.»