Auch im Getreidebau war das Jahr 2020 turbulent. Lorenz Hirt, Präsident der Branchenorganisation Swiss Granum, äusserte sich in einer Mitteilung folgen- dermassen: «Unsere Branche stand dieses Jahr plötzlich im Fokus und wurde als ‹systemrelevant für die Versorgung des Landes mit lebenswichtigen Gütern› erkannt». Dies äusserte sich auch im Konsumentenverhalten, denn während des Lockdowns konnte ein Trend zu regionalen Produkten und kurzen Transportwegen beobachtet werden, so Swiss Granum.
Überblick der Erntemengen
Mengenmässig präsentierte das Jahr 2020 – mit Ausnahme der Eiweisspflanzen – ein positives Bild der Ernte. Trotz tieferer Proteingehalte weist die diesjährige Weizenernte eine gute Qualität auf. Verglichen mit dem Vorjahr gab es mehr Futterweizen und auch mehr Raps, wobei bei diesen bei- den Kulturen die Nachfrage nach inländischer Ware trotzdem nicht befriedigt werden konnte. Die Qualität des Brotgetreides kann insgesamt als durchschnittlich bezeichnet werden. Tiefe Mykotoxingehalte: Die für die Müller wichtigen Protein- und Feuchtglutengehalte lagen dieses Jahr tiefer als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. «Positiv zu erwähnen ist das tiefe Mykotoxin-Belastungsniveau bei Weizen», so Swiss Granum. Dieses Jahr mussten in der Klasse Top 5225 t (2019: 12 950 t) Mahlweizen deklassiert werden. In der Klasse 1 und 2 waren es 15 740 t (2019: 9306 t).
Anbau-Empfehlung 2021
Für Futterweizen und Raps besteht gemäss Swiss Granum ein grosses Absatzpotenzial. Des Weiteren meldet die Branchenorganisation, dass Weizen aus pestizidfreiem Anbau sehr stark gefragt ist. Es wird empfohlen, die Anbaufläche von Futterweizen, Körnermais und Eiweisserbsen auszudehnen, diejenige von Gerste sowie von Triticale beizubehalten.
Bei Suisse Premium/Suisse Garantie (fenaco) wird folgendes empfohlen:
- Region West-CH: Anteil TOP reduzieren, Klasse I und II beibehalten
- Region Mitte-CH: Anteile TOP, Klasse I und II beibehalten
- Region Ost-CH: Anteile TOP, Klasse I und II beibehalten
Der Rapsanbau in der Schweiz konnte in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert werden, heisst es bei Swiss Granum. «Da die Nachfrage nach Raps gross ist, kann die Anbaufläche ausgedehnt werden». Der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) empfiehlt daher, wenn möglich Raps an- stelle von Sonnenblumen anzubauen. Um den nachhaltigen Rapsanbau in der Schweiz zu fördern, startete die Branche dieses Jahr ein entsprechendes Forschungsprojekt. Der nächste grosse Schritt in der Getreide- und Ölsaatenbranche ist die Förderung der Pflanzenzüchtung und Sortenprüfung im Rahmen der Strategie Pflanzenzüchtung 2050.