Wegen der Corona-Pandemie war Ende März nicht klar, ob und wie viele Erntehelfer einreisen können. Dieser Umstand forderte die gesamte Branche im Obst- und Beerenbau. In Zusammenarbeit mit den Behörden wurden Lösungen erarbeitet, die schliesslich dazu führten, dass die erforderlichen Erntehelfer(innen) rekrutiert werden konnten.

Einige schlaflose Nächte 

Nach dem milden Winter präsentierten sich die Obstkulturen angeblich in einem sehr guten Zustand. Der zeitige Vegetationsbeginn hat dazu geführt, dass die Kulturen in ihrer Entwicklung rund 14 Tage Vorsprung hatten. Dies zog sich durch die gesamte Ernte. Die tiefen Temperaturen Anfang April verursachten aber bei einigen Produzenten schlaflose Nächte. Die Frostschäden waren regional und sortenabhängig unterschiedlich hoch. Im Kanton Thurgau entwickelten sich Frostzungen bei einigen Obstsorten und sorgten für Ertragseinbussen. Aufgrund der trockenen Witterung im Frühling beurteilt der Schweizer Obstverband (SOV) den allgemeinen Krankheits- und Schädlingsdruck als durchschnittlich. «Das Jahr 2020 war in dieser Beziehung einfacher als das Vorjahr».

Was erwartet die Obstbauer im 2021...?

Gemäss dem SOV wird die inländische Produktion vermehrt geschätzt, wie sich in der Corona-Krise zeigte. «Das Qualitätsbewusstsein in der Schweiz ist sehr hoch. Um hochwertige Produkte anbieten zu können, müssen sie aber ihre Pflanzen schützen können. Nebst der marmorierten Baumwanze bedrohen weitere Schädlinge wie der Blatthornkäfer, die Bananenschmierlaus, der Japankäfer sowie das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa) die Obstkulturen in der Schweiz. Im Wallis ist die Situation betreffend die Schmierlaus besorgniserregend, da dieser Schädling sehr schwer zu bekämpfen ist», so der SOV gegenüber der BauernZeitung. 

...auch hinsichtlich der Pflanzenschutz-Initiativen?

Das Jahr 2021 wird hinsichtlich der extremen Agrar-Initiativen wegweisend sein, so der SOV. «Eine Annahme hätte schwerwiegende Konsequenzen für den Obstbau. Einerseits würde die regionale Produktion stark bedroht, andererseits der Preis für Früchte steigen. Mit der parlamentarischen Initiative zur Reduktion von Pestiziden ist die Branche zudem bereits stark gefordert», so der SOV gegenüber der BauernZeitung. 

Was ist aus der generellen Erlaubnis für die Freilassung der Samuraiwespe gegen die Marmorierte Baumwanze geworden?  

Am 27. Juli hat Agroscope in der Schweiz den ersten Freilassungsversuch gemacht. Die ersten Ergebnisse aus dem Freisetzungsversuch gegen die marmorierte Baumwanze zeigten, dass von den künstlich ausgebrachten Wanzen-Eiern leider nur sehr wenige parasitiert waren. Gemäss Barbara Egger, von Agroscope, hofft Agroscope auf einen langfristigen Effekt und dass sich die Samuraiwespe in der Umgebung der Versuchsfläche ansiedeln kann. Agroscope behält die Versuchsfläche in den nächsten Jahren im Auge und wird weiterhin regelmässig nach Samuraiwespen suchen. 

Was ist im 2021 gegen die Baumwanze vorgesehen?

Agroscope wird an folgenden Themen verstärkt arbeiten:

  • Alternative Strategien, z.B. Fangpflanzen (mit FiBL) oder entomopathogene bzw. antagonistische Bakterien.
  • Parasitoide 
  • Wirkung PSM (mit kantonalen Fachstellen)
  • Monitoring

Seit Januar 2020 ist der Feuerbrand kein Quarantäneorganismus mehr und muss nicht mehr gemeldet und bekämpft werden. Wurden aufgrund dessen mehr Schäden beobachtet?

SOV: «Es zeigt sich lagebedingt ein heterogenes Befallsbild. In sehr frühen Lagen mit nahezu optimalen Bedingungen während der Blüte, ist nahezu in allen Kernobstkulturen Befall festzustellen. In Bodenseeraum (St. Gallen), mit etwas weniger optimalen Bedingungen während der Blüte, ist der Befall mit wenigen Ausnahmen auf wenige Infektionen beschränkt. In späten Lagen wurde sehr wenig Befall gesichtet. Die Situation zeigt auf, dass das Bakterium präsent ist, und auch in Zukunft bei sehr optimalen Bedingungen während der Kernobstblüte einen wirtschaftlichen Schaden anrichten kann». 

 

Total-Einnetzung war nötig

Der Druck durch die Kirschessigfliege war dieses Jahr witterungsbedingt sehr hoch. Die Total-Einnetzung, die Einhaltung der Erntehygiene und der gezielte Pflanzenschutz konnten grösstenteils wirtschaftliche Schäden verhindern, meldet der SOV. Auch im Beerenanbau wurden gemäss der Agroscope schwere Schäden durch die Thripse, Wanzen und die Kirschessigfliege festgestellt. Nichtsdestotrotz meldet Agroscope «sehr gute Sonneneinstrahlung und hervorragende Fruchtqualität».

Wie ist die Saison der Hauptbeerenkulturen gelaufen? 

Das Agroscope meldet im Jahr 2020 gute Erträge:

  • Erdbeeren, +6 % gegenüber 2019, 7260 t
  • Himbeeren, +6 % gegenüber 2019, 2255 t
  • Heidelbeeren, +16 % gegenüber 2019, 649 t) – Anteil der Schweizer Produktion beträgt nur 8 % der gesamthaft konsumierten Menge 
  • Brombeeren, +10 % gegenüber 2019, 663 t

Zudem habe man festgestellt, dass der Umsatz (teilweise aufgrund der Corona-Krise) in der Direktvermarktung sowie in Selbstpflückanlagen dieses Jahr stark gestiegen sei, so Valérie Kottmann von der Agroscope. 

Was erwartet die Beerenbauer im 2021?

Die Beerenbauer erwartet im 2021 die Herausforderung, das Umsatzniveau im Bereich des Direktverkaufs und des Selbstpflückens aufrechtzuerhalten, so Agroscope. Des Weiteren ist der Schädlingsdruck erhöht. Thripsen, Wanzen und Sekundärschädlinge werden immer problematischer. Auch der Krankheitsdruck in den Beerenkulturen nimmt gemäss Agroscope tendenziell zu (zum Beispiel Mehltau auf Herbsthimbeeren). Der zunehmende Konkurrenzdruck aus dem Ausland werde die Beerenbauer im nächsten Jahr ebenfalls fordern, so Valérie Kottmann von Agroscope. 

Im Obst- sowie im Beerenbau habe sich die Corona-Krise aber positiv auf den Direktverkauf ausgewirkt. «Der Markt für die Sommerfrüchte lief hervorragend», schliesst der Schweizer Obstverband ab.