An der Generalversammlung der Vermehrungsorganisation Schaffhauser Saatgut (Voss) ging es um die Zukunft. Die Schaffhauser Saatgutproduktion für Getreide, Kartoffeln Klee und Gras hat eine lange Tradition. 1920 wurde die Vermehrungsorganisation Schaffhauser Saatgetreide gegründet. Doch jetzt, nach 103 Jahren, vollzieht sich ein markanter Wechsel.

Vom GVS ins Niderfeld

Bis zum vergangenen Jahr hatte der Genossenschaftsverband Schaffhausen (GVS) das Saatgut für Brot- und Futtergetreide übernommen, abgesackt und vorwiegend im Kanton Schaffhausen vermarktet. Am GVS-Standort in Herblingen wären beachtliche Investitionen nötig geworden. Das war wirtschaftlich aber nicht tragbar. Deshalb wurde von der Voss frühzeitig mit Blick auf die Anbau- und Produktionsplanung eine engere Zusammenarbeit mit den Ostschweizer Saatgutproduzenten (OSP) mit Sitz im Niderfeld, Winterthur, gesucht.

Weniger Sorten

Die Zusammenarbeit mit den OSP hatte auch Einfluss auf die Anbauplanung. In der Folge wurde die Sortenvielfalt reduziert. Im vergangenen Jahr haben neunzehn Produzenten auf rund 150 ha Getreide zehn Brot – und fünf Futtergetreidesorten angebaut. Im laufenden Anbaujahr sind Baretta, Combin und Campanile nicht mehr in der Vermehrung. Gestrichen sind auch Ludwig, Dilago und der Hartweizen Elsadur.

Als Spezialkulturen vermehrten die Schaffhauser Bauern 2022 auf 38 ha Klee und weiteren 23 ha Kleesaatgut. Dieses wird jetzt schrittweise im Saatgutgetreidezentrum Niederfeld in Wülflingen aufbereitet. «Wird bei der Saatgutprobe Samen vom Ackerfuchsschwanz gefunden, so wird das Saatgut abgewiesen», erinnerte Fritz Schürch, Geschäftsführer Klee und Gras.

Die Resultate der Ernte 2022 sind durchaus vielversprechend. Beim Gras liegt die Ausbeute bei rund 80 Prozent und somit leicht über dem Vorjahreswert. Beim Klee sieht es noch besser aus, indem dieser mit 65 Prozent deutlich höher als 2021 mit 46,90 Prozent liegt.

Ein Neuer und viele Austritte

Verbandspräsident Hansruedi Kramer informierte, dass man die Mitgliederkartei überarbeitet habe. Es gab einen einzigen Mitgliederzuwachs für die Produktion von Kleesamen. Drei weitere Mitgliedschaftsanwärter haben erst eine provisorische Aufnahme durch den Vorstand gefunden. «Wer drei Jahre in Folge keine Saatgutvermehrung mehr macht, scheidet automatisch aus», führte Kramer aus. Einige hätten gar zehn Jahre lang nicht mehr Saatgut produziert, sodass nun definitiv siebzehn austreten oder mit dem nun erfolgten Wechsel nach Wülflingen mit der Produktion aufhören werden.

Lieber wäre man eigenständig geblieben

Wie geht es nun weiter mit der Voss? Verbandspräsident Hansruedi Sprenger zeigte sich offen. Grundsätzlich liege es auf der Hand, dass sich eine noch engere Zusammenarbeit unter dem gemeinsamen Dach mit den OSP abzeichnen würde. Doch dadurch, dass sich der GVS bis 2027 und die Voss an den Transportkosten beteilige, dränge sich keine Eile auf. Auch habe es noch einen beachtlichen Betrag in der Verbandskasse, der grundsätzlich den Saatgutproduzenten gehöre. Verschiedene Stimmen votierten im Saal dafür, sich weiterhin als selbstständige Organisation zu behaupten. «Damit lassen sich die Interessen der Schaffhauser Saatgutproduzenten besser vertreten und durchsetzen», so die Meinung im Saal.