«Viröse Vergilbung von Zuckerrüben und erster Nachweis der SBR-Krankheit in der Ostschweiz im Jahr 2023» – unter diesem zurückhaltenden Titel veröffentlichte Agroscope Ende Februar eine Medienmitteilung. Der Inhalt ist besorgniserregend.

Agroscope bestätigt darin, dass die im Zuckerrübenanbau gefürchtete Krankheit Syndrome Basses Richesses (SBR) jetzt in der Ostschweiz angekommen ist.

Zweitanalyse bestätigt den Verdacht

Von 21 untersuchten Standorten fielen vier Proben positiv aus. Diese Messungen wurden bereits im Jahr 2023 durchgeführt, die schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) war darüber unterrichtet. Um sicherzugehen, führte Agroscope weitere Analysen durch. Zwei Proben stellten sich daraufhin als Fehlalarm aus, bei zwei Proben bestätigte sich der Verdacht. Wie geht es nun weiter?

Überwachung soll verstärkt werden

Überträger der neuen Rübenkrankheit SBR ist die kleine unscheinbare Schilf-Glasflügelzikade. Sie saugt an den Blättern der Rübe und überträgt so Bakterien, die bei den Zuckerrüben die Krankheit auslösen. (Bild Floriane Bussereau, Agroscope) Pflanzenbau Kleines Insekt bedroht den Rübenanbau Friday, 22. February 2019 Die SBR-Krankheit wurde zum ersten Mal 2017 in der Westschweiz nachgewiesen. Auslöser ist ein Bakterium, Überträger ist die sogenannte Schilf-Glasflügelzikade. Bisher bereitete sich die Krankheit mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Jahr ostwärts aus.

Die meisten Überwachungen und Proben führte Agroscope darum in den westlichen Anbaugebieten durch. Agroscope plant aber, im nächsten Jahr die Überwachung im Osten zu verstärken und sich ein genaueres Bild des Befalls zu machen.

Offen bleibt die Frage, wie es die Krankheit schaffte, plötzlich in der Ostschweiz aufzutauchen. Eine spekulative Möglichkeit wäre ein Einschleppen via Süddeutschland, denn SBR wütet auch schon in Baden-Württemberg und Bayern. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist aber unklar, wie die Krankheit in die Ostschweiz gekommen ist.

Auswirkungen auf den Anbau von Convisio-Smart-Sorten

Abo Die mit SBR befallenen Rüben vergilben und zeigen teilweise Nekrosen bei älteren Blättern. Ganz ähnliche Symptome zeigt auch die Infektion durch die viröse Vergilbung, weshalb die beiden Krankheiten auf den ersten Blick schwierig zu unterscheiden sind. Zuckerrüben «Mit Smart-Sorten in SBR-Befallsgebieten verliert man etwa 1'000 Franken pro Hektare» Sunday, 17. December 2023 Gerade die beliebten Convisio-Smart-Sorten gelten als schlechte Wahl in SBR-Befallsgebieten. Die SZF empfiehlt den Landwirten in Befallsgebieten SBR-tolerante Sorten einzusetzen, auf ihrer Website listet sie fünf solche auf.

In diesen Zuckerrüben wird das Unkraut aber mit den «herkömmlichen» Herbiziden bekämpft. Den Sulfonyler «Convisio One» vertragen diese nicht. Die Frage bleibt darum offen, wie es mit dem bewährten System weitergeht, wenn in Zukunft die SBR in der ganzen Schweiz verbreitet ist.

Die Pflanzer im Osten befinden sich wohl bald in der gleichen Lage wie ihre Kollegen im Westen. Für die Zuckerrübenpflanzer bedeutet die Krankheit somit einen weiteren Unsicherheitsfaktor im Anbau. 

Kommentar von Viktor Dubský

Heute da, morgen hier
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Als ich heute Morgen zur Arbeit fuhr, wanderte mein Blick himmelwärts. Ein schöner, blauer Himmel, durchzogen mit Flugzeug-Kondensstreifen. Ein Sinnbild für die Vernetzung der modernen Welt.

Gerade eben hockt man noch im Büro und tags darauf ist man bereits in der Badehose am Karibikstrand. Für die Waren gilt dasselbe. «Heute bestellt – morgen geliefert», lautet das Credo eines bekannten Internet-Versandhändlers.

Auch die Landwirtschaft ist diesem Trend immer mehr ausgesetzt. Was heute noch im Ausland herumkriecht und an Blättern saugt, taucht morgen vielleicht plötzlich auf dem eigenen Feld auf. Bei der Witterung gilt dasselbe. Ein Jahr ist geprägt von Nässe, das nächste von Trockenheit und das übernächste kommt dann wieder ganz anders.

Die Schweizer Landwirtschaft hat dank ihrer kleinräumigen Strukturen gute Karten, um mit dieser Dynamik umzugehen. Massnahmen wie die gute landwirtschaftliche Praxis und der Einbezug der Biodiversität sind wesentliche Stützen eines stabilen Ernährungssystems. Mit der Politik und der Bevölkerung im Rücken können sich die Landwirte den Herausforderungen der neuen Zeit stellen. v.dubsky@bauernzeitung.ch

Abo Lucas Vogt machte darauf aufmerksam, dass Schosserrüben in der Folgekultur zwingend zu entfernen sind. (Bild Stefanie Giger) Zuckerrüben Zuckerrüben: Conviso Smart ist für KWS ein Erfolgsprodukt Monday, 21. June 2021