Die wichtigsten Ölkulturen in der Schweiz sind Raps und Sonnenblumen. Die Anbauflächen für Sonnenblumen im Kanton Luzern nahmen in den letzten Jahren zu: 2021 wuchsen Sonnenblumen auf 33,8 ha, 2023 auf 67,9 ha und 2024 auf 89,9 ha. Im Vergleich ist die Rapsanbaufläche im Kanton relativ stabil mit 1214,9 ha im 2024.
Nachfrage vorhanden
Für 2025 sichern die Ölmühlen die Verarbeitung von 106 065 t Raps und 26 100 t Sonnenblumen zu. Die Nachfrage nach Raps bleibt stabil, während die Nachfrage bei den Sonnenblumen leicht ansteigt. Nach den Preisanstiegen wegen der Angst um Ölknappheit auf dem Weltmarkt sind die Preise mittlerweile auf ähnlichem Niveau wie vor 2021.
Schädlinge wie Rapserdfloh und Rapsglanzkäfer machen den Anbau anspruchsvoll. Die meisten zugelassenen Insektizide sind Pyrethroide und benötigen eine Sonderbewilligung. Daher ist der Kontroll- und Büroaufwand relativ hoch. Heuer sorgte die Witterung für eine zögerliche Blüte. Hinzu kamen Schnee und viele Rapsglanzkäfer, welche Schäden an der Kultur verursachten und die Erträge drückten. Raps bedeckt den Boden von September bis Juli und durchwurzelt ihn intensiv. Zudem kann er Schäden gut kompensieren und erstaunt manchmal trotz schweren Bedingungen mit zufriedenstellenden Erträgen.
Alternative Sonnenblume
Ölsonnenblumen brauchen weniger Pflanzenschutz und Dünger (ökologisch nachhaltig) und sind daher weniger arbeitsintensiv (sozial nachhaltig). Der vergleichbare Deckungsbeitrag liegt bei beiden Kulturen bei rund Fr. 2570.–/ha (Raps intensiv, Fr. 86.80/dt, 40 dt/ha; Sonnenblumen extensiv, Fr. 79.45/dt, 30 dt/ha). Sonnenblumen haben höhere Ansprüche an den Standort als Raps. Sie brauchen ähnlich Wärme wie mittelspäter Körnermais. Fehlt die Sonne oder ist die Region im Herbst neblig, reifen die Sonnenblumen schlecht ab und Pilzkrankheiten breiten sich aus.
Auf dem Schulerhof in Grosswangen LU werden Ölsaaten angebaut. Das Betriebsleiterehepaar, Beat und Anita Wüest, probieren mit Freude regelmässig neue Kulturen aus. So haben die Sonnenblumen neben Winterraps seit 2016 ihren Platz in der Fruchtfolge gefunden.
Sonnenblumen auch fürs Image
Für Beat Wüest sprechen mehrere Punkte für Sonnenblumen: «Mit den Sonnenblumen können wir die Arbeitsspitze im Sommer entlasten. Zudem passt die Sonnenblume als relativ extensive Kultur gut zu unserem Betrieb und ist für uns wirtschaftlich interessant. Ein Sonnenblumenfeld wird von der Bevölkerung sehr geschätzt und macht quasi gratis Werbung für die Landwirtschaft.»
Beat Wüest erklärt, damit die Sonnenblumen auch abreifen, sei das Kriterium Frühreife bei der Sortenwahl wichtig. Auf dem Schulerhof werde zudem die Saatdichte gezielt angepasst. «Wir streben eine Saatdichte von 73 000 bis 75 000 Körner/ha an. Durch die hohe Pflanzendichte sollten die Köpfe kleiner wachsen und daher schneller abtrocknen.»
Es braucht das richtige Wetter
Neben der Sortenwahl und Saatdichte ist das Wetter für den Erfolg entscheidend – und dieses war in den letzten zwei Jahren unpassend. Wüest erklärt: «Wir haben relativ schwere Böden mit eher viel Niederschlag. Im Frühjahr ein gutes Saatbeet zu bekommen, ist eine Herausforderung.» Denn der Betrieb baut Sonnenblumen pflug- und herbizidlos an. Um dabei erfolgreich zu sein, ist für den Landwirt wichtig, «dass sich die Böden im Frühjahr schnell erwärmen, damit die Beikräuter keimen. Die letzten zwei Jahre waren sehr anspruchsvoll. Zurzeit wird daher der Labelanbau kritisch überprüft.»
Beat Wüest bestätigt, dass beim Raps «ganz klar die Schädlinge» und deren Kontrolle Knackpunkte sind. «Wenn dann noch das Wetter nicht mitspielt, wird der Rapsanbau unwirtschaftlich.» Beide Ölsaaten haben in der Praxis ihre Herausforderungen und ihre Vorteile. Für Wüests ist klar: «Obwohl wir die Rapsfläche bereits stark reduziert haben, wegfallen wird der Raps auf unserem Betrieb nicht, da Rapsprodukte in der Direktvermarktung eine wichtige Bedeutung haben.»
Versuch Unkrautbekämpfung
Das Forum Ackerbau führt 2023 bis 2025 an mehreren Standorten Versuche zur Unkrautregulierung in Sonnenblumen durch – auch auf dem Schulerhof. Weitere Informationen gibt es beim Pflanzenbauanlass am 3. September ab 13.30 Uhr in Ettiswil LU, organisiert durch die Landis Luzern-West und Sursee LU zusammen mit dem BBZN. Neben Ölsaaten werden auch Mais und eine Wetterstation thematisiert.
Betrieb Schulerhof
Betriebsleiter: Beat und Anita Wüest-Kaufmann
Ort: Schulerhof, Grosswangen
Flächen: 33,1 ha LN, davon 26,1 ha oAF
Kulturen: Gerste, Weizen, Dinkel, Silomais, Raps, Sonnenblumen, Ackerbohnen, Linsen, IPS-Konserven-Erbsen, Saatgut-Vermehrung BFF-Pflanzen
Tiere: 8 Mutterkühe, 140 Legehennen, 50 Truten und 120 Zuchtkaninchen