In den 70er-Jahren war es noch gang und gäbe, dass man bei Nacht und Nebel ausländischen Stierensamen in die Schweiz geschmuggelt hat. Und heute? Ein Ding der Unmöglichkeit denken viele. Einige Landwirte sind aber der Überzeugung, dass dies immer noch passiert. Die Gerüchteküche zum Brodeln brachten kontrollierte Abstammungen von Kälbern, die weder einem KB-, noch einem Natursprungstier zugeordnet werden konnten, obwohl auf der Besamungskarte ein registrierter KB-Stier vermerkt war.
In der Zentralschweiz
Ein Viehzüchter, der namentlich nicht genannt werden möchte, meldete sich bei der BauernZeitung und machte die Geschichte publik. Betroffen seien nicht nur er, sondern auch andere Milchviehhalter, die ihre Tiere im Aufzuchtvertrag in die Zentralschweiz, genauer gesagt in den Kanton Luzern geben.
So werden ihre Rinder auf den Aufzuchtbetrieben mit Limousin künstlich durch Besamer und Tierärzte besamt. "Meine Kuhkälber verkaufe ich dann einem Mutterkuhbetrieb", sagt der Viehzüchter am Telefon. Da bei Kälbern die Trächtigkeitsdauer nicht mit dem Geburtsdatum übereinstimmte, wurde diesen, zwecks einer Abstammungskontrolle, eine Haarprobe entnommen und prompt stimmte der Stier auf der Besamungskarte nicht mit der Analyse überein. "Da die Abstammung nicht gewährleistet werden konnte, gab es für diese Tiere auch keine Abstammungsausweise."
Einen grossen Schaden
"Nun hat der Mutterkuhbetrieb einen Schaden, der sich schnell auf 1000 Franken belaufen kann", ärgert sich der Züchter. "Mein Aufzuchtbetrieb hat weder einen Natursprungstier im Stall noch besamt er die Rinder selber", doppelt er nach. "Ich vermute, dass einige Besamer und Tierärzte billige Dosen von Fleischrassenstieren in die Schweiz schmuggeln und dann auf der Besamungskarte einen anerkannten KB-Stier vermerken und auch dessen Preis verlangen", ist der Landwirt überzeugt. Das würden sie nur in der Hoffnung machen, dass später diese Mastkälber geschlachtet werden und der ganze Schwindel nicht ans Tageslicht kommt.
Einige können es sich vorstellen
Fragt man in der Branche nach, halten sich alle sehr bedeckt. Dass immer noch Samen in die Schweiz geschmuggelt wird, können sich einige gut vorstellen, bestätigen wollen sie es aber nicht. Nun haben diese Züchter, welche ihre Tiere in die Zentralschweiz in die Aufzucht geben, Angst davor, dass sie in Zukunft jedes Tier auf ihre Abstammung kontrollieren müssen. Dies wäre mit sehr hohen Kosten verbunden, die sie schlussendlich selber tragen müssten und das wollen sie unter allen Umständen verhindern.