«Unsere Tafelkirschen sehen erfreulich aus, nun hoffen wir auf einen guten Marktverlauf», erklärt Jörg Bircher gegenüber der BauernZeitung. Auf seinem Hof fand am Mittwochabend das Vorerntetreffen Steinobst der Aargauer und Baselbieter Obstproduzenten statt. Das Wetter habe in seiner Region bisher mitgespielt. Es gab mehr Sonnenschein als im Vorjahr und dazu genügend, aber nicht zu viel Regen. Entsprechend gleichmässig hätten sich die Kirschen entwickelt. Im Gegensatz zu anderen Regionen im Baselbiet und im Kanton Aargau seien sie bisher auch vor starkem Hagelschlag verschont geblieben.

Rund eine Hektare Tafelkirschen mit fünf verschiedenen Sorten bewirtschaftet Jörg Bircher auf seinem Hof in Wölflinswil. Die Pouletmast ist nebst dem Obstbau ein weiterer wichtiger Betriebszweig. Im Gegensatz zu den 70 Aren Zwetschgen, welche ebenfalls zum Betrieb gehören, sind die Kirschen vollständig eingenetzt und mittels Hagelschutznetz und Regenschutzüberdachung geschützt. Dank dieser habe Monilia trotz des feuchten Wetters gut in Schach gehalten werden können. Gross sei hingegen aktuell der Druck durch die Schwarze Kirschenlaus. «Dies erforderte Ende letzter Woche eine weitere Pflanzenschutzmittel-Behandlung, mit welcher auch die Kirschenfliege abgedeckt werden konnte», so Jörg Bircher. [IMG 2]

Der Pflanzenschutz hat Jörg Bircher komplett an einen regionalen Lohnunternehmer ausgelagert. «Dadurch kommt in meiner Anlage modernste Technik zum Einsatz, welche nur für meinen Betrieb alleine wirtschaftlich nicht tragbar wäre.» Dazu habe er auch keine Investitionen in Füllplatz oder PSM-Lagerung tätigen müssen. Zudem sei der Lohnunternehmer, welcher selber Obstproduzent sei, über die sich immer ändernden Vorschriften im Bereich Pflanzenschutz stets auf dem aktuellsten Stand.

Knappe Erntehelfer

Die Problematik, dass andauernd Pflanzenschutzmittel verschwinden, im Gegenzug aber immer wieder frische Schädlinge wie die Kirschessigfliege aufkämen, sei die grösste Herausforderung in der Kirschenproduktion. Anspruchsvoller werde auch die Rekrutierung von Erntehelfer. «Da wir nur Kirschen und Zwetschgen haben, können wir nicht über das ganze Jahr mit Angestellten arbeiten. Nur für drei Monate externe Helfer zu finden, ist schwierig», so Jörg Bircher. Er arbeitet mit Arbeitskräften aus der Familie und dem Bekanntenkreis.

rg Bircher, der auch Vorstandsmitglied des Aargauer Obstverbandes ist, vermarktet 90 Prozent seiner Kirschen über den Grosshandel. «Für den Direktverkauf mittels Hofladen fehlen uns die personellen Ressourcen und die Sortimentsbreite. Allerdings beliefern wir zwei andere Hofläden mit unseren Früchten.» Es sei wichtig, dass sowohl in der Vermarktung über den Grosshandel, als auch im Direktverkauf Disziplin herrschten: «Es ist schade, wenn im Strassenverkauf Kirschen zu Dumpingpreise angeboten werden. Wenn diese dann noch Qualitätsmängel wie beispielsweise einen Kirschessigfliegenbefall aufweisen, wird die Kundschaft vergrämt und weicht auf andere Früchte aus.»

Alle sind gefordert

Auch Ruedi Obrist, Obstbauer aus Hettenschwil und Mitglied des Produktzentrum (PZ) Kirschen und Zwetschgen beim Schweizer Obstverband, erwähnt gegenüber der BauernZeitung die Bedeutung der Früchtequalität. Er informierte am Vorerntetreffen über Marktaussichten und die aktuelle Preissituation. «Die Kirschen in den Anlagen sehen top aus. Nun ist es wichtig, dass nur höchste Qualität an die Verkaufsfront gelangt und sich alle Marktakteure für ein erfolgreiches Kirschenjahr ins Zeug legen», betont Ruedi Obrist. Es dürfe nicht nochmals passieren, dass sich die Kirschen wie im vergangenen Jahr zurückstauen und dadurch die Frische und damit der Absatz leiden. Alle im PZ vertretenen Marktpartner seien sich in diesem Punkt einig, die Kirsche sei ein Premium-Produkt.[IMG 3]

Keine Entsorgung mehr

Vor und während der Kirschenernte-Phase würden sich Mitglieder des PZ wöchentlich über die Marktlage austauschen und bei Bedarf Massnahmen ergreifen. «Wir hoffen natürlich, dass Entsorgungsaktionen wie letztes Jahr ausbleiben», betont Ruedi Obrist. Er gehe von 2500 Tonnen Kirschen und damit von einer ähnlichen Erntemenge wie 2024 aus. Positiv stimme ihn, dass das Angebot dieses Jahr witterungsbedingt gestaffelter sein werde als 2024. Und auch Haltbarkeit und Qualität der Früchte werde voraussichtlich besser sein als im Vorjahr. Letztes Jahr hätten die Sonne und damit der Zucker in den Kirschen gefehlt. «Dieses Jahr dürfen sich Konsumenten auf feinste Schweizer Kirschen freuen», so Ruedi Obrist.