Die Sommersaaten stehen an. Hier ist Flexibilität gefragt, wie Niklaus Althaus von der UFA-Samen auf Anfrage erklärt. «Es ist nicht alles in grossen Massen verfügbar», weiss er. Denn grundsätzlich würden Sämereien nicht in Unmengen produziert. In der Vermehrung wird auf die Vorjahreswerte abgestützt. Das heisst, es wird etwas mehr produziert, als das, was letztes Jahr in den Boden gelangte.
Plötzlich nur die Hälfte verfügbar
Konkret handelt es sich um 120 bis 125 Prozent dessen, was bereits im vergangenen Jahr vermehrt wurde. Das erschafft Reserven. «Bei einem schlechten Jahr, wie wir es 2021 hatten, kommt man aber nicht mehr auf diese 125 Prozent», sagt Niklaus Althaus. Dann stehe je nach Sorte und Ausfällen eben gerne auch einfach einmal nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Menge zum Verkauf. Mit der Folge für die Landwirtinnen und Landwirte, dass die gewünschte Sorte einfach nicht mehr verfügbar ist.
Und genau hier ist Flexibilität gefragt. Denn fehlt die Ware einer Sorte, müssen Landwirtinnen und Landwirte auf eine andere Sorte umsteigen. «Es ist nicht immer einfach, alle nach ihren Wünschen zu bedienen», sagt Niklaus Althaus.
Entsprechende Engpässe gibt es nicht nur beim Getreide, sondern auch bei Eiweisserbsen und Soja. «Bei der Fruchtfolgeplanung muss die Sorte in solchen Fällen zweitrangig werden», so Althaus. Lager seien teuer geworden – zu teuer, um grosse Mengen Saatgut ans Lager zu nehmen. Vermehrung war schwierig. Die Sonnenstunden haben gefehlt.
Unbefriedigendes Saatgut aus Europa
Einfach auf ausländische Ware abzustützen, erachtet Niklaus Althaus als keinen guten Plan. Auch wenn die Zertifizierung im gesamten europäischen Raum identisch ablaufe, die Schweiz habe nun mal höhere Standards. «Das ist kein Geheimnis, das ist sehr wohl bekannt», sagt Althaus und berichtet von einem Posten Biosaatgut, der mit Distelsamen kontaminiert war. «Dann setzen wir doch lieber auf inländische Ware und steigen auf eine andere Sorte um», schlägt er vor.
Frühe Ernte nötig
Sein Blick nach vorne verrät, dass es nicht einfacher wird: «Vieles ist nicht beeinflussbar. Wir können auch das Wetter nicht beeinflussen.» Die Lager für die Herbstsaaten 2022 sind bereits leer. Dadurch wird allgemein auf eine frühe Ernte gehofft, so dass genügend Zeit zur Verfügung steht, die Ware für die Saat im Herbst noch aufzubereiten. Jahre wie 2021 hätten gezeigt, wie sensibel das ganze System ist. «Man vergisst nur zu gerne, was alles an dieser Wertschöpfungskette hängt, wenn es einfach gut läuft», bilanziert Niklaus Althaus.