«Wir wollen Bewährtes bewahren und Neues wagen», betonte der Verwaltungsratspräsident der Semag, Daniel Eggimann in der Begrüssung. Er leitete heuer seine erste Aktionärsversammlung und betonte, wie wichtig es sei, im Inland selber Saatgut zu produzieren. «Wir müssen jede Gelegenheit wahrnehmen, den Leuten unseren Beruf zu erklären», erklärte er am Dienstag vergangener Woche den Aktionären der Semag – dies auch im Hinblick auf politische Herausforderungen. Grosse Sorgen bereitet den Saatgutproduzenten der Mangel an Wirkstoffen beim Pflanzenschutz. So habe im vergangenen Jahr der Bio-Kartoffelbau gezeigt, wie dringend es einen wirksamen Pflanzenschutz brauche. Im Gebiet der Semag wurden 44 Hektaren Bio-Kartoffelsaatgut angebaut, geerntet wurden insgesamt 167 Tonnen brauchbare Knollen, das sind 3,8 Tonnen je Hektare, wie Eggimann vorrechnete.
Weniger angebaut
Insgesamt bauten für die Semag im vergangenen Jahr 302 Produzenten Saatgut an. 181 Ackerbauern produzierten Saatgetreide, 193 haben Pflanzkartoffeln vermehrt. Beim Getreide wurden 37 Sorten vermehrt, elf davon in Bio-Qualität. Das vergangene Saatgetreidejahr der Semag stellte die Semag-Mitarbeiterin Valerie Sandmeier vor. Sie berichtete, dass aufgrund des schlechten Wetters nicht alle Flächen planmässig gesät werden konnten. So wurden bei der Semag schlussendlich 1395 Hektaren Getreide zur Feldbesichtigung angemeldet. Dies seien rund 60 Hektaren weniger als in den Vorjahren. Abgewiesen wurden nach der Feldbesichtigung schlussendlich 27 Hektaren, dies mehrheitlich aufgrund von fremdem Getreide in den Beständen.
Weniger geerntet
Valerie Sandmeier betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, dass vor der Ernte von Saatgetreide die Maschinen sehr gründlich gereinigt werden. Eine Aufgabe, die mit zunehmender Grösse und Komplexität der Mähdrescher immer anspruchsvoller wird. Problematisch sei es auch, wenn die Felder stark mit Windhalm bewachsen seien. Dann werde es schwierig, den Getreidebestand zu beurteilen.[IMG 2]
«Die eingelieferte Menge war mit 6580 Tonnen rund ein Drittel tiefer als der mehrjährige Schnitt und sehr enttäuschend», zog Sandmeier Bilanz. Diese tiefen Erträge hätten im vergangenen Jahr alle Sorten und alle Regionen betroffen. Hinzu komme, dass es in vielen Posten kleine, schrumpelige Körner gehabt habe und die Keimfähigkeit schlecht sei. Aber auch die Verkäufe waren mit nur 4694 Tonnen Saatgetreide bei Semag im vergangenen Jahr tief. Schuld dürfte sein, dass aufgrund der nassen Saatbedingungen das Saatgut vom vergangenen Jahr noch unberührt in den Scheunen stand. Aufgrund des fehlenden Richtpreises beim Futtergetreide werde wohl ausserdem zunehmend auf dessen Anbau verzichtet, mutmasst Sandmeier weiter.
23 Hektaren abgewiesen
Positiver ist das Jahr für die Produzenten von Pflanzkartoffeln verlaufen, wie der Geschäftsführer der Semag, Adrian Krähenbühl mitteilte. Dies beginnt schon bei den Preisen, welche die Wirtschaftlichkeit deutlich erhöhten, und die Produzenten könnten sich auch auf eine Nachzahlung freuen. Die Ablieferungsmenge der Semag-Produzenten ist trotz einem pflanzenbaulich anspruchsvollen Jahr wieder deutlich höher als im historisch schlechten Jahr 2023. So wurden den Feldbesichtigern 544 Hektaren Pflanzkartoffeln angemeldet. Nur gerade 23 Hektaren mussten abgewiesen werden. Darunter sind 21 Hektaren Bio-Pflanzkartoffeln, die von Krautfäule betroffen waren.
Neue werden unterstützt
Hauptsorte bei der Semag bleibt Agria vor Erika und Innovator. Aufgrund des Virustests musste nachträglich eine Hektare Lady Rosetta abgewiesen werden. 86 Produzenten haben Vermehrungsposten im Tunnel angebaut – auch dies ist ein wichtiger Teil der Saatgutproduktion bei der Semag. Mit Freude konnte Adrian Krähenbühl verkünden, dass im vergangenen Jahr neue Produzenten von Pflanzkartoffeln gewonnen werden konnten und auch in diesem Jahr kämen wieder neue hinzu. Der gestiegene Preis erleichtere sicher den Einstieg in den kapital- und arbeitsintensiven Betriebszweig. Die Semag verfüge ausserdem über ein breites Netz an Fachleuten, welche diesen neuen Produzenten beratend zur Seite stehen könnten, betonte Krähenbühl. Wer einsteigen wolle, könne dies nach wie vor tun und werde unterstützt.
Die Semag
Die Semag ist die Vermehrungsorganisation für Saatgetreide und Kartoffeln in den Kantonen Bern, Solothurn und Basel. Ihre Aktien werden zu 77 % von 336 Produzenten gehalten. Die restlichen 23 % des Aktienkapitals gehörden der Fenaco. Der Sitz der Semag ist im Bernischen Lyssach. Dort wird auch das Saatgetreide aufbereitet und abgesackt. Die Logistik der Pflanzkartoffeln passiert in den Lagern in Emmenmatt, Bätterkinden, Grasswil und Witzwil.
Die Semag ist im Schweizer Saatgetreide- und Pflanzkartoffelmarkt die grösste Vermehrerorganisation mit rund 1400 ha Getreide und 550 ha Kartoffeln. Gesamtschweizerisch nimmt der Saatgutanbau ab. Die anspruchsvollen Kulturen werden noch von rund 1400 Produzenten auf 6000 ha angebaut.
Gute Preise, sinkende Flächen
Der Anbau von Pflanzkartoffeln gilt als Königsdisziplin des Ackerbaus. Die Anbaufläche hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. So wurden vor 20 Jahren in der Schweiz noch auf rund 1800 ha Pflanzkartoffeln angebaut, im vergangenen Jahr waren es noch 1303 ha. Gepaart mit den Wetterkapriolen und den Herausforderungen im Pflanzenschutz ist die Schweiz zunehmend auf Importe angewiesen.
Jürg Friedli neu im VR
Diese Entwicklung kritisierte auch das bisherige Verwaltungsratsmitglied der Fenaco bei Semag, Michael Feitknecht. An seiner Stelle wird künftig Jürg Friedli bei den Semag den Verwaltungsratssitz der Fenaco innehaben. Jürg Friedli ist bei der Fenaco Leiter des Departements Pflanzenbau. Bei seiner Verabschiedung betonte Michael Feitknecht, die wichtige Rolle der Semag bei der Versorgung der Schweiz mit einheimischen Lebensmitteln.
Auf Importe angewiesen
Gesamtschweizerisch wurden im vergangenen Jahr noch 22 693 t Pflanzkartoffeln geerntet. Der Ertrag je Hekare lag bei 174 dt/ha. Das ist zwar besser, als 2023 als in ganz Europa die Saatkartoffeln fehlten. Doch müssen jährlich mehr als 8000 t Pflanzkartoffeln importiert werden. Zunehmend Sorgen bereitet der Pflanzgutvermehrung auch der grosse Sortenkatalog beim Speisekartoffelanbau. So betonte der Geschäftsführer der Semag, Adrian Krähenbühl, dass es aufwändig sei, all diese Sorten zu verwalten.
Von den 76 Sorten, welche die Kartoffelbranche im Sortenkatalog führt, werden bei der Semag 24 vermehrt. Zehn Sorten davon werden in Bio-Qualität angebaut. Von den 7716 t Pflanzkartoffeln, welche die Semag-Produzenten im vergangenen Jahr ernteten, waren nur 168 t in Bio-Qualität – rund ein Drittel der Vorjahresernte. Der grosste Krautfäuledruck führte zu riesigen Ausfällen. Die Branche ringt um eine höhere Inlandproduktion beim Pflanzgut. So können Produzenten jederzeit neu einsteigen oder zusätzliche Flächen anbauen. Um Anreize zu schaffen und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, wurden die Preise für die Produzenten erhöht. Zusätzlich stellte die Semag ihren Produzenten eine Nachzahlung für die vergangene Ernte in Aussicht.