Am ersten September fängt die Einlagerung der schalenfesten Kartoffeln an. «Dann beginnt der Ansturm», sagt Mathias Kummer, der in Limpach BE einen eigenen Betrieb und ein Lohnunternehmen mit fünf bis sechs Teilzeitangestellten führt. Seine fünf Grimme-Roder (ein- und zweireihig) sind dann gefragt. Für ihn ist klar: Wenn die Kartoffeln reif sind, müssen sie möglichst bald aus der Erde. Sie werden ja nicht besser.
Das ganze Jahr ein Problem
Trotz fixer Daten, die der Kartoffelmarkt diktiert, richtet sich Mathias Kummer nach dem Wetter und achtet sorgfältig auf den Boden. Er hat seine Kartoffelfläche schrittweise ausgebaut. «Ich habe sehr schwere Böden», schildert er. Im Frühling trocknen sie nur schwer ab. Erst wenn die Spatenprobe krümeligen Boden zu Tage fördert, der nicht klebt, fährt Kummer in die Parzelle. Wenn die Bedingungen stimmen, setzt er lieber früh. «Aber ich habe auch schon erst im Mai die Kartoffeln gepflanzt – für mich ist das sehr spät.» Nach eigenen Erfahrungen hält der Landwirt aber fest: «Wenn man im Frühling zu früh reinfährt, hat man das ganze Jahr ein Problem.»
Sowieso hält er den Boden im Winter lieber bedeckt und nutzt gerne Gründüngungen. «Sie sind wichtig für das Bodenleben», ist Mathias Kummer überzeugt. Da er Mastgeflügel hält, lässt er das Stroh nach dem Weizendrusch liegen. Zusammen mit Mist und Kompost bringt er das organische Material zurück in den Boden. Bei Kartoffeln, Rüebli und Zuckerrüben wird je nach Wetter einiges an Erde weggeführt, da müsse man etwas zurückgeben. «Regenwürmer brauchen Futter. Sie arbeiten für uns – ohne geht es nicht.»
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Bevorzugt chemisch
Für viele Flächen steht derzeit die Krautvernichtung bevor. Seit Juni 2021 ist das Mittel Reglone in der Schweiz verboten. Der Krautschlegel sei seither beliebter geworden, sagt Mathias Kummer. Er selbst bevorzugt die chemische Variante – obwohl die verfügbaren Mittel weniger effektiv sind, teilweise mehrere Durchfahrten benötigen und das Kraut noch länger stehen bleibt. «Wird das Kraut geschlegelt, hat es auf dem Damm keinen Schutz mehr», gibt Kummer zu bedenken.
Er hat das Gefühl, dass die niederliegenden Stauden den Boden vor Sonne und Regen schützen. «Ausserdem ist man beim Schlegeln in allen Fuhren unterwegs, was zu mehr Kluten auf den Erntemaschinen führt», ergänzt er. Das bedeutet beim Ernten weniger Leistung. Es wird auch die Kombination aus mechanischem und chemischem Verfahren empfohlen. Doch der Berner ist lieber nur mit der Spritze in den Fahrgassen unterwegs und nimmt in Kauf, bis zum Absterben der Staude eine Woche länger zu warten. Die dritte Möglichkeit – das Abflammen – werde in seiner Region nur selten angewandt. Wie beim chemischen Verfahren sieht Kummer darin den Vorteil, dass neben den Stauden auch das Unkraut bekämpft wird.
Die Krautvernichtung zum richtigen Zeitpunkt ist zwar zentral für Kalibergrösse, Schalenfestigkeit und Qualität der Knollen. Für die Erntearbeit an sich ist es laut Mathias Kummer allerdings egal, wie das Kraut vernichtet worden ist. «Wir fahren mit dieser Erntetechnik auch in grüne Bestände», bemerkt er.
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Im Winter auseinandernehmen
Den Anbau der Kartoffeln – vom Legen über den Pflanzenschutz bis zur Krautvernichtung – überlässt der Berner seiner Kundschaft bzw. anderen Lohnunternehmern. Er arbeite lieber miteinander statt gegeneinander, begründet Mathias Kummer seine Beschränkung auf einen einzigen Schritt, die Kartoffelernte. Dafür ist er in diesem Metier versiert und kennt seine Maschinen in- und auswendig. Wortwörtlich, denn jeden Winter nimmt er sie für Wartung und Reparatur auseinander. Dass alles vom selben Hersteller stammt, vereinfacht die Ersatzteil-Beschaffung. Bei der Wahl eines ein- oder zweireihigen Roders spiele bei seinen Kunden oft das Gewicht eine Rolle, erzählt der Lohnunternehmer. Hier sieht Kummer die Grimme-Geräte generell im Vorteil. «Ropa ist sicher neben Grimme ein sehr guter Marktbegleiter», stellt er klar. «Aber für unseren Betrieb passt Grimme besser.» Zum Bodenschutz hat der Lohnunternehmer alle Traktoren, die als Zugmaschinen aufs Feld kommen, mit Reifendruckregelanlagen ausgestattet.
«Lady Jane hat sich als robust erwiesen.»
Die neue Frites-Sorte bewährte sich auf dem Feld von Mathias Kummer.
Er sei «Bauer mit EFZ, ohne Meisterprüfung», sagt Mathias Kummer. Rund 10 Jahre Arbeit auswärts als Schlosser hätten ihm aber gutgetan. Mittlerweile hat er den elterlichen Betrieb übernommen, von Milchvieh bzw. später Mastkühen und Kälbern auf Pouletmast umgestellt und eine vielfältige Fruchtfolge mit Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Winterweizen, Zwiebeln, Rüebli und Broccoli aufgebaut. Die letzten Jahre mache er gute Erfahrungen mit Biostimulanzien auf Algenbasis und Schwefel als Blattdünger. «Das ist, was ich sehe», meint er, «das muss nicht überall funktionieren.»
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Auch kleine Flächen bleiben
Als Lohnunternehmer hat Kummer ein Einzugsgebiet, Richtung Bern bis nach Niederbipp und Richtung Solothurn bis an den Bucheggberg. Damit sieht er die Entwicklung des Kartoffelanbaus auf regionaler Ebene. Er beobachtet eine zweipolige Tendenz: Pro Betrieb werde eher eine grössere Fläche angebaut als früher. «Aber es gibt auch noch jene mit mehr Tieren und nur 2 ha Kartoffeln.» Wer genügend eigenes Personal aufbieten könne, investiere eher in einen eigenen Roder. Insgesamt bleibe die Anbaufläche in etwa stabil, schätzt er.
Ab Juni wird gegraben
Ab Juni, bis Ende Juli erntet Mathias Kummer Frühkartoffeln, gefolgt von Pflanzkartoffeln und Frites-Sorten, die zur direkten Verarbeitung unter grünen Stauden gegraben werden. «Ich habe selbst Versuche durchgeführt mit der neuen Frites-Sorte Lady Jane», erzählt der Landwirt. Sie habe sich als robust gegen Trockenheit und Alternaria erwiesen. Er hofft, dass solche Sorten bald auch auf dem Markt bessere Chancen haben. Immerhin hat sich die Branche dazu bekannt. «Die Kartoffel-Züchtung dauert sehr lange», ist sich Kummer bewusst. «Aber man merkt, dass an den Sorten gearbeitet wird.»
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Ein Lichtblick ist die Sortenwahl auch in der Drahtwurm-Problematik. Es habe definitiv mehr Drahtwürmer im Boden, seit entsprechende Beizungen weggefallen sind, sagt Mathias Kummer. «Aber wir wissen nicht, wo und wann sie zuschlagen.» Hartschalige Sorten wie Lady Rosetta litten allerdings weniger. So oder so sinkt das Risiko für Drahtwurm-Schäden, wenn die Knollen bald aus dem Boden kommen. Um dafür zu sorgen, stellt Kummer die nötige Schlagkraft bereit.