Der Selbstversorgungsgrad von Zucker beträgt im Dreijahresschnitt aktuell 56 %. Ist der Inlandanteil eines Guts (hier Zucker) höher als 50 % und wollen die Verarbeiter das Gut als «Schweizer Produkt» verkaufen, muss das Endprodukt mindestens aus 80 % Schweizer Rohstoffen stammen.

Alles gut, solange …

Josef Meyer, Präsident Schwei-zerischer Verband der Zucker-rübenpflanzer (SVZ), hat dazu ein Beispiel: «Ich stelle ein Produkt her, dass aus 50 % Milch und 50 % Zucker besteht. Da beide Rohstoffe in der Schweiz einen Selbstversorgung von über 50 % aufweisen, müssen entweder beide Elemente je 80 % aus der Schweiz sein oder ich nehme 60 % Schweizer Milch und 100 % Schweizer Zucker. Die dritte Variante ist, 100 % Schweizer Milch und 60 % Schweizer Zucker zu verwenden», rechnet Meyer vor.

Solange der Selbstversorgungsgrad des betreffenden Produkts über 50 % liegt, müssen also jeweils 80 % aller Komponenten Schweizer Herkunft sein, um «Swiss» zu sein.

Von 80 % «Swissness» auf 60 %

Fällt der Inlandanteil aber bis zu einem Selbstversorgungsgrad von 25 %, sinkt auch das benötigte Swissness-Niveau.

Um das vorherige Beispiel von SVZ-Präsident Josef Meyer weiterzuspinnen, würden dann folgende Kombinationen reichen, um die Swissness-Auslobung zu erreichen: 80 % Milch aus der Schweiz und 40 % Zucker ausder Schweiz oder auch 100 % Zucker aus der Schweiz und 20 %Schweizer Milch oder 100 % Schweizer Milch und 20 % Schweizer Zucker. Der Anteil «Swissness» würde also von 80 % pro Rohstoff auf 60 % pro Rohstoff sinken.

«Wann wir unter diesen Selbstversorgungsgrad von 50 % fallen, hängt von der Flächenentwicklung, aber auch von den Erträgen ab», weiss Josef Meyer. «Die Gefahr, darunter zu fallen, ist mit der diesjährigen Anbaufläche von nur noch 16 000 Hektaren gross», warnt der Rübenpflanzer. Der Dreijahresschnitt, der für die Berechnung des Selbstver-sorgungsgrads hinzugezogen wird, könne dies allerdings noch ein oder zwei Jahre verhindern, präzisiert Josef Meyer.

Nur mit zwei Werken möglich

Auch die Resultate einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz belegen, dass die Swissness bei sinkendem Inlandanteil nicht mehr gegeben sei: «Mit nur einem Werk wäre der gewünschte Swissness-Selbstversorgungsgrad nicht mehr gegeben. Rund zwei Drittel der Abnehmer verlangen explizit Schweizer Zucker oder loben das Produkt entsprechend aus. Das ist nur mit zwei Werken möglich». Ähnlich klingt es auch in der Betriebswirtschaftsstudie Schweizer Zucker: «Ohne Anpassungen bei den Swissness-Bestimmungen könnte das Ein-Werk-Szenario den schleichenden Niedergang des Schweizer Zuckers einläuten.»