Es fehle teilweise die gute fachliche Technik für eine optimale Bewirtschaftung der Wiesen, und das Interesse der Bauern dafür schwinde, sagt Andi Lüscher, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF). «Das wäre aber die Grundlage für quantitativ und qualitativ gutes Grundfutter, sodass schliesslich auch weniger Kraftfutter nötig wäre.» Er stellt auch fest, dass die Wiesen teilweise zu intensiv genutzt, die Bestände zu tief geschnitten würden und die Unkrautbekämpfung nicht mehr den Stellenwert wie früher habe. Die Pflanzenkenntnis sei eher ungenügend und es fehle das Auge zum Erkennen eines guten Wiesenbestandes.

Lücken und Hirsen im Wiesenbestand nehmen zu

Herbert Schmid, Futterbaulehrer am LZ Liebegg glaubt zwar nicht, dass sich das Wissen und das Interesse der Bauern verschlechtert habe, hingegen sei der Zeitdruck grösser, sodass eher Kompromisse bei der Bewirtschaftung eingegangen würden. Es brauche wieder mehr Bewusstsein, was wichtig sei. Was früher noch richtig war, sei heute teilweise falsch. Mit der Klimaveränderung müsse man sich abfinden, und dass sich deswegen die Bestände verändern. So habe Raigras beispielsweise vielerorts Mühe. Und dass Lücken und Hirsen zunehmen, ebenso wie Mäuseschäden wegen den milderen Wintern. Es brauche deshalb Anpassungen im Futterbau, und auch robustere Grasarten.

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Der Umgang mit den aktuellen Herausforderungen im Futterbau war denn auch Thema an der diesjährigen AGFF-Futterbautagung bei der Chamau Ende August. Raigrasfähigkeit in Gefahr, Schlüsselfaktor Stickstoff und Herbstfutter optimal konservieren für gesunde Tiere hiessen die Themen an drei Posten. Rund 120 Personen aus der ganzen Schweiz nahmen daran teil und holten sich mehr Wissen für besseren Futterbau.

Das italienische und englische Raigras seien zwar die besten, aber auch die anspruchsvollsten Gräser im intensiven Futterbau. Deren Anteil schwanke zunehmend, erklärte Herbert Schmid. So wegen Standortproblemen wie zu trocken, zu nass, zu heiss oder zu kalt und frostig. Oder wegen Bewirtschaftungsfehlern wie zu tief und zu häufig genutzt, zu hoch eingewintert, englisches Raigras zu alt genutzt, zu viele Weidereste, zu wenig Stickstoff und Kalk gedüngt, Gülle falsch ausgebracht oder suboptimaler Maschineneinsatz. Die Folgen sind Verunkrautung, Verfilzung, Mäuseschäden und Bodenverdichtung.

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Der Boden ist für die Raigrasfähigkeit in der Talzone entscheidend

Wenn der Standort ein Problem sei, sollten robustere Gräser durch Übersaat, Versamung oder Neuansaat als Ergänzung etabliert werden. In diesem Zusammenhang nannte Herbert Schmid unter anderen Wiesenfuchsschwanz, Rohrschwingel, Knaulgras, Luzerne oder Mattenklee.

Für die Raigrasfähigkeit in der Talzone sei der Boden entscheidend, erklärte Raphael Vogel vom BBZN Schüpfheim. Mit der Förderung des Wurzelwachstums in die Tiefe würden diese Gräser auch resilienter bei Trockenperioden. Und mit Nährstoffausgleich könne die Bodenphysik verbessert werden. So sei das Ca/Mg-Verhältnis einzustellen, und N/P/K-Überschüsse sollten vermieden werden. Während Stressphasen solle die Nutzungsintensität angepasst werden. Und grundsätzlich sollte der Fokus auf den gesamten Wiesenbestand gerichtet werden, nicht nur auf Raigras, meinte Vogel.

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Wasser ist der beste Güllezusatz

Über Stickstoffeffizienz im Stall referierte Markus Bucheli vom BBZN Hohenrain. Eine Kot-Harntrennung verhindere die Ammoniakbildung. N-Verluste würden mit steigender Temperatur zunehmen, und einen grossen Einfluss auf die Freisetzung habe der pH-Wert. Eine Reduktion der Verluste beginne schon bei der Fütterung, so bei der Eiweissversorgung. Daniel Nyffeler vom BBZN Hohenrain gab Tipps für mehr Stickstoffeffizienz im Feld, so bei der Düngung, konkret bei der Gülleausbringung. Der beste Güllezusatz sei Wasser, das führe auch zu besseren Erträgen.

Zwischenfutter für Trockenperioden stellten Daniel Suter und Rainer Frick von Agroscope vor. Sie mahnten aber, dass es mindestens 40 Wachstumstage brauche, um einen genügenden Ertrag erzielen zu können. Und grundsätzlich sei Zwischenfutter bezogen auf den Ertrag sehr teuer. Ernte und Konservierung im Herbst könnten zudem erschwert sein, so wegen Verschmutzung und geringem TS-Gehalt. Sie rieten deshalb, Alternativen zu prüfen, wie zum Beispiel die Anpassung der Futterfläche oder mehr Lagerraum.

Wie Heu noch im September optimal belüftet werden kann, und wie optimale Herbstsilagen ohne Buttersäure und ohne Gesundheitsprobleme im Stall erreicht werden, erklärten Pierre Aeby, von IAG Grangeneuve, Rene Bünter von der Silovereinigung, Lohnunternehmer Michael Häfeli und Ramona Dormann vom LBBZ Schluechthof. Weil Herbstgras mehr Klee enthält, feuchter ist und die Sonne weniger scheint, sei die Konservierung zu Heu anspruchsvoller. Das bedinge somit stärkere Lüfter, mit Heizung oder Entfeuchter, eine Lockerung des Heustocks nach einigen Tagen und eine verstärkte Überwachung.

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Herbstgras für Siloballen hoch schneiden, um Verschmutzungen zu vermeiden

Werde Herbstgras in Siloballen konserviert, sollte, um Verschmutzungen zu vermeiden, möglichst hoch geschnitten werden. Auch alle Folgemaschinen wie Kreisler und Schwader gelte es hoch einzustellen. Minderwertiges Futter im Stall könne zu Gesundheitsproblemen führen, Schimmel und Buttersäure seien möglichst zu vermeiden. Schlechtes Grundfutter sollte grundsätzlich nicht verfüttert werden, und gute Futterqualität beginne auf dem Feld und ende am Futtertisch.

Die abschliessende Maschinenvorführung fokussierte auf Striegeln und Übersaaten, so gegen die Gemeine Rispe. Das sei der grösste Konkurrent von Raigras und inzwischen überall ein Thema, meinte Willi Gut vom LBBZ Schluechthof. Es gebe kein selektives Herbizid, mit dichter Grasnarbe könne vorgebeugt werden. Zurückdrängen lasse sich die Gemeine Rispe durch Schaffung von Konkurrenz. Im Sommer soll intensiv gestriegelt werden, nach dem ersten Regen die Wiese übersät und gut angewalzt und dann ohne Düngung früh genutzt werden, riet Gut.