Hafer galt lange als Nahrungsmittel für arme Leute. Dem ist spätestens seit dem Speisehafer-Boom im Jahr 2016 nicht mehr so. Gemäss der Biofarm Genossenschaft verzeichnet das Getreide seit über fünf Jahren einen stetig wachsenden Absatz. Gründe dafür sind gemäss der Genossenschaft
- die neuen, grösseren Absatzkanäle,
- die wachsende Nachfrage nach hochwertigen pflanzlichen und inländischen Produkten,
- die Attraktivität durch den konkurrenzfähigen Rohstoff.
Verarbeiter kommen dazu
Im Jahr 2020 baute man in der Schweiz gesamthaft auf 1793 Hektaren Hafer an. 2021 hat die Fläche gemäss Schätzung der Agristat zugenommen, der Bioanteil war mit 38 % vergleichsweise hoch und die Gesamtfläche dürfte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Denn dieses Jahr ist laut dem Schweizer Bauernverband ein weiterer grösserer Verarbeiter dazugekommen – und die Abnehmerinnen suchen weiterhin nach Produzenten und Produzentinnen. Die letztjährige Haferernte fiel allerdings aufgrund der schlechten Witterung tiefer aus als in früheren Jahren bei geringerer Fläche.
Gemäss Nahrungsmittelbilanz macht der hiesige Anbau von Hafer nur gerade neun Prozent des gesamten inländischen Hafer-Energieverbrauchs aus. Der grösste Teil wird also importiert. Zum Vergleich: Bei Weichweizen beträgt der inländische Energieanteil der gesamthaft verbrauchten Energie 82 %, bei Kartoffeln sogar 90 %.
Hafer-Aussaat steht bevor
Nun steht die Sommerhafer-Aussaat vor der Tür und Abnehmer suchen immer noch nach Produzent(innen). So zum Beispiel IP-Suisse, Fenaco oder Biofarm. Gesucht ist laut IP-Suisse Winter- als auch Sommerhafer. «Bei der Sortenwahl kann fast aus sämtlichen Hafersorten der empfohlenen Sortenliste ausgewählt werden. Ausnahmen bilden die Schwarzhafersorten», so Reto Ryser von IP-Suisse. Die Qualitätsansprüche beim Speisehafer sind die folgenden:
Aussaat von zertifiziertem Weiss- und Gelbhafersaatgut gemäss Liste der empfohlenen Sorten
- Kein Schwarzhafer
- Möglichst kein Fremdgetreide im Hafer
- Dumpfgeruch vermeiden; Entsteht bereits nach wenigen Stunden Lagerung von feuchten Posten. Tritt ein, wenn der Fettanteil im Kern hoch ist.
- Feuchte Posten umgehend bei der Sammelstelle abgeben.
Gemäss den Übernahmebedingungen von IP-Suisse müssen Posten, welche ein Hektolitergewicht unter 50 kg aufweise nals Futterhafer abgeliefert werden. Swissgranum hält ein Mindesthektoliter von 54 kg/hl fest.
Geringere Gefahr von Fritfliegen
IP-Suisse schreibt im Infoblatt, dass eine möglichst frühe Aussaat im Februar oder März Grundvoraussetzung für optimale Erträge ist. «Die frühe Aussaat fördert das kräftige Bestocken, nutzt die Winterfeuchte besser aus und gefährdet den Bestand weniger durch einen Fritfliegenbefall», so IP-Suisse. Weiter weist die Labelorganisation auf folgendes hin:
- Die Saatbettvorbereitung zügig, flach und in möglichst wenigen Arbeitsgängen vornehmen.
- Der Boden muss aber in der oberen Schicht soweit abgetrocknet sein, dass die Saat nicht eingeschmiert wird.
Drei Jahre Pause einhalten
Hafer reagiert schlecht auf Bodenverdichtung, von daher sollte sie für einen gleichmässigen Aufgang und für optimale Erträge verhindert werden. Generell gilt:
- Zwischen Hafer mindestens drei Jahre Pause einlegen.
- Trotz guter Wurzelleistung nicht auf trockenheitsgefährdeten Standorten anbauen.
- Hafer hat ein gutes Nährstoff-Aneignungsvermögen und somit einen geringen Stickstoffbedarf. IP-Suisse merkt an, dass eine zurückhaltende Stickstoffdüngung Lagerung vorbeugen, aber eine betonte Schossergabe das Hektolitergewicht fördern kann.
- Feucht-kühle, regenreiche Lagen sind geeigneter als trocken-heisse Lagen.
- In getreidestarken Fruchtfolgen gilt Hafer als Gesundungsfrucht; kann also den Druck von Fusskrankheiten mindern.
Bei IP-Suisse liegt der Speisehafer-Richtpreis bei 40.–/dt. Die IP-Suisse-Prämie beträgt aktuell 7.–/dt.