Fährt man dieser Tage durchs Mittelland, sieht man vielerorts Mais wachsen, je nach Saatzeitpunkt in unterschiedlicher Grösse. Früh gesäte Sorten könnten in gewissen Regionen ein Weg sein, um in Zukunft mit zunehmend trockenen und heissen Sommern gute Maiserträge einzufahren. Entscheidend wird aber auch die Reifung. «Spätreifere Sorten sind eine erfolgversprechende Strategie, wenn es wärmer wird, aber keine wesentlichen Limitierungen durch Trockenheit bestehen», erklärt Annelie Holzkämper von Agroscope. Je mehr Trockenheit zum Problem werde, desto eher lohne sich dann das Umschwenken auf frühreifere Sorten.

Bewässerungsbedarf steigt

Generell ist Mais eine sehr wärmeliebende Pflanze. Spätreifende Sorten brauchen eine höhere Temperatursumme für die Reifung als andere, haben aber in der Regel ein höheres Ertragspotenzial. Damit kommt die Klimaerwärmung dem Maisanbau in der Schweiz vorerst entgegen, das zeigen von Agroscope modellierte Karten zur Anbaueignung:

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Das gilt aber nicht für alle Gebiete und es ist nicht nur die Temperatur zu berücksichtigen. «Der Bewässerungsbedarf steigt insbesondere für später reifenden Mais», so die Agroscope-Forscherin. Die Kultur braucht zur Sicherstellung der Befruchtung während der Blüte genug Wasser. Und bei spätreifenden Sorten fällt diese ertragsbildende Phase in den regenarmen Hochsommer. «Ob es im Rahmen des Klimawandels sinnvoll ist, später reifende Sorten zu wählen, hängt langfristig von den Möglichkeiten zur Bewässerung ab», so Holzkämpers Fazit.

Nicht so intensiv

Futterbau Mehr Körnermais wäre für die Swissness sinnvoll, ist aber wirtschaftlich schwierig Wednesday, 16. August 2023 «Es gibt bereits seit Längerem Regionen, in denen der Ertrag von Mais mit einer gezielten Bewässerung während der Blüte gesichert wird», stellt Jürg Hiltbrunner, ebenfalls von Agroscope, fest. Er geht allerdings nicht davon aus, dass Mais als C4-Pflanze künftig ebenso intensiv künstlich mit Wasser versorgt werden muss, wie das bei Kartoffeln der Fall ist. Schliesslich ist beim Mais die Fotosynthese effizienter und die Pflanze kann ein tiefes Wurzelwerk ausbilden. Wird Mais wegen lang anhaltender Trockenheit frühzeitig geerntet und siliert, ist die Einlagerung von Nährstoffen in etwaige Kolben noch nicht abgeschlossen und die Qualität der Silage eine andere als bei korrekt ausgereiftem Mais. Der geringere Kolbenanteil bzw. ein tieferer TS-Gehalt wirken sich ausserdem auf die Vergärung aus, womit ein Silieren vor dem Vertrocknen eines Maisbestands eine absolute Notlösung wäre.

Die Fruchtfolge bedenken

Angesichts drohender Bewässerungskosten stellt sich die Frage nach Alternativen. Untersaaten bedecken den Boden, vermindern dadurch Wasserverluste durch Verdunstung und können im Fall von Leguminosen zur Nährstoffversorgung beitragen, sie sind aber ein zweischneidiges Schwert: «Wenn die Untersaat zu früh gesät wird, z. B. gleichzeitig mit dem Mais, entsteht oft eine zu grosse Konkurrenz», sagt Jürg Hiltbrunner. Die Saattechnik (reduzierte Bodenbearbeitung, Mulchsaat usw.) oder Massnahmen in der Bodenpflege (Unterbrechung des kapillaren Wasseraufstiegs durch Hacken) könnten hier aber eine gute Wirkung haben. Beim Deutschen Maiskomitee (DMK) liest man Ähnliches: Für den Landwirt bleibe beim Maisanbau im Klimawandel der Fokus auf dem «Wurzelmanagement». Es gelte, die Bodenstruktur über Zwischenfrüchte, Fruchtfolge und reduzierte Bodenbearbeitung zu fördern.

Fruchtfolgeüberlegungen seien beim Mais besonders relevant, da in trockenen Jahren die Ertragsbildung von den Wasservorräten in der Tiefe bestimmt wird, heisst es beim DMK. Eine im Herbst wachsende Gründüngung erwies sich bei Versuchen in Österreich nicht etwa als Wasserkonkurrenz, sondern trug über Bodenstruktur und Humusgehalt zum besseren Wasserhaushalt bei und schützte vor Oberflächenabfluss.

Kunstwiese raubt Wasser

Anders sieht es aus, wenn Mais auf eine Kunstwiese folgt. «Teilweise war ersichtlich, dass sich der Mais nach einer Grasnutzung gefolgt vom Umbruch nicht wirklich üppig entwickelt hat», schildert Jürg Hiltbrunner Erfahrungen aus der Schweiz. Er erklärt dies damit, dass die Kunstwiese bereits viel Wasser für die Biomassenbildung verbraucht hatte. Um den Maisertrag in solchen Situationen abzusichern, wäre ein erster Schritt, über die Fruchtfolge nachzudenken und evtuell mehr Wasser vor der Maisaussaat im Boden zu sichern.

Sorte ist wichtig, kann aber nicht alles

«Die Sorte ist eine wichtige Stellschraube für den erfolgreichen Maisanbau», ist Jürg Hiltbrunner überzeugt. Praktisch alle Züchter hätten heute Sorten im Angebot, die besser mit Trockenstress umgehen können und entsprechend ausgelobt werden. Gemäss Züchtern sollen sie sich durch vergleichsweise bessere Erträge bei Wassermangel auszeichnen, die Erntemenge sei über die Jahre stabiler. Um von Agroscope empfohlen zu werden, müssen sich Maissorten zudem unter den herrschenden Wachstumsbedingungen bewähren. Mit der richtigen Sorte lege man die Grundlage für Qualität, Ertrag und den optimalen Erntetermin beim Silomais bzw. tiefe Trocknungskosten beim Körnermais, fasst Hiltbrunner zusammen. Wenn sie gleichzeitig abreifen, können verschiedene Maissorten im Feld kombiniert werden. Reihenweise sät man dazu z. B. eine Sorte für gute Standfestigkeit oder sehr hohen Ertrag und eine, die für eine gute Qualität sorgen soll.

«Mit der Sorte können aber nicht Fehler bei der Bodenbearbeitung, Saatbettvorbereitung, Düngung oder Pflanzenschutz ausgebügelt werden», ergänzt Hiltbrunner. Eine Maissorte könne ihr Potenzial eben nur entfalten, wenn sie genug Wasser, Licht, Nährstoffe und durchwurzelungsfähigen Boden zur Verfügung hat. Das Drumherum gilt es daher mit fortschreitendem Klimawandel ebenso zu bedenken wie die Sortenwahl.