Über 300 Landwirt(innen) aus der Ostschweiz und dem Aargau fanden ihren Weg ins Niderfeld, wo UFA-Samen zum alljährlichen Maistag einlud. Gastreferent war Gaudenz Flury von SRF Meteo. Nicht nur Flury thematisierte das Wetter, sondern jeder Referent nahm Bezug darauf. So wies Daniel Füchter von UFA-Samen explizit darauf hin, dass 70 Prozent des Maisertrags von Wetter, Witterung, Boden und Standort abhängen. Nur die restlichen 30 Prozent könne der Landwirt direkt beeinflussen beispielsweise durch die Sortenwahl, durch Anbautechnik und Düngung. Die Sortenwahl nahm am Maistag denn auch breiten Raum ein.

Für Ertragsstabilität

Daniel Füchter verwies auf die UFA-Samen-Maisstrategie, die auf zehn Maissorten beruht. Drei neue Sorten sind für die Saat 2025 unter den Top Ten. So schaffte es Wesley (Limagrain, auch Bio) und Meluseen bei den mittelfrühen unter die TopTen. Dazu kommt die Sorte KWS Arturello als mittelfrüher Körnermais und als mittelspäter Silomais. Link

Qual der Wahl

Auch Jürg Hiltbrunner von Agroscope sprach das Wetter an. Dabei bedankte er sich bei allen Betriebsleitern, die trotz der mühsamen Wetterbedingungen 2024 die Sortenversuche durchführten. Es war nicht nur die Nässe, sondern im Cadenazzo-Versuch war auch der Hagel ein Problem. Auch sei der Mais wie nie zuvor sei von Schnecken und Mäusen attackiert worden. Zudem hatte der Standort Reckenholz mit dem Drahtwurm zu kämpfen.

Mit der Agroscope-Liste der empfohlenen Maissorten haben die Produzenten einiges mehr an Auswahl als es bei der UFA-Samen-Maisstrategie der Fall ist. Insgesamt sind über 65 Sorten zu finden. Für die Ernte 2025 gibt es zwei neue Körnermais- und fünf neue Silomaissorten und zusätzlich mit KWS Adorado als Körnermais auch eine neue Doppelnutzungssorte. Vier Körnermais- und neun Silomaissorten wurden gestrichen.

Drei neue beim Körnermais

Beim Körnermais sind KWS Adorado (KWS) und P7737 (Pioneer) neu in der Reifegruppe «sehr früh und früh». Sie überzeugten mit einem guten Kornertrag sowie einer gute Jugendentwicklung und Resistenz gegen Beulenbrand. Die Reifegruppe «spät» enthält neu zwei Sorten, darunter die Neuaufnahme P8902 (Pioneer). Sie ist etwas später in der Abreife als LG 31272, weist aber ein höheres Ertragspotenzial auf.

Fünf neue Sorten beim Silomais

LG 31251 (Limagrain) und Galismo (KWS) sind die Neuaufnahmen in der Reifegruppe «mittelfrüh» beim Silomais. Die Reifegruppe «mittelspät» enthält zwei neue Sorten: KWS Lupollino (KWS) und Amoreen (Limagrain). Beide Sorten überzeugten mit einem sehr hohen Ertragspotenzial, einer guten bis sehr guten Verdaulichkeit und Jugendwicklung sowie einer guten Resistenz gegen Beulenbrand und Helminthosporium-Blattflecken. P9967 ist die Neuheit in der Reifegruppe «spät» und wird für die günstigsten Silomaisanbauregionen empfohlen.

Erträge sind prioritär

Angesichts dieses von Jahr zu Jahr wechselndem Sortenkarussells wollte Agroscope von Landwirten und Lohnunternehmen in einer im Frühjahr 2024 gestarteten Umfrage wissen, wie sie die Liste der empfohlenen Maissorten nutzen. Jürg Hiltbrunner stellte an der Maistagung erste Resultate der Umfrage vor. Die wichtigsten Kriterien bei der Sortenwahl sind eim Silomais achten die Jugendentwicklung, die Verdaulichkeit und der TS-Ertrag. Beim Körnermais steht an erster Stelle der Kornertrag, gefolgt von der Könerreife und der Jugendentwicklung sowie der Standfestigkeit bei der Ernte. Wichtig bei der Sortenwahl sind die Erfahrungen vom Vorjahr. An zweiter Stelle orientieren sich die Landwirte an der Liste der empfohlenen Sorten, dann folgen Tipps von Beratern und Kollegen. Erst an fünfter Stelle stützen sich die Landwirte auf die Empfehlungen des Handels ab.

Saatgutverfügbarkeit und Klimawandel

«Wir gehen von einer genügenden Versorgung mit Maissaatgut aus», sagte Jürg Jost, - dies obwohl die Saatguterträge im für die Schweiz wichtigstem Produzentenland Frankreich unter dem Durchschnitt lagen. Wobei man wieder beim Wetter beziehungsweise beim Klimawandel wäre, was die Erträge weltweit beeinflusst. Laut Gaudenz Flury von SRF Meteo ist davon auszugehen, dass durch die Klimaerwärmung mit trockenen Sommern, heftigen Niederschlägen im Winter und mehr Hitzetagen zu rechnen ist. Die Pflanzen treiben früher aus, dadurch steigt aber die Gefahr von Spätfrösten. «Die Wetterprognosen sind für euch Landwirte wichtig. Aber verlasst euch bei den Wetter-Apps nicht nur auf die Bildchen, sondern lest jeweils den Kommentar dazu», so der Tipp von Gaudenz Flury. So schule man seine Wetterkenntnisse.


Nachgefragt: Fusarienanfällige Maissorten

Wie gross war der Fusarienbefall beim Mais 2024?

Adrian Rippstein, UFA-Samen: Der war relativ gross. Ich hörte von einigen Landwirten, dass der Körnermais sehr hohe Don-Werte gehabt hatte, was kritisch für die Verfütterung an Schweine und Milchvieh ist. Das Wetter war schweizweit überall gleich schlecht, sodass alle Regionen betroffen waren. Aber genaue Zahlen habe ich nicht.

Haben Sie in Ihren Versuchen Sortenunterschiede bezüglich der Fusarienanfälligkeit festgestellt?

[IMG 2] Ja, die gibt es. Das haben wir in unseren Versuchen 2024 festgestellt. Die toleranten Sorten waren LG 31.272, Wesly, LG 32.257, Amfora, Opale und P 9610. Wissenschaftlich und fundierte Daten könnte aber höchstens Agroscope liefern. Die Fusarienanfälligkeit der Sorten wird aber nicht geprüft. Das ist aufgrund der Kurzlebigkeit der Sorten nicht möglich. Nach vier Jahren werden viele Maissorten ausgemustert. Je nach Witterungsbedingungen und Jahr lässt sich daher die Fusarienanfälligkeit kaum prüfen. Es ist nicht wie beim Getreide, wo gewisse Sorten jahrelang auf einer Sortenliste stehen und eine Fusarientoleranz-Prüfung auch Sinn macht.

Sie appellierten an der UFA-Maistagung für eine bessere Feldhygiene. Dabei schien es, als sei der Pflug für Sie die einzige wirksame Massnahme?

Ja, und dazu stehe ich. Was ich im Feld manchmal sehe, da stehen mir die Haare zu Berge. Es wird weder gemulcht, noch gepflügt. Mit Pflügen wird alles mal gekehrt und man hat zumindest wieder einen sauberen Boden. Punkto Feldhygiene ist der Pflug die beste Lösung.


Anpassung der Düngungsnormen beim Mais

Zurzeit läuft die Revision der Kapitels Ackerkulturen in der GRUD. Dabei werden auch die Düngungsnormen für Mais angepasst. Deren Einführung in die Suissebilanz ist voraussichtlich auf 2026 im Rahmen der Wegleitung 2.0 vorgesehen. 

Christoph Carlen leitet bei Agroscope den strategischen Forschungsbereich Produktionssysteme Pflanzen. Zur vorgesehenen Revision sagt er: «Die Analyse von zahlreichen Versuchsresultaten haben gezeigt, dass die Erträge je nach Parzelle, Region und Jahr sehr stark schwanken können. Um diesem Aspekt gerecht zu werden, ist folgende Anpassung vorgesehen: Der Standardertrag von 100 dt TS/ha für Körnermais und 185 für Silomais (Referenzwert, der dem Schweizer Mittelwert entspricht) und die entsprechende Düngungsnorm von 110 kg N/ha bleiben bestehen. Dagegen wird eine Korrektur der N-Düngungsnorm möglich werden, sobald die Ertragserwartung vom Referenzertrag abweicht (bis maximal 25 %). Dies würde bedeuten, dass bei Ertragserwartungen von 125 dt TS/ha für Körnermais oder 230 dt für Silomais die N-Düngungsnorm um 30 kg N/ha erhöht werden könnte. Aktuell werden die Daten aus MaisNet fertig ausgewertet, um diese Korrekturfaktoren zu bestätigen.

Mit dieser ertragsbezogen Korrektur der Düngungsnorm können zukünftig die unterschiedlichen Produktionenbedingungen und -methoden besser berücksichtigt werden. Düngungspläne insbesondere für Mais gemäss der Methode der korrigierten Normen oder der Nmin-Methode werden weiterhin empfohlen.»