Neue Ausgabe «die grüne» im August 2023 – Ohne Wasser keine Kartoffeln Thursday, 27. July 2023 Weniger Anbaufläche und weniger Ertrag. Die Branche rechnet mit einem schlechten Kartoffeljahr. Wir haben uns umgehört und Meinungen zur diesjährigen Kartoffelernte eingeholt.

Fehlende Kompensation

«Wir rechnen bei allen Sorten mit unterdurchschnittlichen Erträgen», beschreibt Niklaus Ramseyer von der Vereinigung der Schweizerischen Kartoffelproduzenten (VSKP) die erwartete Ernte. Das haben die Probegrabungen ergeben, bei welchen zur Ertragsschätzung rund 900 Muster ausgegraben wurden.

Die Kartoffeln, welche im Frühjahr erst später gesetzt werden konnten und im Sommer von der Hitze überrascht wurden, haben es nicht geschafft, zu kompensieren. Dies habe die Knollen geprägt. Als Resultat seien die Kaliber klein und es habe auch weniger Knollen pro Staude, sagt Ramseyer. Nicht alle Regionen seien jedoch gleich stark betroffen.

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Kleinere Kaliber bei den Knollen

«Verglichen mit einem Durchschnittsjahr haben wir heuer viele mittelmässigen Erträge, die Kaliber sind auffällig kleiner», kommentiert Simon Werthmüller, Bereichsleiter Kartoffeln bei der Terralog, einer privaten Kartoffelhandelsfirma aus Rüdtligen-Alchenflüh die Kartoffelernte.  Bei den Mängeln falle auf, dass grüne und missförmige Knollen heuer verbreitet seien. Ursache sei wahrscheinlich, dass viele Kartoffeln im Frühjahr in ein scholliges Saatbett gesetzt wurden.

Vermehrt von der Verticillium-Welke befallene Pflanzen

Mit der Trockenheit und der Sommerhitze rissen dann die Dämme auf und das Licht erreichte die Knollen, vermutet Simon Werthmüller. Die Qualität stimme jedoch sonst. Faule Knollen habe man praktisch keine, dafür beobachte man eine Zunahme an Verticillium-Fällen. Diese durch verschiedene Pilzarten verursachte Erkrankung wirke sich neben einer Minderung vom Ertrag auch negativ auf die Qualität der Knollen aus.

«Alles was Verarbeitungs-Ware ist, reisst heuer nach unten aus.»

Simon Werthmüller, Leiter Beschaffung, Terralog AG.

Bei befallenen Knollen verfärben sich beim Frittieren die Randbereiche braun. Laut Forschungsanstalt Agroscope wird dieser Krankheitserreger, dessen Temperaturoptimum zwischen 24 und 28 °C liegt, durch grosse Hitze und Wasserstress der Pflanzen begünstigt. Weitere Faktoren sind enge Kartoffelfruchtfolgen und der Anbau von Zuckerrüben.

Vor allem bei Fritessorten gehen die Erträge zurück

In den Jahren 2020 und 2022 waren vor allem Verarbeitungssorten wie Fontane, Pirol SH C 1010 und Lady Alicia von der Krankheit stark betroffen. Gesamtschweizerisch taucht in diesem Jahr die Ernte deutlich bei den Verarbeitungssorten. Gemäss Schätzung der Swisspatat wird mit Mindererträgen von 30 % bei den Frites- und 10 % bei den Chips-Sorten gerechnet.

Die Priorität bei den Verarbeitern sei darum nun die Ware, welche noch auf den Feldern ist, möglichst gut reinzubringen, sagt Simon Werthmüller. Man habe nämlich erst etwa 20 % der Posten bearbeitet, da die Ernte verspätet sei.

Abo Kartoffeln Eine unterdurchschnittliche Kartoffelernte steht an Friday, 15. September 2023 Mit Spannung erwartete darum die Branche die Bekanntgabe der Herbst-Richtpreise, welche gestern festgelegt wurden.

Die Verarbeiter bevorzugen CH-Kartoffeln

«Aus der Vergangenheit können wir sagen, dass wir bei grösseren erntebedingten Fehlmengen als Branche Zusatzkontingente für Importe aus dem Ausland beantragt haben, um den Bedarf abzudecken», kommentiert Lukas Waller, CEO der Kadi AG, einem Verarbeitungsbetrieb aus Langenthal, die Aussichten für die Industrie.

Man sei jedoch auch stets bestrebt, möglichst viele Schweizer Kartoffeln zu übernehmen, auch wenn diese gewisse Qualitätseinbussen (z.B. reduzierter Stärkegehalt) aufweisen würden, fügt er an.

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