Das Anbaujahr 2024 war vielerorts verregnet – die Ackerkulturen bereiteten wenig Freude. Umso erfreulicher präsentieren sich aktuell viele Bestände.

Das zeigte sich auch beim Strickhof-Flurgang vom Dienstag, 10. Juni, in Lindau. In Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Zuckerrübenbau und der UFA-Samen stellten Beraterinnen und Berater an vier Posten aktuelle Themen und Versuche im Ackerbau vor.

Schöne Rübenbestände

«Dieses Jahr stehen auf vielen Parzellen ausgesprochen schöne Rübenbestände», sagte Luzi Peter, Geschäftsführer der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau. Die Böden seien dank der jüngsten Regenfälle zudem gut mit Feuchtigkeit versorgt, Trockenstress sei bis Ende Juni kaum zu erwarten.

Neben dem Dauerthema Glasflügelzikade ging Schneider auf die Cercospora ein. Die Fachstelle führt auf zahlreichen Feldern ein Monitoring durch, um die Befallssituation zu analysieren. «Schaut aber selbst regelmässig in euren Feldern nach – ihr habt ein eigenes Mikroklima», appellierte er an die anwesenden Landwirte. Zudem empfiehlt Schneider den Zusatz von Kupfer als Blattdünger, da dieser die Wirkung des Fungizids deutlich verstärke.

Wie Rüben ohne Herbizide und mechanische Unkrautbekämpfung aussehen, zeigte ein Spritzfenster: Neben sauberen Reihen wuchs eine dichte Unkrautmatte, die mit den Rübenpflanzen zu einem Mikro-Dschungel verschwamm.

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Neue Beizmittel in Zulassung

«Es gibt nichts Langweiligeres als die Rapssortenliste – die ist einfach grün», sagte Sonja Basler vom Fachbereich Ackerbau während der Führung durch den Rapssortenversuch. Zwischen den gelisteten Sorten gebe es nämlich nur geringe Unterschiede bei Merkmalen wie Ertrag oder Standfestigkeit.

Einige Sorten schneiden zudem in den Versuchen gut ab, erscheinen jedoch nie auf der Sortenliste, weil sie vom Züchter vorzeitig zurückgezogen werden. Nach dem Motto «Er kam, sah und starb» treffe das aktuell die Sorten Tenzing und Turbo. Vermutlich setze dieser auf neue, vielversprechendere Kandidaten.

Dieses Jahr bereiten Schädlinge im Raps deutlich weniger Probleme. Eine detaillierte Übersicht dazu lieferte Simon Binder von der Fachstelle Pflanzenschutz. Auch bei den Beizmitteln zeichne sich eine positive Entwicklung ab: Mit Lumiposa und Minecto Gold (beide enthalten Chlorantraniliprol) sowie Buteo Start (mit dem Wirkstoff Flupyradifurone) stehen neue Präparate kurz vor der Zulassung. Sie schützen die Rapspflanzen bis zum Vierblattstadium vor Insektenbefall.

Vermehrt beobachtet wurde in diesem Jahr der Kohlgallenrüssler. Typisches Erkennungsmerkmal: die knollenartigen Wucherungen am Wurzelhals, in denen die Larven des Rüsslers überwintern.

Unterhose für die Fruchtbarkeit

Mit einer zerfallenen Baumwollunterhose zeigte Serge Braun vom Fachbereich Boden und Düngung, wie sich die biologische Aktivität im Boden einfach und kostengünstig selbst überprüfen lässt. Als weitere praktische Hilfsmittel empfahl er eine Stahlsonde zur Erkennung von Verdichtungen sowie eine 10%ige Salzsäurelösung: Wird sie auf den Boden geträufelt, beginnt es zu schäumen – ein Hinweis auf freies Kalzium im Boden.

Zusätzlich ging Braun auf regenerative Landwirtschaft und ihre fünf Grundsätze ein – darunter gehören zum Beispiel eine permanente Bodenbedeckung oder die Integration von Tieren ins Agrarsystem.

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Mit einem Schlitz geimpft

Einen kompakten Überblick zu Körnerleguminosen gab Janine Hitz vom Fachbereich Ackerbau. Sie stellte Vor- und Nachteile der auf dem Feld stehenden Ackerbohnen, Eiweisserbsen, Lupinen, Linsen und Kichererbsen vor.

Anschliessend übernahm Simon Rothenbühler von UFA-Samen mit einem Sojaversuch zu verschiedenen Beizmethoden. Gezeigt wurden Saatgutvarianten mit Selbstimpfung, Vorimpfung sowie einer neuen Technik der Firma Ensemo, einem Start-up aus Österreich, die den Impfstoff über einen kleinen Schnitt direkt in die Bohne einbringt. Am Strickhof-Standort traten zwischen den Methoden keine Unterschiede auf.

Bei einer Wurst vom Grill und lockeren Gesprächen liess man den Flurgang ausklingen – mit vollem Magen und vielleicht der einen oder anderen Idee fürs nächste Anbaujahr.

Twinner schmeckt am besten
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Wie in den Vorjahren lockte auch am 5. Juni der Bio-Kartoffel-Höck auf dem Tännlihof zahlreiche Interessierte auf den Betrieb. Organisiert wurde der Anlass vom Strickhof, dem FiBL sowie der Familie Höneisen.

Resistente Frühkartoffelsorten
Neben der aktuellen Marktlage bei den Bio-Kartoffeln, standen neue Sorten und deren Eignung als Frühkartoffeln im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Tobias Gelencsér, Co-Leiter der Gruppe Anbautechnik Ackerbau beim FiBL, stellte folgende Sorten näher vor:

Accoustic: Eine mittelfrühe Sorte mit guter Toleranz gegenüber Kraut- und Knollenfäule. Sie eignet sich nicht als Lagerkartoffel, da sie bereits sehr früh, etwa um Weihnachten, austreibt. Die Hoffnung, sie als Frühkartoffel zu etablieren, wird jedoch nicht weiterverfolgt – der Züchter (Meijer NL) lehnt dies ab, unter anderem, weil die Sorte für den deutschen Markt als zu hell gilt.
Twinner: Eine frühe, festkochende Sorte. Sie reagiert empfindlich auf Sommerhitze, gilt laut Gelencsér jedoch als ausgezeichnete Frühkartoffel.
Anais: Eine frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit mittlerer Resistenz gegenüber Kraut- und Knollenfäule.

Eine Freude für die Kartoffeln

«Dieses Jahr ist es eine Freude für die Kartoffeln», sagte Tobias Gelencsér bei der Präsentation der ausgegrabenen Knollen.

Die angereisten Landwirtinnen und Landwirte konnten die drei vorgestellten sowie drei handelsübliche Frühkartoffelsorten später in einer Blinddegustation verkosten und bewerten. Den Geschmackssieg holte sich dabei die Sorte Twinner.