Durch die goldenen Tore des Bellevue Palace in Bern schritt man am Dienstag, um an die 20. Generalversammlung des Handelsverbands Swisscofel zu gelangen. Weniger goldig sieht die landwirtschaftliche Zukunft aus Sicht von Bundesrat Ueli Maurer aus. Maurer erinnerte daran, dass Staatsschulden noch nicht eingenommene Steuern sind. Infolgedessen müssten diese Defizite entweder durch Steuererhöhung oder Beitragskürzungen gedeckt werden.
Der Bundesrat warnte, dass dies besonders die Landwirtschaft treffen könnte. So müssten landwirtschaftliche Betriebe aufgrund der Staatsschulden sehr wahrscheinlich damit rechnen, dass Direktzahlungsbeiträge in den nächsten zwanzig Jahren gekürzt werden, so Maurer weiter.
15 Jahre Schulden abzahlen
Der Chef des Eidgenössischen Finanzdepartements und ehemalige Präsident der Verbandes Schweizerischer Gemüseproduzenten sieht die Schweiz «mit verschlossenen Augen auf einem Bein stehen». Man müsse das Gleichgewicht zu einer stabilen Wirtschaftslage wiederherstellen. Die finanzielle Lage wurde gemäss Maurer lange unterschätzt. So rechnet der Bundesrat aufgrund der Auswirkungen der Pandemie im laufenden Jahr mit einem Defizit von rund 25 Milliarden Franken. Der Staat brauche 10 bis 15 Jahre, um diese Schulden abzuzahlen, rechnete Maurer vor.
«Hier macht man den Bogen»
Ueli Maurer schilderte mit einem Schmunzeln, wie unterschiedlich die Kantone auf das gefürchtete Virus reagieren: «Hier in Bern scheint man beim Kreuzen auf dem Trottoir den Bogen zu machen». Zahlen, Berichte und Grafiken würden die Bevölkerung regelrecht überfluten. Daher sei es verständlich, dass im Volk eine generelle Unsicherheit herrsche, beobachtete der Bundesrat. Diese Angst müsse natürlich berücksichtigt werden. Gleichzeitig fordert der Finanzminister, dass im Land wieder «Normalität» einkehren solle damit die Wirtschaftslage wieder gestärkt wird. Damit stiess der Bundesrat bei seinen Nachrednern auf Zustimmung.
Sachliche Dialoge führen
Der neue Swisscofel-Präsident Martin Farner lobte die gelungene Zusammenarbeit von Produktion und Handel während der Corona-Krise. Farner ist selber Landwirt aus Oberstammheim ZH und war froh, diverse Vertreter aus der produzierenden Landwirtschaft an der Generalversammlung dabeizuhaben. Herausforderungen sieht der Swisscofel-Präsident bezüglich der aktuellen Initiativen. Aber «egal was dabei herauskommt: es müssen objektive und sachliche Dialoge zwischen Konsumenten und Produzenten geführt werden», betonte Farner.
In seinen Augen habe sich die Landwirtschaft in den vergangen Jahren bereits positiv vorwärts bewegt. Dies müsse auch so an die Konsumenten übermittelt werden, wünscht sich Farner. Er persönlich mache sich dies als Präsident des Handelsverbands zum Ziel. Der per Ende Mai 2021 abtretende Geschäftsführer Marc Wermelinger sprach die Wichtigkeit einer funktionierenden Aussenhandelspolitik an. Er verwies dabei auf die Abhängigkeit der Schweiz von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln aus dem Ausland. Sera Jane Hostettler
Zum Verband
Swisscofel ist der Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels. Der Berufsverband hat zum Ziel, die Sicherstellung der Marktversorgung mit diesen Produkten zu gewährleisten. Geschäftsführer ist Marc Wermelinger, Präsident Martin Farner.