Eigentlich wäre in diesem Jahr der alle zwei Jahre im Rheinauer Klosterviertel durchgeführte grosse Vielfaltsmarkt «1001 Gemüse» auf dem Programm gestanden. Doch aufgrund von Corona wurde der Grossanlass der Genüsse auf das nächste Jahr verschoben.

Landwirtschaft, Gastronomie und Sozialtherapie

Als Alternative hat die Stiftung Fintan nun einfach am Samstagmorgen, 5. September, zu einem Tag der offenen Türen eingeladen. Auf dem Rundgang stellte Moritz Ehrismann den modernen Gutsbetrieb Gut Rheinau vor, der nach den Richtlinien von Demeter bio-dynamisch bewirtschaftet wird. Dieses als GmbH als Pächtergemeinschaft geführte Gut wird von sieben Personen geleitet und beschäftigt rund 20 Mitarbeitende.

Die Sozialtherapie umfasst ein sehr grosses Angebot. Dabei werden verschiedenste Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten. So finden die unterschiedlichen Arbeitsgruppen für ihre Mitglieder in der Küche und Gastro Fintan, in der Hauswirtschaft und Lingerie oder auch im Kräutergarten eine sinnvolle Beschäftigung. Wertvolle Beschäftigungsmöglichkeiten werden auch in den landwirtschaftlichen Bereichen wie Rebbau und permadynamischer Garten, im Stall und auf dem Feld wie auch im Garten und der Umgebungspflege angeboten.

Züchtung von Getreide- und Gemüsesaatgut

Ein wichtiges Standbein ist die Sativa Rheinau, welche in der nationalen wie auch internationalen biologischen und biodynamischen Saatgutproduktion und Vermarktung eine immer grössere Rolle einnimmt. Erst kürzlich ist der Spatenstich für ein neues grosses Betriebsgebäude erfolgt, das die Betriebs- und Arbeitsabläufe für Lagerung, Abfüllung und Versand massiv erleichtern wird.

Auf dem Gut Fintan wird selber auf einer Fläche von rund 10 ha Saatgut vermehrt, wobei der Schwerpunkt auf Gemüsesamen liegt. «Unsere Hauptsaison dauert von April bis in den Februar hinein», erklärte Geschäftsführer Amadeus Zschunke. Das Saatgut ist für das gesamte Kundenspektrum vom privaten Hausgarten, über professionelle Landwirtschafts- und Gemüsebaubetriebe bis zum Detail- und Fachhandel bestimmt und wird entsprechend breit im In- wie auch Ausland vermarktet.

Moderne Technologie zur Saatgutreinigung

«Gesamthaft produzieren rund 120 Betriebe für uns Saatgut. Die Hälfte entfällt dabei auf die Schweiz und die andere Hälfte kommt grösstenteils aus Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich», erklärte Zschunke. Beim Reinigen und Aufrüsten des Saatgutes kommt auch modernste Technologie zum Einsatz. So setzt man für die Spezialreinigung von sehr anspruchsvollem Saatgut gar einen Farbscanner ein, mit welchem man unerwünschte Fremdsamen oder auch andere Verunreinigungen aussortieren kann. «Dieser macht dafür pro Sekunde rund 4000 Bilder», fügte Zschunke an.

Damit kann die Sativa auch die höchsten Anforderungen bezüglich Qualität und Reinheit erfüllen. Zugleich wird die Qualitätskontrolle laufend mit Keimproben überwacht. Die Sativa Rheinau engagiert sich in der biodynamischen Züchtung neuer Gemüsesorten, um Alternativen mit Zukunftspotenzial zu erhalten und damit auch die Biodiversität zu vergrössern. Zugleich setzt sie aber auch auf den Erhalt vieler alter Sorten, indem sie sehr eng mit der Pro Specie Rara zusammenarbeitet, indem diese auch entsprechend vermehrt und vermarktet werden.Roland Müller