Abo Der Anteil Ackerbohnen sei zu hoch gewesen, sagt Michael Gygax rückblickend. Die saftigen Pflanzen führten zu relativ feuchtem Erntegut, das er vor dem Silieren noch einen Tag auf dem Feld trocknen liess. Futterbau Ackerbohnen-Futterweizen-Mischkultur ausprobiert und improvisiert Monday, 15. July 2024 Am Anfang der Entwicklung von Leguminosen-Getreide-Mischungen standen die Schwächen von Silomais, erklärte Bernhard Zuber von Otto Hauenstein Samen (OHS) am Bioackerbautag in Aubonne VD: «Bei Hitze und Trockenheit liefert Silomais viel tiefere Erträge», gab er zu bedenken. Bei der Mischkultur sei zwar mit etwas kleineren Erträgen als bei Mais zu rechnen – wenn man ein gutes Jahr zum Vergleich nimmt. «Aber bei Getreide-Leguminosen-Mischungen gibt es sozusagen keine Ausfälle», sagte Zuber. Damit sind die Gemenge längst nicht nur für Biobetriebe interessant. Zumal solche Mischkulturen auch in nassen Jahren wie heuer funktionieren können und anders als Mais neben einer Energie- auch eine Proteinquelle sind.

Wasser ausnutzen

Mischkulturen aus Getreide und Leguminosen sind aus mehreren Gründen besser gegen Extremwetter gewappnet. «Sie werden im Herbst gesät, wenn es weniger heiss und eher feucht ist», erläuterte Bernhard Zuber. Damit habe die Mischung Zeit, sich noch vor dem Winter zu entwickeln, und könne günstiges Wetter bzw. Feuchtigkeit im Boden auch im folgenden Frühling bereits wieder nutzen. Die Saat von Silomais erfolgt im Gegensatz dazu erst im späteren Frühling, wenn es oft bereits beginnt trocken zu werden», so Zuber. Die Ernte von Ganzpflanzensilage (GPS) findet schon in der zweiten Junihälfte statt, also vor der grossen Sommerhitze und dem damit verbundenen Trockenstress.

«Auch bei hoher Milchleistung sinnvoll.»

Bernhard Zuber, über einen Anteil Erbsen-Getreide-Silage in der Ration.

Bringt Struktur

OHS hat mit OH-71 ein Getreide-Erbsen-Gemenge im Angebot, das als Ganzpflanzensilage (GPS) per Feldhäcksler mit Mähvorsatz geerntet wird. Enthalten sind Futterweizen, Winterhafer, Winter-Futtererbsen und Triticale, wobei Letztere zur Bestimmung des Erntezeitpunkts dient: Sie sollte im Stadium der Milch- bis Teigreife sein und etwa 35 Prozent Trockensubstanzgehalt aufweisen. «OH-71 ist bei OHS die mit Abstand am häufigsten verkaufte Getreide-Leguminosen-Mischung», sagt Bernhard Zuber. Die GPS sei aufgrund der Getreidehalme relativ strukturreich und könne so z. B. zur Durchfallprävention Kleegras ergänzen. Möglich sei auch die Mischung mit Maissilage, um die Gefahr einer Pansenazidose zu verhindern. «Das ist kein Hochleistungsfutter für Spitzenkühe», stellt der Fachmann klar, «aber als Anteil in der Ration macht OH-71 als GPS auch bei hoher Milchleistung Sinn.»

Klassisch oder proteinbetont

Je nach Betrieb eignen sich verschiedene Kombinationen von Getreide- und Leguminosenarten. Am Bioackerbautag wurden zwei Mischungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten gezeigt:

Ertrag als Ziel: Generell mindestens 60 Prozent Getreide in Form von Roggen und Hafer, dazu Futtererbsen, Wicken oder Klee. In Aubonne wuchs ein Gemenge aus 74 Prozent Roggen, 17 Prozent Wicke und 9 Prozent Inkarnatklee, die Saat erfolgte Mitte September mit 94 kg/ha.

Protein als Ziel: Maximal 60 Prozent Getreide (Weizen, Triticale, Roggen), dazu Ackerbohnen, Futtererbsen, Wicken oder Klee. Zum Beispiel 50 Prozent Roggen, 35 Prozent Futtererbse, 15 Prozent Wicke (135 kg/ha) oder 55 Prozent Triticale, 15 Prozent Futtererbse, 20 Prozent Wicke und 10 Prozent Inkarnatklee (140 kg/ha). Saat Anfang Oktober.

Zu verschiedenen Zwecken

Gemäss den Unterlagen zum Bioackerbautag können Getreide-Leguminosen-Mischungen zu folgenden Zwecken eingesetzt werden:
Frühsilage: Ernte im April/Mai vor dem Ährenschieben, danach kann eine Sommerkultur angebaut werden.
Unreife Mischsaaten: Ernte der ganzen Pflanze in der Milch- bis Teigreife des Getreides, eher späte Kulturen.
Körnermehle: Ernte bei Reife im Juli, Endprodukt ist ein Konzentrat.
Kälteschutz für Wiesen: Ansaat der Mischung nach einer Sommerkultur im September zusammen mit einer Wiese. Diese soll von der Bodenbedeckung als Kälteschutz über den Winter profitieren (bessere Etablierung). Dazu die Saatstärke des Getreide-Leguminosen-Gemenges auf 75 Prozent reduzieren. Erste Ernte als Silage erforderlich (im April, 30 bis 60 dt TS/ha), um der Wiese genügend Platz zu verschaffen. Nach dem Schnitt soll die Wiese übernehmen.

Auch für Milchkühe

Die «klassische Mischung» mit Ertrag als Ziel wurde im Frühling mit 30 bis 50 Einheiten Stickstoff gedüngt und soll je nach Erntezeitpunkt zwischen 50 und 80 bzw. 80 und 130 dt TS/ha liefern. Beim Fokus auf Protein hingegen empfiehlt der Westschweizer Beratungsdienst Proconseil 0 bis 30 Einheiten Stickstoff und eine frühe Ernte zu Beginn des Ährenschiebens oder Anfang der Erbsenblüte. Von einer späteren Ernte wird aufgrund des hohen Lagerrisikos abgeraten, für das Ertragspotenzial gibt man 45 bis 80 dt TS/ha an. Die erste Mischung oben eigne sich für Galt- und Mutterkühe sowie Aufzuchtrinder. Die proteinbetonte Mischung eher für Milch- und Mutterkühe sowie Rinder.

Laut Proconseil können Mischungen aus Getreide und Leguminosen in der Fruchtfolge zum Beispiel nach einer Sommerkultur oder nach Getreide stehen. «Nach der Ernte ist eine zweite Kultur auf der Fläche möglich», ergänzt Bernhard Zuber. Denkbar wären Kleegras, eine frühe Maissorte oder auch trockenheitstolerantes Sorghum.

Da das Gemenge geerntet wird, bevor das Getreide voll ausreift, bleibt ein Teil des von den Leguminosen fixierten Stickstoffs im Boden zurück. Der Nachfruchtwert schwanke mit den unterschiedlich dominanten Mischungspartnern von Jahr zu Jahr, sagt Bernhard Zuber. In jedem Fall sind die Voraussetzungen für die nachfolgende Kultur ganz anders als nach dem Starkzehrer Mais.

Teures Saatgut, wenig Aufwand

Proconseil nennt denn auch die Einsparung von Inputs als einen der Vorteile von Getreide-Leguminosen-Mischungen. Ausserdem trügen sie zu einer besseren Bodenstruktur bei und ermöglichten es, vor dem Sommer bereits Futtervorräte anzulegen. Die variablen Erträge, hohe Saatgutkosten und tiefere Nährwerte bei später Ernte bzw. im fortgeschrittenen Stadium der Mischkultur werden als Nachteile genannt. OHS argumentiert auf der anderen Seite mit tiefen Anbaukosten (geringer Aufwand) und dem Arbeitsanfall in der Nebensaison. Bei Gemengen aus Leguminosen und Getreidearten sei mit guten Massenerträgen von 100 bis 130 dt/ha TS zu rechnen.


«Sicher kein direkter Maisersatz»

[IMG 4]Dominik Häfliger führt in ­Triengen LU einen Biobetrieb mit 60 Stück Milchvieh mit Aufzucht und 2000 Lege­hennen. Seit zehn Jahren bauen Häfligers ein Getreide-Erbsen-Gemenge an, dieses Jahr auf 3 ha.

Warum bauen Sie eine Getreide-Leguminosen-Mischung an?

Es ist quasi eine sorgenfreie Kultur, die sicheres Futter mit Struktur und Protein liefert. Dank der Mischung kann ich die Bodenfläche besser ausnutzen, auch aufgrund verschiedener Wuchshöhen der Pflanzen. Wir setzen seit über zehn Jahren auf eine Mischung aus Getreide und Erbsen (OH-71).

Welche Vorteile sehen Sie darin?

Die Mischkultur wird im Herbst gesät und kann so die Feuchtigkeit nutzen. Bei einem Saattermin Ende Oktober bis Anfang November haben wir kaum Herbstverunkrautung und die Mischung deckt den Boden im Frühling schnell genug, um sogar Blacken gut zu unterdrücken. Ich säe lieber etwas später, um bei der vorangehenden Kunstwiese noch eine Schnittnutzung machen zu können. Weiter können sich die Mischungspartner kompensieren – dieses Jahr gingen die Erbsen wegen der Feuchtigkeit ein, aber das Getreide entwickelte sich gut. Die gute Bodenbedeckung bedeutet auch ein geringeres Risiko für Erosion. Wenn die Erbsen richtig aufwachsen, ist das ein wahres «Gwucher».

Worauf achten Sie beim Anbau?

Wir güllen im Frühling nur zurückhaltend mit etwa 30 m3/ha, sonst steigt das Lagerrisiko. Man kann das Güllen auch ganz weglassen. Dieses Jahr habe ich im Frühling die Mischkultur gewalzt, als sie etwa stiefelhoch war. Das reut einem fast und tut ein bisschen weh, aber das Getreide stand noch nie so schön wie heuer.

Wie wird geerntet?

Der Lohnunternehmer erntet die Mischkultur in der Teigreife des Getreides mit dem Feldhäcksler mit Mähvorsatz und wir füllen die Ernte direkt ins Hochsilo. Das Getreide sollte noch grün sein, denn so lässt es sich besser verdichten und liefert genügend Zucker für eine erfolgreiche Gärung. Unterstützend geben wir Siliermittel zu.

Was folgt nach der Ernte?

Wir konnten Mitte letzter Woche ernten, einen Tag später erfolgte die Bodenbearbeitung und tags darauf schon die Saat einer Kunstwiese. So geschah die Saat von Gras und Luzerne bei besten Bedingungen und der Bestand kann sich gut entwickeln. Bei mir stehen in der Fruchtfolge vor und nach der Getreide-Leguminosen-Mischung Kunstwiesen, ich setze die Mischkultur zu deren Erneuerung ein.

Welche Rolle spielt diese GPS in Ihrer Futterration?

Sie wird praktisch das ganze Jahr über den Milchkühen verfüttert. Im Winter besteht die Ration je etwa zur Hälfte aus Grassilage/Getreide-Leguminosen-Mischung und Heu/Emd.

Welche Erfahrungen machen Sie mit schwankenden Gehalten?

Da sich je nach Witterung die Mischungspartner unterschiedlich stark durchsetzen, gibt es Schwankungen. Futteranalysen mache ich aber selten. Die Milchwerte zeigen mir, wenn ich etwas anpassen sollte.

Taugt diese Mischkultur als Maisersatz?

Ein direkter Maisersatz ist es sicher nicht, die Gehalte ähneln eher jenen einer älteren Grassilage. Die Erträge sind aber gut, Schädlinge kein Problem. Ausserdem zählen Getreide-Leguminosen-Mischungen zur Offenen Ackerfläche, was von den Direktzahlungen her interessant ist. 

Zwischenfutter mit Klee verbessern

Nach der laufenden Getreideernte sind Gründüngungen als Bodenbedeckung wieder ein Thema. «In Regionen mit häufiger Trockenheit im Sommer steigt das Interesse an trockenheitstoleranten Zwischenfrüchten für die Futterproduktion», hält Agroscope in «Agrarforschung Schweiz» fest.

Dürrefest im nassen Jahr
Die Forschungsanstalt hat 2021 – wie 2024 ein nasses Jahr – auf Praxisbetrieben im Kanton Jura Versuche mit fünf alternativen Zwischenfrüchten durchgeführt:
- Mehrschnittiges Futtersorghum
- Mehrschnittiges Futtersorghum mit einjährigem Klee
- Rauhafer mit Inkarnatklee
- Moha (eine Rispenhirsenart)
- Perlhirse

Als Referenz diente eine Mischung aus Hafer, Erbsen und Sommerwicke (Futterbau-Standardmischung 101).

«Wenig zufriedenstellend»
Die nasse Witterung habe zu tiefen Erträgen von durchschnittlich 24 dt TS/ha geführt. «Unter günstigen Wachstumsbedingungen erzielen im Sommer angesäte Zwischenfrüchte normalerweise 30 bis 40 dt TS/ha», schreibt Agroscope.
Auch die Rohproteingehalte seien tief ausgefallen, heisst es weiter. Nur Sorghum mit Klee erreichte dank des hohen Kleeanteils (200 g Sorghum und total 250 g Klee pro Are bei der Saat) einen Proteingehalt von 500 kg/ha. 4,5–5,3 MJ/kg TS NEL und 63–74 g/kg TS APD in den Silagen von Moha, Perlhirse und Sorghum in Reinsaat beurteilen die Forschenden als «wenig zufriedenstellend». Die Leguminosen in den Mischungen aus Rauhafer und Inkarnatklee sowie Sorghum und Klee sorgten für bessere Gehalts- und Nährwerte.
Trotz des tiefen TS-Gehalts von 15–19 Prozent bei der Ernte war die Gärqualität des Silagefutters in den Versuchen gut. Agroscope führt dies auf einen ausreichenden Anwelkgrad von 30 Prozent TS und eine geringe Verunreinigung des Futters mit Erde zurück.

Mindestens 30 Prozent Klee
«Die an Trockenheit angepassten Kulturen Sorghum, Moha und Perlhirse sind in unseren Breitengraden aufgrund der häufigen Klimaschwankungen (trockene, aber auch feuchte Jahre) nicht zuverlässig», so das Fazit. Die Futterqualität sei vergleichbar gewesen mit Heu von einer extensiven Wiese und eigne sich nur zur Überbrückung von Futterengpässen sowie für Aufzuchtrinder oder Kleinwiederkäuer.
Mit einem Kleeanteil von mehr als 30 Prozent in der Mischung lässt sich laut den Forschenden aber der Protein- und Energiegehalt des Zwischenfutters verbessern. Obwohl dank Anwelken eine zufriedenstellende Silagequalität erreicht werden könne, empfehle sich die Verwendung eines Siliermittels.