Abo Diesem Weizen fehlt das Wasser: Die einsetzende Notreife der Pflanzen auf dem Luftbild veranschaulicht das unterschiedliche Potenzial innerhalb der Parzelle. Teilflächenspezifische Düngung Weniger Stickstoff-Verluste, aber gleiche Weizenqualität Saturday, 11. January 2025 «Bis jetzt sieht der Bestand gleichmässig aus, soweit ich das vom Feldrand aus abschätzen kann», sagt Tobias Daepp. Der Landmaschinenmechaniker und Agronom hat heuer die ersten zwei Stickstoff-Gaben auf dieser 3-ha-Parzelle teilflächenspezifisch ausgebracht. Anhand der Applikationskarte habe er deutlich anders gedüngt, als er es ohne gemacht hätte, sagt Daepp.

Streuer ohne Isobus

Der Thurgauer nimmt am Projekt Smart-N der dezentralen Versuchsstation von Agroscope, Swiss Future Farm und Agridea teil, welches das Potenzial der teilflächenspezifischen N-Düngung im Winterweizen auslotet. «Wir haben einen Wiegestreuer, bei dem wir die Gesamtmenge pro Fläche eingeben können», schildert er seine Mechanisierung. Anhand von Geschwindigkeitsdaten vom Traktor berechnet dieser Streuer selbstständig während der Fahrt die jeweils auszubringende Menge. «Er hat aber keinen Isobus-Anschluss», ergänzt der Agronom. Das heisst, die Maschine kann nicht automatisch Applikationskarten lesen und anwenden, die anhand eines Algorithmus bestimmte Düngermengen je nach Teilfläche innerhalb einer Parzelle abbildet.

Daher hat Tobias Daepp mit einer App (NutriZones) gearbeitet, die eine Applikationskarte für das Weizenfeld – innerhalb des Projekts Smart-N erstellt von Agroscope und Swiss Future Farm mit dem Anbieter Vista – auf sein Smartphone bringt. «Das ist wie bei Google Maps», schildert er die Ansicht. Die App zeigt den Standort des Traktors auf dem Feld und die verschiedenen Düngungszonen der Applikationskarte an. So kann der Lenker von der Kabine aus die auszubringende Menge regeln, je nachdem, in welcher Zone er gerade fährt. Eigentlich könnte NutriZones auch sprechen, das klappte bei Daepp aber bisher nicht, was jedoch nicht störte. «Die Karte war visuell einfach genug und ausserdem ist es in der Traktorkabine manchmal laut oder man spricht mit jemandem», bemerkt er.

Auf der Hälfte die Hälfte

Ausgehend von 54 kg N/ha für die erste Gabe variierte Tobias Daepp die Ausbringmenge anhand der Karte bis auf 27 kg N hinunter, brachte aber auf keiner Teilfläche über 54 kg/ha aus. Auf der Hälfte der Parzelle düngte er der Karte folgend nur die Hälfte der üblichen Menge und brachte somit auch insgesamt weniger Stickstoff aus. Dass gleich das halbe Feld nur 50 Prozent der Grundmenge N bekommen sollte, erstaunte Daepp. «Ohne Karte hätte ich das nicht so gemacht.» Zwar hat er noch keine Ertragsdaten, aber optisch zeigt die weniger gedüngte Hälfte bisher keine Beeinträchtigung. «Es hat ja auch noch langsamer nachgelieferten N im Boden, z. B. von der vorangegangenen Kompost- und Hofdüngergabe», ist sich der Agronom bewusst. Die Düngungsgeschichte der Fläche wird bei Vista ebenso in die Applikationskarte einbezogen wie langjährige sowie aktuelle Satellitendaten und für die zweite und dritte Gabe ein Wachstumsmodell.

Die Umsetzung der teilflächenspezifischen Düngung habe ihn kaum mehr Zeit gekostet, sagt Tobias Daepp. Das liegt zwar auch daran, dass die Applikationskarte von den Projektpartnern geliefert wurde. «Aber ich kann mir auch vorstellen, solche Karten selbst zu erstellen.» Im kleinen Rahmen hat der Thurgauer bereits früher die Düngermenge jeweils nach Gutdünken im Feld angepasst – beruhend auf seinen Erfahrungen und der Entwicklung des Bestands. «Allerdings habe ich eher mal in schwächeren Beständen etwas mehr gegeben, als irgendwo weniger zu streuen», räumt er ein. Die Hemmschwelle, die Düngermenge zu reduzieren, sei höher. Allerdings haben die Ergebnisse von Smart-N bisher gezeigt, dass sich mit dem Einsatz von Applikationskarten bzw. teilflächenspezifischer Düngung mit insgesamt geringerer Stickstoffmenge ohne Ertragsverlust die gleiche Weizenqualität erreichen lässt. Das bedeutet eine höhere N-Effizienz, was Tobias Daepp wünschenswert findet. «Hilfsmittel wie Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger werden in der Gesellschaft kritisch beurteilt», hält er fest. Sein Motto lautet daher, diese wichtigen Ressourcen möglichst gezielt und effizient einzusetzen.

Erfahrung steckt in der Karte

Da auf Tobias Daepps Feldern häufig Lehrlinge oder Mitarbeitende unterwegs sind, sieht er es als Vorteil, wenn quasi «die Erfahrung in einer Karte steckt.» Dank der Applikationskarte können auch Traktorlenker gezielter düngen, welche die Parzelle noch nicht jahrelang kennen. Er sieht aber auch Grenzen, etwa durch Arbeitsbreiten und Feldgrössen. «Wir arbeiten mit 21 Metern Arbeitsbreite», schildert er. «Auf 3 ha gibt das einige Längen, aber auf einer kleinen Parzelle sind es deutlich weniger, was die Möglichkeiten zur teilflächenspezifischen Regulierung der Düngemengen einschränkt.»

Es brauche eine gewisse Offenheit für Neues, findet Tobias Daepp. «In den letzten Jahren haben Lenksysteme eine enorme Vereinfachung gebracht und ich habe die Hoffnung, dass es auch mit der Umsetzung von Applikationskarten breiter klappt», sagt er. Künftig dürfte die dafür nötige Technik bei neuen Maschinen Standard ohne grosse Mehrkosten sein, schätzt er. Es gelte auf jeden Fall, das Potenzial auszuloten – zumal das auch ohne teure Anfangsinvestitionen und mit kostenlosen Apps und Websites geht.

Schritt für Schritt zur Karte

Es gibt verschiedene Anbieter, um Applikationskarten zu erstellen, die jeweils unterschiedliche Daten verwenden. Die Grundlage bildet weiterhin die idealerweise parzellenscharfe Düngeplanung gemäss GRUD oder betriebsübliche Düngung. Das allgemeine Vorgehen sieht so aus:

Anlegen eines Accounts bei einem Applikationskartenanbieter: Z .B. kostenfrei mit dem österreichischen Gratis-Tool TerraZo.
Auswahl der zu düngenden Parzelle: Bei den meisten Anbietern kann die Parzelle auf dem Luftbild eingezeichnet werden. Manche kostenpflichtigen Anbieter ermöglichen auch das Hochladen von GIS-Elementen aus Farm-Management- und Informationssystemen (FMIS) oder vom Lenksystem.
Auswahl des aktuellsten geeigneten Satellitenbildes: Satellitenbilder sollten möglichst wolkenfrei sein. Die Tools schlagen in der Regel geeignete Bilder vor. Man kann auch ältere wolkenfreie Bilder wählen, wenn man diese für aussagekräftiger hält.
Auswahl von Düngerart, Düngermenge und Variation zur Erzeugung der Applikationskarte: Die Tools liefern meist einen Vorschlag auf Grundlage der Satellitenbilder. Diese lassen sich bei Bedarf von Hand weiter anpassen oder übersteuern. Das kann empfehlenswert sein, wenn der Bestand sich aus bestimmten Gründen ganz oder teilweise besonders üppig oder mager präsentiert. Zu beachten ist, dass Faktoren wie Verdichtung, Staunässe oder Witterung unterschiedlich auf N-Mineralisierung im Boden und N-Aufnahme der Pflanze wirken können.
Download: Vom PC aufs Handy.
Öffnen der Applikationskarte: Mit geeigneter App (z.B. NutriZones oder Kuhn EasyMaps) und anschliessend manuelle Regelung der Düngermenge bei der Ausbringung.

Merkblatt von Agroscope zum teilflächenspezifischen Düngen