Chemisch-synthetisch gebeiztes Saatgut steht unter Druck. Die thermische Behandlung ist eine Alternative – ist sie aber auch wirksam? Die Antwort darauf wächst derzeit auf dem Feld, die Versuchs-anordnung ist Teil der «Innovationsplattform Pflanzenbau» an vier Standorten in der Schweiz. Anfang Juni konnten Interessierte im aargauischen Bünzen einen Augenschein nehmen.
UFA-Samen will mehr Resultate abwarten
«Es funktioniert. Und die Nachfrage wird steigen.» So viel kann Jürg Jost sagen. Der Leiter von UFA-Samen möchte zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vertiefter kommentieren. Man wolle erst zwei- und dreijährig Resultate publizieren.
Nachdem zuvor auf kleineren Parzellen getestet wurde, wachsen diese Saison erstmals grosse Weizenflächen aus thermisch behandeltem Saatgut auf dem Feld. Einige hundert Tonnen Samen wurden auch bereits an Produzent(innen) verkauft.
Winterweizenversuch in Bünzen
Auf dem Versuchsfeld in Bünzen stehen die Winterweizensorten Baretta und Montalbano in den Saatgut-Varianten unbehandelt, chemisch-synthetisch gebeizt und thermisch behandelt.
Differenzen fielen zu diesem Zeitpunkt nicht ins Auge, alle Varianten zeigten sich optisch schön und gesund – wie generell in diesem Jahr, dessen Witterung dem Getreide gut bekommt. Auch beim Auflaufen hätten sich keine markanten Unterschiede gezeigt, informierte UFA-Saatgutberater Roman Keusch in Bünzen.
Vor einem Jahr hat UFA-Samen eine thermische Beizanlage in Lyssach BL in Betrieb genommen. Weil gemäss Jürg Jost die Nachfrage nach ungebeiztem Saatgut deutlich wachsen werde, habe sich UFA-Samen frühzeitig auf die Suche nach ökologischen Alternativen zur chemischen Beizung gemacht. Die Dampfpasteurisierung tötet samenbürtige Krankheiten ab, beispielsweise Spelzenbräune, Schneeschimmel und Stinkbrand. Gegen andere, etwa Flugbrand bei Gerste, schützt sie nicht, weil sich dessen Sporen tief im Samen einkapseln, und auch nicht vor bodenbürtigen Krankheiten. Unter Laborbedingungen läuft thermisch behandeltes Saatgut deutlich besser auf, und auch seine Keimfähigkeit steigt. Ein weiterer Vorteil: Restmengen müssen nicht entsorgt werden, sondern können beispielsweise in den Futterkanal gehen.
Mehrkosten von rund 10 Franken pro ha
Die thermische Behandlung kostet bei Weizen Fr. 5.20 pro 100 kg mehr als die chemische Beizung, das sind somit Zusatzkosten von rund 10 Franken pro Hektare. Bei UFA-Samen erhältlich sind folgende thermisch behandelte Saatgutsorten:
- Weizen: Baretta, Cadlimo, Nara, Diavel, Montalbano, Isuela
- Gerste: Orbit
- Triticale: Balino