Michaela Lüthi-Gamper freute sich zusammen mit ihrem Vater Erwin Gamper und Co-Geschäftsführer Fabian Etter, den Regierungsrat Walter Schönholzer, BLW-Vizedirektor Bernard Belk und den Weinfeldner Stadtpräsidenten Simon Wolfer in Stettfurt bei der Gamper Gemüsekulturen AG zu begrüssen. Angereist waren die Herren für die Unterzeichnung der Verträge zum neuen Thurgauer Projekts zur regionalen Entwicklung (PRE).
Mit Ausdauer und Teamwork
Mit dem Thurgauer PRE-Projekt, genannt Terrafood, will man die Chicorée-, Kartoffel- und Zwiebelproduktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette fördern. «Der Startschuss für dieses PRE ist gelungen», sagte denn auch Regierungsrat Schönholzer. Bernard Belk lobte die grossartige Arbeit, die das Projektteam in vier Jahren mit Ausdauer und Teamwork auf die Beine gestellt habe.[IMG 2]
Die Gesamtinvestitionen für das PRE liegen bei 31,6 Millionen Franken. Der Bund beteiligt sich mit 3,7 Millionen Franken und der Kanton Thurgau mit 3 Millionen Franken. Der grosse Brocken, 24,9 Millionen Franken, muss durch die Projektträgerschaften aufgebracht werden.
«Synergien nutzen und die Bio-Chicorée-Wurzelproduktion im Thurgau stärken», so umschrieb Michaela Lüthi-Gamper vor Ort das Projektziel. Im Fokus hatte sie vor allem jene Terrafood-Teilprojekte, die den Bio-Chicoréeanbau und dessen Vermarktung fördern wollen.
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Dem Chicorée widmet sich Familie Gamper seit 1978 mit Leidenschaft. In den vergangenen Jahren förderte sie vor allem den Bio-Chicorée. Bereits in der Planungsphase hätten sich mit der Vereinigung der Chicorée-Wurzelproduzenten Synergien ergeben, sodass die Anbaufläche gewachsen sei. «Das PRE ist innovativ und ein Schritt in die Zukunft», fasste Michaela Lüthi-Gamper zusammen. Bei drei von acht Teilprojekten steht der Bio-Chicorée im Mittelpunkt. Damit verfolgen die Verantwortlichen folgende Ziele:
- Durch Know-how-Transfer den Chicoréeanbau professionalisieren. Dafür wurde die Vereinigung Chicorée-Wurzelproduzenten gegründet. Präsident der Vereinigung ist Landwirt und Chicorée-Wurzelproduzent Simon Stiefel aus Hefenhausen.
- In Lommis soll ein neues Bio-Chicorée-Wurzelkühllager für 25 Produzenten entstehen. Der Kopf des Produzentenlager-Projekts ist Fabian Etter, Geschäftsleitungsmitglied der Gamper Gemüsekulturen AG.
- Mit der Bio Chicorée AG, wo Michaela Lüthi-Gamper Verwaltungsratspräsidentin ist, will man eine neue Bio-Chicorée-Treiberei auf dem Gelände der Gamper Gemüsekulturen AG bauen, denn die jetzige ist mit ihrem Produktionsvolumen am Limit.
- Neben dem Chicorée geht es bei Terrafood auch um Zwiebeln und Kartoffeln:
- Die Interessengemeinschaft Kartoffel- und Zwiebelproduzenten mit Präsident Tobias Neuenschwander fördert den Wissenstransfer mit Tagungen, Flurbegehungen und praxisnahen Feldversuchen.
- Mit einem neuen Kartoffellager wollen Silvan Ziegler aus Rothenhausen und Tobias Neuenschwander acht bis zwölf Landwirten Lagermöglichkeiten bieten.
- Nachgelagert soll unter der Leitung von Marc Böhler (salat.ch) eine digitale Plattform beziehungsweise ein Onlineshop für regionale Produkte entstehen.
Übergeordnet ist diesen Projekten «Kommunikation». Damit will man unter dem Motto «Thurgauer Landwirtschaft unterwegs» praxisbezogene Lerninhalte für Schulklassen und Jugendliche aufbereiten. Schliesslich wird im PRE auch Foodwaste angegangen. Dafür ist der Thurgauer Landfrauenverband zuständig. Er wird aus deklassiertem Gemüse Suppen herstellen und vermarkten. Eine Kostprobe gab es nach der feierlichen Vertragsunterzeichnung. Die Kartoffelsuppe, die Landfrauenpräsidentin Regula Böhi bei der Vertragsunterzeichnung offerierte, schmeckte ausgezeichnet – vor allem den Projektverantwortlichen Brigitte Süess und Terrafood-Präsident Simon Wolfer.
Wolfer hat viele Hüte auf. Er ist auf dem elterlichen Weingut Bründlerberg in Weinfelden aufgewachsen, ist Rechtsanwalt, Stadtpräsident von Weinfelden und Mitte-Kantonsrat. «Ich bin neutral und habe keine Eigeninteressen an den Teilprojekten, hingegen ein grosses Interesse an der Weiterentwicklung der Thurgauer Land- und Ernährungswirtschaft – und für solche Projekte braucht es Juristen und Politiker», sagte er.
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Musterbeispiel für AP 30+
Die Land- und Ernährungswirtschaft erwähnte auch Bernard Belk. So verwies er auf die AP 30+, wo ein ganzheitliches Ernährungssystem im Mittelpunkt stehen soll. Dieser Ansatz umfasst alle Akteurinnen und Akteure der Wertschöpfungskette – von den Landwirtinnen und Landwirten über die Verarbeitung und den Detailhandel bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Kein Zweifel: Das PRE Terrafood ist mit seinen Teilprojekten quasi ein Musterprojekt für die AP 30+.