Die Rückmeldungen von 30 Getreidesammelstellen fallen ernüchternd aus. Diese schriftlich befragten Sammelstellen bilden zusammen 42 % des Schweizer Marktes für Gerste, 53 % für Brotweizen und 60 % für Raps ab. Die gesamte Schweizer Produktion dieser Kulturen wurde anhand von Hochrechnungen basierend auf den inländischen Mengen 2023 ermittelt. Auf dieser Grundlage hat die zuständige Kommission von Swiss Granum Anfang September eine erste Situationsanalyse durchgeführt.

Tieferen Erntemengen für Brotweizen und Gerste

Die diesjährige Getreideernte wurde durch mehrere Faktoren zumeist negativ beeinflusst. Die häufigen Niederschläge und die geringere Sonnenscheindauer resultierten in einer tiefen Erntemenge sowie einem je nach Region unterschiedlich starken Mykotoxinbefall. Betroffen sind auch Qualitätsparameter wie das Hektolitergewicht. Für abschliessende Aussagen zur Erntequalität ist es jedoch noch zu früh, wie Swiss Granum betont.

Gestützt auf die Augusterhebung wird gesamtschweizerisch von einer – in der Grössenordnung von einem Drittel – tieferen Erntemenge für Brotweizen und Gerste verglichen mit dem Vorjahr ausgegangen, wobei die Ernteergebnisse regional sehr heterogen ausfallen. Es handelt sich um eine provisorische Einschätzung, da die Übernahme der Brotweizenernte bei der Erhebung erst zu rund 95 % abgeschlossen war und die Aufbereitung des Brotweizens in den Sammelstellen noch in Bearbeitung ist. Zudem kann die Qualität der Ernte aktuell nicht abschliessend beurteilt werden, da die Untersuchungsergebnisse von Swiss Granum erst im Oktober vorliegen. Die Übersicht von Roggen und Dinkel zum Gesamtbild Brotgetreide steht ebenfalls noch aus.

Raps regional unterschiedlich betroffen

Auch beim Raps machten sich die Auswirkungen der Witterung in einer tieferen Erntemenge bemerkbar. Zusätzlich war der Raps regional unterschiedlich vom Schneefall im Frühjahr betroffen. Durchschnittlich wird deshalb gesamtschweizerisch rund 10 % weniger Raps erwartet als im Vorjahr. Auf Basis der Hochrechnung wird die inländische Rapsproduktion aktuell auf rund 71'000 bis 75'000 Tonnen geschätzt.

Beurteilung der Erntesituation

Basierend auf der ersten Einschätzung der Erntesituation hat die zuständige Kommission verschiedene Massnahmen ergriffen, um die Herausforderungen beim Brotgetreide anzugehen:

  • Antrag ans BLW zur Vorverschiebung der Freigabe der letzten Teilmenge des Zollkontingents Brotgetreide von November auf Anfang Oktober 2024
  • Antrag ans BLW zur Erhöhung des Zollkontingents Nr. 27 (Brotgetreide) auf Anfang November 2024 um 20'000 t; die beantragte Erhöhung ist beschränkt auf das Jahr 2024
  • Unterstützung eines Antrags des Dachverbands Schweizerischer Müller zur Gewährung einer Swissness-Qualitätsausnahme für Hochproteinweizen, befristet bis Juni 2025

Mit den ergriffenen Massnahmen kann die kurzfristige Versorgung des Marktes mit Brotgetreide sichergestellt werden. Ein genaues Bild über die Ernte 2024 wird die Gesamterhebung von Swiss Granum liefern.