Laut Luzi Schneider von der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrüben ergaben die Ertragserhebungen auf 20 Betrieben in der Ostschweiz 95'000 Pflanzen pro Hektare. 80'000 braucht es für einen Normalertrag. Die Auszählungen stimmen Schneider zuversichtlich. «Die Zuckerrüben sind nicht überall gleich, aber sie sind da», sagte Schneider, auch wenn er teilweise den Eindruck gehabt habe, dass die Rüben rückwärts wachsen würden. «Was derzeit stark beschäftigt, sind die strukturellen Probleme: ungünstige Saatbedingungen, Abschwemmungen in den Feldern und Rüben, die seit Tagen im Wasser stehen», zählte er die witterungsbedingten Negativfaktoren auf.

Bandspritzung und Hacken

Anna Brugger vom Arenenberg untersucht auf den Zuckerrübenparzellen des Gutsbetriebs Brunnegg die Kombination von Bandspritzung und Hacken im Vergleich zur Flächenbehandlung. Der Feldteil, den Brugger zuerst vorstellte, war die Versuchsvariante Verzicht auf Herbizide, «wobei der Verzicht nicht ein vollständiger Verzicht ist». Die Flächenbehandlung ist auf maximal 50 Prozent der Fläche erlaubt, erklärte Brugger. Gepflanzt wurde Interessa, eine Cercospora- und SBR-tolerante Sorte.

Bis jetzt fanden auf der Versuchsfläche drei Unkrautbehandlungen statt: in den Reihen wurde Herbizid gespritzt, zwischen den Reihen wurde gehackt (in getrennten Arbeitsgängen). Der obere Teil der Parzelle wird konventionell bewirtschaftet. Dort fanden drei Herbizidbehandlungen statt. Beim Versuch gehe es nicht nur um die Wirksamkeit der zwei Herbizidstrategien, sondern auch um deren Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit, sagte Brugger. Für die Herbizidverzichtsstrategie erhält Marcel Gerber, Betriebsleiter Brunnegg, den Produktionssystembeitrag von Fr. 250.-/ha.

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Applikationstechnik hinterfragen

Tipps zur Applikationstechnik gab es von Jakob Rüegg von der Swiss Agro Consulting International in Wädenswil. «Gute Applikationstechnik ist der Schlüssel für eine gute Wirkung der Mittel und für die Verringerung von Resistenzbildung», betonte er. Wichtig sei nicht nur, dass man sein Gerät kenne und regelmässig überprüfe, sondern dass man sich auch die Zeit nehme, um das Spritzbild und die Spritzergebnisse zu kontrollieren.

Wenn der Pflanzenschutzmitteleinsatz nicht die gewünschten Ergebnisse bringe, liege die Ursache häufig darin, dass das Mittel nicht an den Zielort gelange. Das kann viele Ursachen haben, Rüegg zählte einige auf. Anhand von Bildern aus einem Bohnenfeld erklärte er, dass man die Pilzkrankheit Sklerotinia mit Droplegs, sogenannten Spritzbeinen, am effektivsten bekämpfen kann. Dank den Droplegs, die aussehen wie ein umgekehrter Spazierstock, wird das Mittel dort abgelegt, wo der Pilz sitzt, nämlich nahe am Boden.

Kritisch sieht Rüegg das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln mit Drohnen. Man habe sich von der Drohnentechnologie viel erhofft. «Aber auch Drohnen können das Mittel nicht im Bestand verwirbeln. Sie blasen das Spritzmittel auf die oberen Blattschichten und unten kommt nichts an.» In gewissen Fällen sei der Drohneneinsatz eine gute Sache, zum Beispiel im Rebbau, wenn die Reben noch jung sind, so Rüegg. «Sobald sich eine Laubwand gebildet hat, bringt man das Mittel nicht mehr in den Bestand rein.» Für den Herbizideinsatz auf flachen Parzellen, seien Drohnen gut geeignet.

Tiefenlockerung, aber richtig

Auch Landtechnik kam am Arenenberger Ackerbautreff nicht zu kurz. Bei einem Posten ging es um die Tiefenlockerung. Gerade jetzt, nach den vielen Niederschlägen, sind die Böden wassergesättigt und sehr verdichtungsempfindlich. Peter Zurbuchen, Geschäftsführer der Zurbuchen Bodenschutz GmbH, rät, vor dem Befahren der Böden eine Spatenprobe zu machen. Eine Bodensonde könne zudem gute Dienste leisten, um sich ein Bild über die Lage und Tiefe von Verdichtungen zu machen.

Auf dem Markt gibt es verschiedene Geräte, um den Boden zu lockern. «Ihr müsst für euren Standort das richtige System finden», sagte Zurbuchen. Bei festen, schweren Böden im Herbst könne das eine Spatenmaschine sein, bei trockenen Böden im Sommer eher ein Tiefenzinkenlockerer. Viel Erfahrung mit der Tiefenlockerung hat Anno Lutke-Schipholt aus Siblingen SH, der diese Arbeit auch im Lohn ausführt.

Lutke-Schipholt hatte seine Maschine mit nach Kreuzlingen gebracht – allerdings ohne Praxisdemonstration – und erklärte: «Mit dem Grubber wird der Boden aufgerissen und angehoben, dann nach Bedarf Präparate eingespritzt und der Boden schliesslich angewalzt.» Die Walze sorgt für Bodenschluss. Sie hat ein Leergewicht von 3 t, mit Wasser gefüllt wiegt sie bis zu 6.5 t. «Nach jeder Tiefenlockerung muss der Boden mit Pflanzenwurzeln erschlossen werden, sonst bringt die Lockerung nichts», sagte der Demeter-Landwirt. Und noch einen Rat gab er seinen Berufskollegen: «Tiefenlockerung sollte nicht zu tief erfolgen, etwa zehn Zentimeter unter dem Verdichtungshorizont, ansonsten ist der Schaden grösser als der Nutzen.» Dem schloss sich Zurbuchen an: «Mit dem falschen System zum falschen Zeitpunkt kann man viel kaputt machen – und das kann richtig ins Geld gehen.»


Lieber grosse Knollen für Frites

Bei Fritz Stettler befindet sich eine von sechs Parzellen im Kanton Thurgau, auf denen ein Streifenversuch zu Pflanzabständen bei der Kar­toffelsorte Fontane gemacht wird. Anfang Juni fanden 75 Kartoffelproduzenten den Weg zu diesem Versuchsfeld. Meistens beträgt der Pflanzabstand bei Fontane zwischen 23 und 28 cm. «Wir setzen Streifen mit vier Pflanzabständen von 25 bis 36 cm, um den Einfluss des Pflanzabstands auf den Ertrag und die Qualität zu untersuchen», erklärte Carole Tanner, Beraterin vom Arenenberg. [IMG 3]

Die Fragestellung für den Versuch kam von der Interessengemeinschaft (IG) Thurgauer Kartoffel- und Zwiebelproduzenten. IG-Präsident Tobias Neuenschwander stellte fest, dass ihr Abnehmer für Industriekartoffeln, die Fresh Food & Beverage Groupe (ehemals Bina), nicht glücklich ist, dass immer mehr Industriekartoffeln der Sorte Fontane mit zu kleinen Kalibern abgeliefert wurden. «Die Bina hätte lieber grössere Endkaliber, sodass sie aus einer Kartoffel längere und mehr Pommes frites machen kann», sagte er. Mit grös­seren Pflanzabständen hofft man, dass grössere Knollen abgeliefert werden. 

Neue IG sucht Mitglieder
Die IG Kartoffel- und Zwiebelproduzenten will den Bauern eine Plattform geben, um den Austausch zu fördern und die Anliegen aus der Praxis aufzunehmen. Zwei gut besuchte Flurgänge führte die IG bisher durch. Der jährliche Mitgliederbeitrag für die IG liegt bei Fr. 300.- plus Fr. 50.- Mitgliederbeitrag für den Verein PRE Terrafood, dem die IG angeschlossen ist. Interessierte melden sich bei Tobias Neuenschwander, Tel. 079 283 25 22 oder Link Beitrittserklärung

Vor Ort waren an der Flurbegehung mit Olivier Käser, Jakob Lang und Ralph Altwegg auch Bina-Verantwortliche. Sie erklärten, warum grössere Kaliber für die Frites-Produktion von Vorteil wären. Durch die kleinen Kaliber entstünde mehr Abgang, der Verarbeitungsprozess werde verlangsamt und es käme gar zu Unterbrüchen. «Wir wollen mit unserem Versuch mit den Pflanzabständen den Abnehmern entgegenkommen», betonte Neuenschwander und weiter: «Aber für uns ist die Wirtschaftlichkeit von zentraler Bedeutung. Auch wenn die Kosten des Pflanzguts durch grössere Abstände sinken, wollen wir doch genug Kilo pro Hektare erreichen», unterstrich er. Zumal Mängel bei grossen Kartoffeln zu überproportional höheren Abzügen führen als bei kleinen Kalibern.

Autorin: Daniela Clemenz