Seit Jahren fiel mir bei meinen Velofahrten im Aargauer Jura mitten in den Wiesen an einem sanften Hang eine Plantage mit jungen Eichen, Buchen und Haselbäumen auf. Doch wozu pflanzt man 1000 Laubbäume im Landwirtschaftsland? Muss man dazu verrückt sein? Auf dieser Wiese könnten doch auch Rinder weiden?

Lieber Trüffeln statt Rinder

Andreas Müller von der Firma Swisstruffle AG löst für die BauernZeitung das Rätsel auf. «Vor zehn Jahren, als wir mit diesem Projekt starteten, haben wir unsere Idee tatsächlich ein wenig verrückt gefunden», gibt er zu. Damals hatte man noch keine Erfahrungen mit Trüffelanbau in der Deutschschweiz. «Was man braucht sind: Mut, Zeit, Ausdauer, Geduld, Pioniergeist, Risikobereitschaft und Freude an der Natur», schildert Müller seine Erfahrungen. Es sei die langfristige Perspektive und den langen Zeithorizont, was ihn und seine drei Teilhaber reizte. Es brauche Mut, sich mehre Jahre voll zu engagieren ohne Gewissheit, ob es am Ende auch klappe. «In der Geschäftswelt hetzen alle von Deadline zu Deadline. Nur unser Trüffelprojekt bewegt sich in ganz anderen Zeitdimensionen und der Gegensatz zum Alltag könnte nicht grösser sein», erzählt der promovierte Klimageologe und Erdwissenschafter Andreas Müller, welcher seit Anfang der Bodenproben-Spezialist im Team ist.

Die Begeisterung war sofort da

Die zündende Idee hatte ursprünglich der Betriebsökonom und Hotelier Riet Klainguti, denn er war auf der Suche nach selbst angebauten Trüffeln.

«Als er die Idee einer Trüffelkultur mir und einem befreundeten Unternehmer vorstellte, waren wir sofort begeistert», erinnert sich Andreas Müller. Und so wurde im Jahre 2011 die Firma Swisstruffle AG gegründet. Die Gründer dachten nicht ans grosse Geld. «Antrieb war für uns die Freude an der Natur und richtig zupacken zu können», schildert Müller glaubhaft. Das Wirtschaftliche sei nie im Vordergrund gestanden.

Fünfstellig investieren

Aber erst mal musste Land und Geld her. Man fand eine geeignete, zwei Hektaren grosse Parzelle im Aargauer Jura und konnte sie pachten. «Erst mal steckten wir einen fünfstelligen Betrag in unser Projekt», betont Andreas Müller. «Und wir wussten 2010 nicht, ob wir jemals Trüffeln ernten würden», sagt Müller. Ausdauer, Kraft und Energie seien am Anfang gefragt gewesen. «Wir hatten in unserem Team aber Wissen und Können, um Bodenanalysen durchzuführen und zu interpretieren», wird Müller konkreter. Der Kauf der geimpften Bäume, die Bewässerung und so weiter kosteten Zeit, Geld und Nerven.

Das Team wusste um die finanzielle Durststrecke. «Deshalb kamen wir auf die Idee von Trüffelbaumpatenschaften», verrät Andreas Müller. Die Anfangsinvestitionen seien aus eigenen Taschen finanziert worden und man habe, so Müller, den «Mut zum Risiko» gehabt. Dank den Trüffelbaumpatenschaften konnten sich die Trüffelbauern die ersten Jahren ohne Ernteertrag über Wasser halten.

Trüffeln kommen ans Licht

«Wer Pate eines Baumes ist, wird mit den Trüffeln seines Bäumchens entlöhnt», schildert Müller. Aber solange es keine Ernte gab, machte das Team für die Paten jährlich mehrere «Trüffelevents».

Endlich am 1. Dezember 2017 war der grosse Tag da. Suchhund «Gin» scharrte die allererste Périgordtrüffel ans Tageslicht, und 2018 fiel die Ernte ordentlich aus. «Seit 2019 können wir auch Burgundertrüffel ernten», freut sich Müller. Périgordtrüffeln bringen im Verkauf 1500 Franken je Kilo, Burgundertrüffel 500 Franken je Kilo und mehr ein. Aber «Trüffelevents» gibt es auch heute noch für die Paten.

Es gibt Rat für die Einsteiger

Was braucht es alles neben Geld und Land, wenn man in den Trüffelanbau einsteigen will? «Das Allerwichtigste ist, gut beimpfte, zertifizierte Bäume zu pflanzen», gibt Trüffelbauer Andreas Müller den Ratschlag. Solche Bäume, mit einheimischen Trüffelsporen geimpft, könne man bei ihrer Firma Swisstruffle beziehen, bringt Müller noch einen Werbespot an. «Genauso wichtig ist ein Boden der kalkhaltig, alkalisch – das heisst mit pH-Wert grösser als 7 – sowie nicht allzu stickstoffbelastet und wasserdurchlässig sein muss», rät Müller. Um Staunässe zu verhindern, sei etwas Hangneigung wichtig. Neben viel Sonne müsse der Boden die nötige physikalische Struktur aufweisen. «Wer eine Plantage aufbauen möchte, kann sich von uns beraten lassen», verspricht Müller. Hans Rüssli

Mehr Informationen auf swisstruffle.ch