Kreuz und quer liegen im Maisfeld einzelne Pflanzen am Boden. Gefällt haben sie Erdraupen. Mehrere kantonale Stellen berichten von teils massiven Schäden in spät gesäten Maisparzellen, hohe Ausfälle gibt es laut Agroscope ausserdem bei Bohnen, Kürbissen und Karotten.
Zuerst Blätter, dann Stängel
Unter Erdraupen versteht man die Larven verschiedener Nachtfalter. Heuer soll insbesondere die Ypsiloneule am Werk sein, die als Wanderfalter einfliegt und hier ihre Eier ablegt. Das dritte Larvenstadium tut sich im Gegensatz zu den ersten beiden nicht an den Blättern des Maises gütlich, sondern lebt im Boden und höhlt den Stängel knapp über der Erde von innen her aus. «Die Pflanzen fallen um wie Kegel», schildert der Strickhof-Newsletter.
«Wir finden immer wieder vereinzelte Exemplare der Ypsiloneule im Gemüsebau, aber einen so starken Befall hatten wir in den letzten 20 Jahren noch nie», so der Newsletter weiter. Auf Anfrage führt die Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons Bern das ungewöhnlich massenhafte Auftreten dieser Erdraupe auf vorteilhafte klimatische Bedingungen zurück. «Wärme und Trockenheit haben dazu geführt, dass die Eier überhaupt in der Schweiz abgelegt werden und haben die Mortalität des Schädlings reduziert.» Das habe in Kombination mit dem Entwicklungsstadium des Maises im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen dafür gesorgt, dass diese Kultur heuer so stark betroffen ist. Der Strickhof sieht ausserdem einen Zusammenhang mit nicht mehr verfügbarer Beizung.
Ob sich eine Bekämpfung lohnt, hänge von der Schadenshöhe und dem Entwicklungsstadium des Maisbestandes ab, so die Fachstelle weiter. Die Literatur empfehle folgende Abstufung:
- 1 – 4-Blatt: 5 % befallene Pflanzen
- 5 – 6-Blatt: 10 % befallene Pflanzen
- 7 – 8-Blatt-: 15 % befallene Pflanzen
«Bei mehr als 30 % befallenen Pflanzen ist es zu spät und eine Neuansaat erforderlich.» Der Strickhof gibt dazu zu bedenken, dass bei einer Mais-Neuansaat zu diesem Zeitpunkt im Jahr das Risiko bestehe, dass der Bestand nicht mehr genügend reife Kolben ausbilde. «Die Saat eines Zwischenfutters oder einer Mischung mit Luzerne ist in den meisten Fällen wegen der Nachwirkung des eingesetzten Maisherbizids nicht empfohlen.»
Nur mit Sonderbewilligung
Zur Bekämpfung von Erdraupen sind Pyrethroide zugelassen, für die es im ÖLN eine Sonderbewilligung braucht. Um die Raupe bei mehr als 15 % geschädigtem Mais im Boden zu treffen, helfe nur eine intensive Bearbeitung mit der Fräse, schreibt das LZ Liebegg. «Es ist eher unwahrscheinlich, die Ypsiloneule mit der Bodenbearbeitung nach der Maisernte zu erwischen», heisst es bei der Berner Pflanzenschutz-Fachstelle, «ausser evtl. bei sehr frühreifen Sorten.» Als fertige Falter fliegen Ypsiloneulen üblicherweise wieder ins Ausland.
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Unkraut hat abgelenkt
Als natürliche Feinde von Erdraupen gelten Vögel, Laufkäfer und Schlupfwespen. Räuberische Insekten können von Untersaaten profitieren. Ob Mais mit Untersaaten daher hinsichtlich Eulenraupen-Befall im Vorteil sein könnte, sei aber generell schwierig zu beantworten, so die Berner Fachstelle. Wahrscheinlich komme es da auf verschiedene Faktoren an. Schliesslich könnten die Untersaat-Pflanzen auch die Eiablage von Eulenfaltern begünstigen. «Ein Landwirt hat uns aber berichtet, dass bei ihm erst nach der Unkrautvernichtung Schäden durch Eulenraupen entstanden sind», schildern die Berner Fachleute einen Fall aus der Praxis. «Vermutlich hat das Unkraut davor als Ablenkungsfutter gewirkt», so die Schlussfolgerung.