«Meine Eltern haben vor 30 Jahren begonnen, die hofeigenen Produkte direkt zu vermarkten und im kleinen Rahmen zu verarbeiten», erzählt Lukas Vetsch, der 31-jährige Betriebsleiter von Obstbau Vetsch in Grabs SG. Als er den Betrieb 2020 übernahm, hatte die Verarbeitung so stark zugenommen, dass die alten Räumlichkeiten zu klein wurden. So entstand die Idee eines neuen Gebäudes, das 2023 realisiert wurde.

Eigenes CA-Lager

Im mehrstöckigen Neubau entstanden Hofladen, Verarbeitungsküche, Lager- und Verpackungsräume, Mosterei, Büro und die Technikräume für die CA-Kühlräume. Der bestehende Wohnraum konnte ersetzt werden. «Früher lagerten wir die Äpfel extern ein und konnten nur einmal monatlich auslagern. Die Termine der Auslagerung mussten wir schon im August festlegen. Jetzt mit den eigenen CA-Lagern sind wir flexibler», erzählt Lukas Vetsch. Die Mostpresse konnten sie gebraucht von einem Betrieb aus Liechtenstein übernehmen.

Das alte Hoflädeli war nur einmal in der Woche geöffnet. Die saisonalen Produkte bot die Familie Vetsch über einen unbedienten Marktstand am Strassenrand an. «Diebstähle nahmen so stark zu, dass wir vor 15 Jahren einen Selbstbedienungsautomaten installierten», sagt Vetsch.

Der neue Hofladen ist um einiges grösser. Die Familie hat ihn liebevoll mit alten Balken und Regalen aus dem alten Hofladen eingerichtet. Dreimal pro Woche ist er halbtags geöffnet. Das Sortiment ist saisonal und vor allem regional abgestimmt. «Wir arbeiten mit Produzenten im Umkreis von 10 km zusammen und bieten damit einigen Betrieben einen Verkaufsstandort an», erklärt Lukas Vetsch das Betriebskonzept.

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Qualität für alle Geschmäcker

«Unser Ziel ist Erstklassqualität. Früchte und Beeren mit Makeln verarbeiten wir», sagt der Betriebsleiter und zeigt in die Verarbeitungsküche, wo seine Mutter Agi gerade Konfitüre einkocht. Nebst Konfitüren verarbeitet der Betrieb eine breite Palette an getrockneten, gefrorenen und sterilisierten Früchten bzw. Beeren sowie Apfelsäfte mit diversen Geschmacksrichtungen. Sein Vater Florian verabschiedet sich umgehend von der Betriebsbesichtigung. Er liefert Äpfel an Wiederkäufer aus.

Ehefrau Cécile Vetsch, grad mit den drei Kindern zwischen anderthalb und fünf Jahre alt unterwegs, kümmert sich um die Buchhaltung, das Marketing, den Hofladen und das leibliche Wohl der Angestellten», schmunzelt der Familienvater.

Das milde Rheintaler Klima sorgt auf dem Obstbaubetrieb dafür, dass neben Äpfel, Birnen und Zwetschgen auch Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche gedeihen. Aber auch das Rheintal hat mit Frost, Hitze und Hagel zu kämpfen. «Das war früher nicht der Fall. Nach und nach installieren wir bei Neupflanzungen einen Witterungsschutz», sagt Vetsch. Das sei nötig, denn das Frostjahr 2017 sei ein einschneidendes Ereignis gewesen, das fast zu einem Totalausfall der Ernte führte, erinnert er sich.

«Gut haben wir noch Mutterkühe, die den Einkommensverlust etwas abfedern konnten», erzählt er, «da unser Betrieb ‹zu› breit abgestützt ist, konnten wir nicht von der finanziellen Unterstützung des Bundes profitieren.» Eine Ernteversicherung sei nicht immer die Lösung. Es gelte bei einem Frost- oder Hagelereignis nicht nur der verlorene Umsatz zu kompensieren, schlimmer sei die Kundschaft, die abwandere und im nächsten Jahr nicht wiederkomme.

Eigentlich ist der Frühling die schönste Jahreszeit, wenn die Natur erwacht, die Bäume austreiben, die Blätter sich entfalten und alles blüht», sagt Vetsch. Aber eben der Frost. In den vergangenen Jahren hätten die Bäume immer früher ausgetrieben. So auch in diesem Jahr. Vetsch zeigt auf die Birnenanlage, wo am 4. April der erste Frost genau in der Vollblüte auftrat – und die Aprikosen hätten dann schon kleine Früchte gehabt.

Nebst den gängigen Sorten wie Gala und Boskoop baut die Familie Vetsch einige robuste Sorten wie zum Beispiel Ladina und spezielle Sorten wie Wildmuser oder Kindsköpfler an. Nicht jede Sorte eigne sich für den Verkauf, sagt Lukas Vetsch und weiter: «Einige Sorten sind hervorragend für die Apfelsaftproduktion. Diese kultivieren wir auf Hochstämmen.»

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Gegen Risiken breit aufgestellt

Um den Betrieb so breit wie möglich abzustützen, bauen sie seit 2018 Himbeeren unter dem Tunnel an. Die Familie Vetsch hat sich nicht nur auf Produktion fokussiert. Nebst einer Sortenerhaltungsanlage (Primärsammlung Steinobst) mit rund 160 Zwetschgen--Hochstämmen gedeihen in einer Forschungsanlage (Core Collection – Sammlung Schweizer Äpfel) 320 Apfelsorten. Die meisten Äpfel aus dieser Apfelkern-Sammlung verarbeitet die Familie zu Apfelsaft. Beide Anlagen werden vom Bundesamt für Landwirtschaft begleitet.

«So haben wir trotz aller Widrigkeiten des Frosts, der genauso verheerenden Gewitter im Sommer oder importierter Schädlinge doch eine solide Grundlage für unsere Zukunft aufgebaut», ergänzt Cécile Vetsch.

Vetsch Obstbau

Lukas und Cécile Vetsch

Ort: Grabs SG
LN: 19 ha mit Futter- und Ackerbau
Spezialkulturen: 6,8 ha Obst- und Beerenanbau
Betriebszweig: Direktvermarktung mit Hofladen und Automat, Mosterei für Eigengebrauch und Kunden
Tierhaltung: 30 Mutterkühe
Angestellte: Eltern, 2 Teilzeitmitarbeiter, 2 Lernende und saisonale Aushilfen