Untersaat ist bei Mosers Familientradition. «Schon mein Vater hat das immer gemacht», sagte Res Moser und nickte seinem Vater Werner zu. «Wir haben damit angefangen, um genug Futter für die Kühe zu haben», fügte der Senior an. Anlass war der Bodenfruchtbarkeits-Abend von Strickhof-Berater Serge Braun auf dem St. Annahof in Oberstammheim.
Probleme mit Äugstlen
Dort, im Zürcher Weinland, betrug die durchschnittliche Niederschlagsmenge in den vergangenen Jahren nur zirka 800 mm pro Jahr. «Bei den heissen und trockenen Sommern, wie sie bei uns üblich sind, hatten wir immer Probleme mit dem Äugstlen. Deshalb machten wir Untersaaten», hielt Res Moser fest. Der Erfahrungsschatz mit Untersaaten kommt Mosers denn auch in Jahren wie diesem zugute – ihre Untersaat ist zu sehen. Vielerorts ist aber aufgrund der nasskalten Witterung die Untersaat nicht geglückt.
Ein Vorteil der Untersaat sei, dass sie nach dem Dreschen zügig heranwachse. «Meistens lassen wir die Tiere nachher die Fläche beweiden. Aber wir konnten auch schon drei Wochen nach dem Dreschen silieren», sagte Res Moser.
Der Futternutzen von Untersaaten leuchtete allen Teilnehmern des Beratungsabends ein. Was aber Untersaat mit Bodenfruchtbarkeit zu tun hat, erklärte Serge Braun. «Durch Untersaaten ist der Boden auch nach dem Dreschen bedeckt. Der Bewuchs fördert die Bodenstruktur und Bodenfruchtbarkeit», sagte er. Dazu trägt vor allem die Bewurzelung bei. Wurzeln ernähren mit ihren Ausscheidungen die Mikroorganismen, die dafür sorgen, dass eine gute Krümelstruktur entsteht, und unterstützen die Humusbildung. Der Bewuchs schützt den Boden nicht nur vor Erhitzung und Austrocknung, sondern auch vor Abschwemmung und Erosion. «Nicht vergessen werden darf, dass Untersaaten auch Nitratauswaschungen reduzieren», ergänzte Braun. Auch könne man leguminosenreiche Untersaatmischungen wählen, die Stickstoff für die Folgekultur fixieren.
Die Motivation, dass vor allem ÖLN-Landwirte den Beratungsanlass besuchten, war unter anderem auch, dass sie wissen wollten, ob die Befahrbarkeit der Felder mit Untersaaten besser sei. Res Moser stellte seinen Betrieb vor und geizte nicht mit Tipps aus seinem Erfahrungsschatz. 2015 stellte er auf Bio um. Er baut Weizen, Erbse/Gerste, Hartweizen, Dinkel, Speiseroggen, Speisehafer, in manchen Jahren sogar Buchweizen an – und natürlich Mais.
[IMG 2-3]
Untersaat und Unkraut
«Untersaat in Mais ist die Königsklasse», sagte Serge Braun bei der Feldbesichtigung. Mosers Mais ist gut geraten, steht hoch und zwischen den Reihen keimen bereits die ersten Untersaatpflänzchen. In den Reihen ist allerdings der Unkrautbesatz hoch. Entfernt wird dieses in Handarbeit. Res Moser säte die Populationssorte Evolino und machte drei Hackdurchgänge. «Der Saatzeitpunkt für die Untersaat wird durch die Maishöhe bestimmt. Solange man mit dem Traktor durchkommt, ohne den Mais zu schädigen, kann man säen», erklärte Res Moser. Er wählte die Untersaatmischung Green Carbon Fix von Sativa Rheinau. Die Mischung besteht aus drei Sorten Englisch Raigras, zwei Sorten Lieschgras, Gelbklee, Hornklee, Serradella, zwei Sorten Weissklee, Inkarnatklee, Perserklee, Leindotter, Phacelia und Koriander. Für die Saatstärke folgte Moser den Anbauempfehlungen von Sativa und säte 150 g/100 m². Beim Mais hingegen reduzierte er die Saatstärke auf unter 80000 Kö/ha.
Ein Stück weiter ist die Untersaat auch im Winterweizen gut herangewachsen. Res Moser säte die Winterweizensorte Wital, die laut Sortenbeschreibung von Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) sehr ertragreich sein soll. Für die Untersaat wählt er eine 200er-Futtermischung. Eingesät wurde im April. Neben dem Winterweizen wächst der Hartweizen heran. «Hartweizen ist eine Risikokultur und sehr konkurrenzschwach», führt Moser aus. Zu sehen sind hier vor allem Untersaat und Durchwuchs, man darf gespannt sein, ob die Weizenernte hier gelingt.
Säen, nicht streuen
Res Moser lernte, mit Untersaaten Geduld zu haben. Geduld braucht es und einen langen Atem. «Trotz all unserer jahrelangen Erfahrung gelingt auch bei uns nicht jede Untersaat», sagte er. Wichtig seien die Ausgangsbedingungen. Untersaaten müsse man säen (und nicht streuen) und anschliessend für den Bodenschluss walzen.
Die Stolpersteine bei Untersaaten wurden am Beratungsanlass auch diskutiert. So können Untersaaten im besten Fall Unkraut unterdrücken, im schlechtesten Fall aber konkurrenzieren sie die Hauptkultur, was Ertragsminderungen zur Folge hat. Gelingt die Untersaat nicht, ist «ausser Spesen nichts gewesen». Der Mehraufwand und die Mehrkosten sind nicht zu unterschätzen.
Was ist nun mit der Befahrbarkeit? Daran bestand ja grosses Interesse bei den Teilnehmern. «Wir sind hier in einer sehr trockenen Gegend», sagte Res Moser an jene Teilnehmer gerichtet, die aus dem Kanton Luzern angereist waren. «Ihr im Kanton Luzern habt aber andere Niederschlagsmengen. Ja, ich bin überzeugt, dass die Felder durch den Bewuchs besser befahrbar sind», fügte er an.
Gegen Bodenverdichtungen
Strickhof-Berater Serge Braun ergänzte: «Dadurch vermindert sich der Bodendruck in den Fahrgassen. Der Boden wird tragfähiger.» Bodenverdichtungen verdichten die Poren, deren Aufgabe der Transport von Wasser und Luft ist. Die verdichteten Poren erschweren das Wurzelwachstum und können zu Sauerstoffmangel und Staunässe führen – was negativ für die Bodenfruchtbarkeit ist.
St. Annahof
Name: Jacqueline und Res Moser
Ort: Oberstammheim
LN: 25 haKulturen: Futterbau, Ackerbau mit Weizen, Erbse/Gerste, Hartweizen, Dinkel, Hafer, Roggen und Mais
Viehbestand: 20 Mutterkühe, Rasse Hinterwälder, und Ausmast/Nachzucht
Betriebszweig: Direktvermarktung Rindfleisch und Mehl