Seit im August bekannt wurde, dass fünf Betriebe im Kanton St. Gallen aufgrund zu hoher PFAS-Werte ihr Fleisch nicht mehr verkaufen dürfen, sind per- und polyfluorierte Alkylverbindungen in aller Munde. An der Pflanzenbautagung am Arenenberg informierte das Thurgauer Amt für Umwelt über den Wissensstand.

Unklare Eintrittspfade

«Die Theorie, dass im Kanton St. Gallen PFAS durch Klärschlamm in den Boden und so ins Fleisch gelangten, ist naheliegend. Ob dies wirklich die Ursache ist, wissen wir nicht», betonte Achim Kayser, Leiter Abfall und Boden. Neben Klärschlamm würden grundsätzlich auch andere Pfade infrage kommen, zum Beispiel durch belastetes Wasser, Bodenauffüllungen oder Löschschäume.

Bodenuntersuchungen liegen schweizweit erst wenige vor. Das Bundesamt für Landwirtschaft und das Bafu haben im Rahmen der Nationalen Bodenbeobachtung 146 Bodenproben analysiert, davon drei von Thurgauer Landwirtschaftsböden. In allen Oberboden-Proben wurden PFAS nachgewiesen. Die Thurgauer Proben liegen im mittleren Bereich. «Man spricht bei diesem Bereich von einer ‹Grundbelastung›», sagte Achim Kayser. Im Unterboden sei nur in einer Probe PFAS gemessen worden.

Die Messwerte seien im Ober- wie auch im Unterboden sehr tief. «Verlässliche Zahlen haben wir einzig aus Bodenproben von Unfallstandorten und belasteten Standorten», hielt er fest.

Löschwasser als Ursache

Ein Beispiel dafür sei der Brand bei der Tobi Seeobst in Egnach im Jahr 2018. Zum Löschen wurde PFOS-haltiger Löschschaum eingesetzt. Dieser wurde als Notmassnahme auf die benachbarte Wiese geleitet und führte zu einer hohen Belastung des Bodens. Die Fläche wurde nach dem Brand abgedeckt, das Erdreich durch Bagger abgetragen und zur Verbrennung ins Ausland gebracht. Der Landwirt musste das Wiesenfutter entsorgen und hatte lange Zeit einen Ertragsausfall. «Die Frage nach dem Schuldigen und wer für den Schaden aufkommt, ist Sache der Justiz», entgegnete Kayser auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum.

«Die einzige nachhaltige Lösung wäre, bei der Quelle anzusetzen und nach Alternativen zu suchen.»

Achim Kayser

Er warnte vor Panikmacherei rund um die PFAS und betonte: «Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine vernünftige Lösung zu finden.» Für den Fachmann ist klar, dass der Sündenbock nicht den Bauern zugeschoben werden darf, wenn zu hohe Werte im Boden gemessen werden. Kayser erwähnte, dass nach wie vor neue PFAS-haltige Produkte auf den Markt kommen. Für ihn ist klar: «Die einzige nachhaltige Lösung wäre, bei der Quelle anzusetzen und nach Alternativen zu suchen.»