Die Kartoffelernte 2020 ist beendet, die Vermarktung läuft auf Hochtouren. Betreffend Qualität sind die Meinungen unterschiedlich, für viele Bauern war es ein schwieriges Kartoffeljahr. Dazu komme die Corona-Pandemie, welche den Kartoffelmarkt veränderte. Während die Frischkartoffelverkäufe im Sommer zugelegt haben, ist der Pommes-Frites-Markt eingebrochen.
Schwierige Situation der Gastronomie hat Folgen
Frigemo ist ein grosser Abnehmer von Schweizer-Kartoffeln und stellt ein umfangreiches Sortiment an Kartoffelprodukten her. Pommes frites aller Art über Rösti-Produkte bis hin zu vielfältigen Kartoffelspezialitäten. Wegen der Corona-Pandemie stellt Frigemo jetzt ein verändertes Kaufverhalten fest. Zugelegt haben Produkte für den Detailhandel auf Kosten jener für die Gastronomie. «Die schwierige Situation in der Gastronomie wirkt sich direkt auch auf uns aus», bestätigt Daniel Jenni, Mitglied der Frigemo-Geschäftsleitung. Sie verzeichnen massive Rückgänge im Foodservice-Markt. Demgegenüber sei die Nachfrage aus dem Detailhandel nach wie vor erhöht. Das Plus im Detailhandel gleiche jedoch das Minus im Foodservice-Bereich nicht aus.
Mehr Pommes für den Detailhandel
Dass durch das ganze Jahr viele Feste abgesagt werden mussten, hatte auch Auswirkungen auf den Pommes-frites-Markt. «Diesbezüglich können wir noch keine genaue Bilanz ziehen», sagt Daniel Jenni. «Wir produzieren sicher weniger für die Gastronomie, dafür mehr für den Detailhandel.» So werden vermehrt Backofen-Pommes-frites, dafür weniger Friteusen-Pommes-frites hergestellt. «Wir stellen zudem eine Zunahme der Nachfrage nach Kartoffelflocken fest», hält er fest.
Private Rösti-Lager angelegt
Laut der Swiss Convenience Food Association (SCFA) ist es zu früh, um die Auswirkungen der Corona-Krise zu beurteilen. Es liessen sich allerdings Tendenzen erkennen, sagt Urs Reinhard, Geschäftsführer der SCFA. Bei den Pommes frites bricht bis zu 75 Prozent des Umsatzes weg. Grund sei die wegfallende Gastronomie. Bei der Fertig-Rösti gab es zunächst eine starke Nachfrage. Nachdem die Privathaushalte die Lager aufgestockt hatten, sei es nun bei der Rösti wieder zu einer Normalisierung gekommen.
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Für die Veredlungsindustrie waren die Kartoffel-Lagervorräte in den letzten Jahren unterschiedlich. (Grafik Bauz/Zahlen Swisspatat)
Ein schwieriges Jahr für den Kartoffelbau
Der Krankheitsdruck, die schwierigen Erntebedingungen und nicht zuletzt die Anforderungen bei der Kartoffelannahmen, hätten zu schlaflosen Nächten geführt. Zufrieden zeigt man sich aber bei der Fenaco: «Die eingelagerten Veredelungskartoffeln sind überwiegend von guter bis sehr guter Qualität», sagt Christoph Kohli, verantwortlich für die CM Veredelungs- und Pflanzkartoffeln bei der Fenaco Landesprodukte. Teilweise seien die Stärkewerte zu tief gewesen oder die Backnoten entsprachen nicht den Anforderungen der Swisspatat-Übernahmebedingungen. «Der Anteil dieser Partien ist aber nicht höher als in anderen Jahren», hält Kohli fest. Während der Erntephase mit sehr trockenen Bedingungen Ende September traten auch vermehrt Schlagschäden auf. Die Kritik der Bauern wegen den Kartoffelübernahmen lässt Kohli nicht gelten. «Die Übernahme und auch der Vollzug der Eingangskontrolle erfolgten an unseren Standorten nach den Übernahmebedingungen von Swisspatat», sagt Kohli klar und deutlich. Diese erfuhren keine Veränderungen gegenüber dem Vorjahr und demzufolge könne er diese Aussage für die Standorte von Fenaco Landesprodukte nicht nachvollziehen.
Fenaco übernimmt die Mengen vollständig
Wegen der Corona-Pandemie befürchten die Bauern jetzt, dass sie auf ihren Kartoffeln sitzen bleiben würden. «Die Fenaco Landesprodukte hat die vereinbarten Vertragsmengen vollständig übernommen, abgerechnet und den Produzenten ausbezahlt», weiss Christoph Kohli. Eine abschliessende Bilanz werde aber erst in einem halben Jahr möglich sein. Dank der Anlage von sogenannten Garantielagern wurden von der Branche insgesamt 9500 Tonnen Friteskartoffeln ans Lager genommen, welche bei einem entsprechenden Minderbedarf der verarbeitenden Industrie aus dem Überschussfonds finanziert würden.
Weniger für die Rösti?
Immer wieder hört man von den Produzenten, dass sie für ihre Kartoffeln mehr lösen würden, wenn es aus ihnen Pommes frites statt Rösti gäbe. «Von unserer Seite liefern wir in diesen Kanal Veredelungskartoffeln, welche wir aufgrund von knappen Stärkewerten oder ungenügenden Backnoten nach dem Swisspatat-Übernahmemodell grobsortiert eingelagert haben», bestätigt Christoph Kohli. Diese Kartoffeln hätten einen effektiven Minderwert für die verarbeitende Industrie gegenüber der Festübernahme, welche die Regel sei. «Daneben haben wir bei den beiden Speisesorten Victoria und Jelly auch feste Verträge mit Produzenten für die Rösti-Produktion. Da die Qualitäts- und Kalibervorgaben deutlich von den Bedingungen der Speisekartoffeln abweichen, gilt hier seit vielen Jahren ein anderer Preis, welcher den Produzenten vorgängig bekannt und auch akzeptiert ist», hält er fest.