Beim Brot ist klar, was drinsteckt: Getreide vom Feld, das in einer Mühle gemahlen und einem Ofen gebacken worden ist. «Viele Produkte aus Hülsenfrüchten erscheinen Konsument(innen) abstrakter», sagt Anik Thaler. Die Agrarwissenschaftlerin ist Mitbegründerin des Unternehmens Fabas, das sich in den letzten Jahren als Verarbeiter von Schweizer Kichererbsen und Bohnen einen Namen gemacht hat. Jetzt gründet Thaler zusammen mit anderen jungen Berufsleuten den Verein Schweizer Hülsenfrüchte. Eines seiner Ziele: Klarstellen, dass auch die Kichererbsen für Hummus oder die Linsen im pflanzlichen Plätzchen auf Schweizer Feldern wachsen.
Ganze Kette vertreten
[IMG 2]Bis 2035 sollen sowohl der Konsum von Hülsenfrüchten als auch deren Produktion hierzulande verdreifacht werden, so die Bestrebung des neuen Vereins. Darin vertreten sind laut Anik Thaler Akteure aus der ganzen Wertschöpfungskette, unter anderem der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV), IP-Suisse, Biofarm oder die Angst AG. Mit der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) und der ETH Zürich sind auch Züchtung und Forschung mit an Bord.
Der Verein Schweizer Hülsenfrüchte hat neben klar umrissenen Zielen auch bereits verschiedene Projekte angedacht bzw. aufgegleist; darunter ein einheitlicher Auftritt für einheimische Hülsenfrüchte für Marketing und Direktvermarktung. «Dazu dient das Vereinslogo, die lachende Schote, als Erkennungsmerkmal», erklärt Anik Thaler. Alle Vereinsmitglieder können das Logo für ihre Produkte nutzen. «Ausserdem soll es Flyer oder Feldtafeln geben, um Konsument(innen) im Hofladen oder am Feldrand zu informieren.»
Lernen in Zürich
Die Stadt Zürich ist im Bereich der Hülsenfrüchte für die menschliche Ernährung bereits aktiv und hat sich unter anderem in ihrer Klimastrategie dazu bekannt, mehr pflanzliches Eiweiss auf die Teller zu bringen. Daher dient Zürich quasi als Modellregion für den Verein Schweizer Hülsenfrüchte, um Anbau und Konsum – auch in der Gastronomie – voranzubringen und daraus für andere Regionen zu lernen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Ernährungsforum Zürich. «Es gibt derartige Foren ebenso in anderen Städten und bald auch auf dem Land», bemerkt Anik Thaler. «Es braucht solche Gefässe, damit sich verschiedene Akteure kennenlernen und vernetzen können.»
In dieser Rolle als Vernetzer sieht sich auch der Verein Schweizer Hülsenfrüchte. Denn während es in anderen Branchen klar ist, an wen man sich wenden kann, fehlt ein gebündelter Ansprechpartner bisher für pflanzliche Eiweissquellen. Der Verein richtet sich an Produzenten wie auch Konsumenten (etwa mit Tipps zur Zubereitung, Infos über Hülsenfrüchte allgemein). «Wir werden nicht direkt politisch aktiv», stellt Anik Thaler fest. Vorschläge an politische Akteure seien aber durchaus möglich, z. B. um mit Grenzschutz, Einzelkulturbeiträgen oder Absatzförderung den Markt für pflanzliche Produkte Schweizer Herkunft zugänglicher zu machen. Um bereits bei der Basis anzusetzen, sind ebenso Informationen bzw. Sensibilisierung für die landwirtschaftliche Ausbildung, angehende Köche oder in Schulen vorgesehen. «Im klassischen Schulkochbuch Tiptopf hat es z. B. bisher wenig Rezepte mit Hülsenfrüchten», sagt die Mitgründerin.
Wissen zum Anbau bieten
Für Landwirt(innen) kostet die Mitgliedschaft beim Verein Schweizer Hülsenfrüchte 150 Franken pro Jahr. «Wir stellen Wissen zum Anbau bereit, z. T. auch aus dem Ausland, wo man mehr Erfahrung damit hat», so Anik Thaler. Ausserdem profitieren Landwirte im Verein von der Vernetzung mit anderen Marktakteuren.
Die Mitglieder würden den Verein stark prägen, versichert die Agrarwissenschaftlerin. In den nächsten Monaten soll der Vorstand ausgebaut und ein Expertenrat aufgebaut werden, um möglichst viel Fachwissen zu bündeln. Die Finanzierung läuft über Mitgliederbeiträge und verschiedene Projekte werden von Bundesämtern oder Stiftungen unterstützt.
Am 29. November findet die Auftaktversammlung des Vereins Schweizer Hülsenfrüchte in Lindau ZH statt.Mehr Infos zum Verein: www.schweizerhuelsenfruechte.ch